sehlen |lassen) abnehmen können, daß diese den Dummbart oft dem Glücke weiter in den Schooß führen, als ein Andrer mit seinen weisesten Ueberlegungen auszureichen vermag. Doch will ich damit nicht gesagt haben, daß man den Letztern mit Vorbedacht aus dem Wege gehen solle. Muß man in der Aus- führung ja doch immer noch dem lieben Gott die größere Halbschied überlassen. --
Kurz, ich verkaufte meinen kleinen und glücklichen Postreiter; setzte mir's in den Kopf, ein funkelnagelneues Schiff von etwa 80 Lasten auf den Königsberger Stapel zu setzen, und war den größten Theil des Jah- res 1763 mit dem Ausbau desselben beschäf- tigt, ohne den Ort zu verlassen. Jn das nemliche Jahr traf auch der unglückliche große Brand in Königsberg, wobei der Lö- benicht, Sackheim und ein Theil vom Roß- garten in Feuer aufgiengen. Als der erstge- nannte Stadttheil so plötzlich und an allen Orten zugleich in Flammen stand, befand ich mich, mit wohl noch tausend andern Men- schen, auf der Holzwiese, dicht am Pregel, dem Löbenich gegenüber. Hier bemerkten wir auf der Ladebrücke, hinter dem Hospital, arme gebrechliche Bewohner desselben, welche darauf ihre letzte kümmerliche Zuflucht gesucht hatten. Denn hinter ihnen standen ihre Zel- len, sammt der Hospital-Kirche, in lichtem
ſehlen |laſſen) abnehmen koͤnnen, daß dieſe den Dummbart oft dem Gluͤcke weiter in den Schooß fuͤhren, als ein Andrer mit ſeinen weiſeſten Ueberlegungen auszureichen vermag. Doch will ich damit nicht geſagt haben, daß man den Letztern mit Vorbedacht aus dem Wege gehen ſolle. Muß man in der Aus- fuͤhrung ja doch immer noch dem lieben Gott die groͤßere Halbſchied uͤberlaſſen. —
Kurz, ich verkaufte meinen kleinen und gluͤcklichen Poſtreiter; ſetzte mir’s in den Kopf, ein funkelnagelneues Schiff von etwa 80 Laſten auf den Koͤnigsberger Stapel zu ſetzen, und war den groͤßten Theil des Jah- res 1763 mit dem Ausbau deſſelben beſchaͤf- tigt, ohne den Ort zu verlaſſen. Jn das nemliche Jahr traf auch der ungluͤckliche große Brand in Koͤnigsberg, wobei der Loͤ- benicht, Sackheim und ein Theil vom Roß- garten in Feuer aufgiengen. Als der erſtge- nannte Stadttheil ſo ploͤtzlich und an allen Orten zugleich in Flammen ſtand, befand ich mich, mit wohl noch tauſend andern Men- ſchen, auf der Holzwieſe, dicht am Pregel, dem Loͤbenich gegenuͤber. Hier bemerkten wir auf der Ladebruͤcke, hinter dem Hoſpital, arme gebrechliche Bewohner deſſelben, welche darauf ihre letzte kuͤmmerliche Zuflucht geſucht hatten. Denn hinter ihnen ſtanden ihre Zel- len, ſammt der Hoſpital-Kirche, in lichtem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0187"n="171"/>ſehlen |laſſen) abnehmen koͤnnen, daß dieſe<lb/>
den Dummbart oft dem Gluͤcke weiter in den<lb/>
Schooß fuͤhren, als ein Andrer mit ſeinen<lb/>
weiſeſten Ueberlegungen auszureichen vermag.<lb/>
Doch will ich damit nicht geſagt haben, daß<lb/>
man den Letztern mit Vorbedacht aus dem<lb/>
Wege gehen ſolle. Muß man in der Aus-<lb/>
fuͤhrung ja doch immer noch dem lieben Gott<lb/>
die groͤßere Halbſchied uͤberlaſſen. —</p><lb/><p>Kurz, ich verkaufte meinen kleinen und<lb/>
gluͤcklichen Poſtreiter; ſetzte mir’s in den<lb/>
Kopf, ein funkelnagelneues Schiff von etwa<lb/>
80 Laſten auf den Koͤnigsberger Stapel zu<lb/>ſetzen, und war den groͤßten Theil des Jah-<lb/>
res 1763 mit dem Ausbau deſſelben beſchaͤf-<lb/>
tigt, ohne den Ort zu verlaſſen. Jn das<lb/>
nemliche Jahr traf auch der ungluͤckliche<lb/>
große Brand in Koͤnigsberg, wobei der Loͤ-<lb/>
benicht, Sackheim und ein Theil vom Roß-<lb/>
garten in Feuer aufgiengen. Als der erſtge-<lb/>
nannte Stadttheil ſo ploͤtzlich und an allen<lb/>
Orten zugleich in Flammen ſtand, befand ich<lb/>
mich, mit wohl noch tauſend andern Men-<lb/>ſchen, auf der Holzwieſe, dicht am Pregel,<lb/>
dem Loͤbenich gegenuͤber. Hier bemerkten wir<lb/>
auf der Ladebruͤcke, hinter dem Hoſpital,<lb/>
arme gebrechliche Bewohner deſſelben, welche<lb/>
darauf ihre letzte kuͤmmerliche Zuflucht geſucht<lb/>
hatten. Denn hinter ihnen ſtanden ihre Zel-<lb/>
len, ſammt der Hoſpital-Kirche, in lichtem<lb/></p></div></body></text></TEI>
[171/0187]
ſehlen |laſſen) abnehmen koͤnnen, daß dieſe
den Dummbart oft dem Gluͤcke weiter in den
Schooß fuͤhren, als ein Andrer mit ſeinen
weiſeſten Ueberlegungen auszureichen vermag.
Doch will ich damit nicht geſagt haben, daß
man den Letztern mit Vorbedacht aus dem
Wege gehen ſolle. Muß man in der Aus-
fuͤhrung ja doch immer noch dem lieben Gott
die groͤßere Halbſchied uͤberlaſſen. —
Kurz, ich verkaufte meinen kleinen und
gluͤcklichen Poſtreiter; ſetzte mir’s in den
Kopf, ein funkelnagelneues Schiff von etwa
80 Laſten auf den Koͤnigsberger Stapel zu
ſetzen, und war den groͤßten Theil des Jah-
res 1763 mit dem Ausbau deſſelben beſchaͤf-
tigt, ohne den Ort zu verlaſſen. Jn das
nemliche Jahr traf auch der ungluͤckliche
große Brand in Koͤnigsberg, wobei der Loͤ-
benicht, Sackheim und ein Theil vom Roß-
garten in Feuer aufgiengen. Als der erſtge-
nannte Stadttheil ſo ploͤtzlich und an allen
Orten zugleich in Flammen ſtand, befand ich
mich, mit wohl noch tauſend andern Men-
ſchen, auf der Holzwieſe, dicht am Pregel,
dem Loͤbenich gegenuͤber. Hier bemerkten wir
auf der Ladebruͤcke, hinter dem Hoſpital,
arme gebrechliche Bewohner deſſelben, welche
darauf ihre letzte kuͤmmerliche Zuflucht geſucht
hatten. Denn hinter ihnen ſtanden ihre Zel-
len, ſammt der Hoſpital-Kirche, in lichtem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/187>, abgerufen am 16.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.