Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.setzliche Zeit bereits verflossen. Der Bod- So saß ich nun eines Tages, im größten "Himmel!" dacht' ich bei mir selbst -- ſetzliche Zeit bereits verfloſſen. Der Bod- So ſaß ich nun eines Tages, im groͤßten „Himmel!‟ dacht’ ich bei mir ſelbſt — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0220" n="204"/> ſetzliche Zeit bereits verfloſſen. Der Bod-<lb/> merey-Geber verlangt ſein vorgeſchoſſenes<lb/> Geld, welches die Verſicherer mit hinlaͤngli-<lb/> chem Fug ſich zu zahlen weigerten. Jch be-<lb/> fand mich im entſetzlichſten Gedraͤnge: denn<lb/> was blieb mir uͤbrig, als den Verkauf mei-<lb/> nes Schiffes geſchehen zu laſſen, damit die<lb/> Bodmerey gedeckt werden koͤnne? — Es<lb/> ſchien unmoͤglich, daß noch irgend etwas mich<lb/> armen geſchlagenen Mann aus dieſem Ungluͤck<lb/> herausriſſe!</p><lb/> <p>So ſaß ich nun eines Tages, im groͤßten<lb/> Herzenskummer, in einem Weinhauſe, wo vor<lb/> mir auf dem Tiſche ein hollaͤndiſches Zeitungs-<lb/> blatt lag. Jm truͤben Sinnen nahm ich es,<lb/> gleichſam unwillkuͤhrlich, zur Hand: aber ich<lb/> wußte ſelbſt nicht, was ich las, bis meine<lb/> Augen auf eine Anzeige fielen, des Jnhalts:<lb/> „Es ſey zu Schlinger-Want (ohngefehr eine<lb/> Meile von Amſterdam, jenſeits des Y) ein<lb/> ertrunkener Mann gefunden worden‟, deſſen<lb/> Kleidung und uͤbrige Kennzeichen zugleich naͤ-<lb/> her angegeben wurden. Der Prediger des<lb/> Orts, von welchem er dort begraben worden,<lb/> forderte hier die etwannigen Angehoͤrigen<lb/> dieſes Verungluͤckten auf, der Kirche die<lb/> wenigen verurſachten Begraͤbnißkoſten zu ent-<lb/> richten.</p><lb/> <p>„Himmel!‟ dacht’ ich bei mir ſelbſt —<lb/> „Wenn dieſer Ertrunkene vielleicht dein Stein-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [204/0220]
ſetzliche Zeit bereits verfloſſen. Der Bod-
merey-Geber verlangt ſein vorgeſchoſſenes
Geld, welches die Verſicherer mit hinlaͤngli-
chem Fug ſich zu zahlen weigerten. Jch be-
fand mich im entſetzlichſten Gedraͤnge: denn
was blieb mir uͤbrig, als den Verkauf mei-
nes Schiffes geſchehen zu laſſen, damit die
Bodmerey gedeckt werden koͤnne? — Es
ſchien unmoͤglich, daß noch irgend etwas mich
armen geſchlagenen Mann aus dieſem Ungluͤck
herausriſſe!
So ſaß ich nun eines Tages, im groͤßten
Herzenskummer, in einem Weinhauſe, wo vor
mir auf dem Tiſche ein hollaͤndