Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

wiederum Briefe aus Gothenburg: Schiffer
Steinkraus habe sich genöthigt gesehen, die
zur Ausbesserung nöthigen Gelder bis auf
6000 Gulden zu vermehren und sich aus-
zahlen zu lassen!

Jetzt ward mir der unsaubre Handel
denn doch zu arg und zu bunt! Wollt' ich
nicht, mit dem Stabe in der Hand mein
Eigenthum mit dem Rücken ansehen, so mußt'
ich eilen, dem unverschämten Räuber durch
meine persönliche Gegenwart einen Zügel an-
zulegen. Jn dieser Absicht gieng ich, im
Merz, mit Schiffer Martin Blank, als Passa-
gier nach Amsterdam ab, wo ich meinen Urian
entweder schon zu treffen, oder doch zu er-
warten gedachte. Er hatte aber gar nicht
die Eile gehabt, die ich bei ihm voraussetzte:
sondern erst in den letzten Tagen des Aprils,
nachdem ich schon mehrere Wochen nach ihm
ausgesehen, ließ mir Schiffer Johann Henke
von Königsberg, der eben auch im Hafen lag,
sagen: Steinkraus sey so eben angekommen
und habe mit dem Schiffe vor der Laage ge-
ankert. Jetzt verlor ich keinen Augenblick,
mich nach der Wasserseite zu begeben. Je
üblere Dinge ich ahndete, um so sorgfältiger
hatte ich auch bereits im Voraus meine Maaß-
regeln überlegt und mit meinen dortigen
Correspondenten, den Herren Kock und van
Goens, die erforderlichen Abreden genommen.

wiederum Briefe aus Gothenburg: Schiffer
Steinkraus habe ſich genoͤthigt geſehen, die
zur Ausbeſſerung noͤthigen Gelder bis auf
6000 Gulden zu vermehren und ſich aus-
zahlen zu laſſen!

Jetzt ward mir der unſaubre Handel
denn doch zu arg und zu bunt! Wollt’ ich
nicht, mit dem Stabe in der Hand mein
Eigenthum mit dem Ruͤcken anſehen, ſo mußt’
ich eilen, dem unverſchaͤmten Raͤuber durch
meine perſoͤnliche Gegenwart einen Zuͤgel an-
zulegen. Jn dieſer Abſicht gieng ich, im
Merz, mit Schiffer Martin Blank, als Paſſa-
gier nach Amſterdam ab, wo ich meinen Urian
entweder ſchon zu treffen, oder doch zu er-
warten gedachte. Er hatte aber gar nicht
die Eile gehabt, die ich bei ihm vorausſetzte:
ſondern erſt in den letzten Tagen des Aprils,
nachdem ich ſchon mehrere Wochen nach ihm
ausgeſehen, ließ mir Schiffer Johann Henke
von Koͤnigsberg, der eben auch im Hafen lag,
ſagen: Steinkraus ſey ſo eben angekommen
und habe mit dem Schiffe vor der Laage ge-
ankert. Jetzt verlor ich keinen Augenblick,
mich nach der Waſſerſeite zu begeben. Je
uͤblere Dinge ich ahndete, um ſo ſorgfaͤltiger
hatte ich auch bereits im Voraus meine Maaß-
regeln uͤberlegt und mit meinen dortigen
Correſpondenten, den Herren Kock und van
Goens, die erforderlichen Abreden genommen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0213" n="197"/>
wiederum Briefe aus Gothenburg: Schiffer<lb/>
Steinkraus habe &#x017F;ich geno&#x0364;thigt ge&#x017F;ehen, die<lb/>
zur Ausbe&#x017F;&#x017F;erung no&#x0364;thigen Gelder bis auf<lb/>
6000 Gulden zu vermehren und &#x017F;ich aus-<lb/>
zahlen zu la&#x017F;&#x017F;en!</p><lb/>
        <p>Jetzt ward mir der un&#x017F;aubre Handel<lb/>
denn doch zu arg und zu bunt! Wollt&#x2019; ich<lb/>
nicht, mit dem Stabe in der Hand mein<lb/>
Eigenthum mit dem Ru&#x0364;cken an&#x017F;ehen, &#x017F;o mußt&#x2019;<lb/>
ich eilen, dem unver&#x017F;cha&#x0364;mten Ra&#x0364;uber durch<lb/>
meine per&#x017F;o&#x0364;nliche Gegenwart einen Zu&#x0364;gel an-<lb/>
zulegen. Jn die&#x017F;er Ab&#x017F;icht gieng ich, im<lb/>
Merz, mit Schiffer Martin Blank, als Pa&#x017F;&#x017F;a-<lb/>
gier nach Am&#x017F;terdam ab, wo ich meinen Urian<lb/>
entweder &#x017F;chon zu treffen, oder doch zu er-<lb/>
warten gedachte. Er hatte aber gar nicht<lb/>
die Eile gehabt, die ich bei ihm voraus&#x017F;etzte:<lb/>
&#x017F;ondern er&#x017F;t in den letzten Tagen des Aprils,<lb/>
nachdem ich &#x017F;chon mehrere Wochen nach ihm<lb/>
ausge&#x017F;ehen, ließ mir Schiffer Johann Henke<lb/>
von Ko&#x0364;nigsberg, der eben auch im Hafen lag,<lb/>
&#x017F;agen: Steinkraus &#x017F;ey &#x017F;o eben angekommen<lb/>
und habe mit dem Schiffe vor der Laage ge-<lb/>
ankert. Jetzt verlor ich keinen Augenblick,<lb/>
mich nach der Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;eite zu begeben. Je<lb/>
u&#x0364;blere Dinge ich ahndete, um &#x017F;o &#x017F;orgfa&#x0364;ltiger<lb/>
hatte ich auch bereits im Voraus meine Maaß-<lb/>
regeln u&#x0364;berlegt und mit meinen dortigen<lb/>
Corre&#x017F;pondenten, den Herren Kock und van<lb/>
Goens, die erforderlichen Abreden genommen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0213] wiederum Briefe aus Gothenburg: Schiffer Steinkraus habe ſich genoͤthigt geſehen, die zur Ausbeſſerung noͤthigen Gelder bis auf 6000 Gulden zu vermehren und ſich aus- zahlen zu laſſen! Jetzt ward mir der unſaubre Handel denn doch zu arg und zu bunt! Wollt’ ich nicht, mit dem Stabe in der Hand mein Eigenthum mit dem Ruͤcken anſehen, ſo mußt’ ich eilen, dem unverſchaͤmten Raͤuber durch meine perſoͤnliche Gegenwart einen Zuͤgel an- zulegen. Jn dieſer Abſicht gieng ich, im Merz, mit Schiffer Martin Blank, als Paſſa- gier nach Amſterdam ab, wo ich meinen Urian entweder ſchon zu treffen, oder doch zu er- warten gedachte. Er hatte aber gar nicht die Eile gehabt, die ich bei ihm vorausſetzte: ſondern erſt in den letzten Tagen des Aprils, nachdem ich ſchon mehrere Wochen nach ihm ausgeſehen, ließ mir Schiffer Johann Henke von Koͤnigsberg, der eben auch im Hafen lag, ſagen: Steinkraus ſey ſo eben angekommen und habe mit dem Schiffe vor der Laage ge- ankert. Jetzt verlor ich keinen Augenblick, mich nach der Waſſerſeite zu begeben. Je uͤblere Dinge ich ahndete, um ſo ſorgfaͤltiger hatte ich auch bereits im Voraus meine Maaß- regeln uͤberlegt und mit meinen dortigen Correſpondenten, den Herren Kock und van Goens, die erforderlichen Abreden genommen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/213
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/213>, abgerufen am 23.11.2024.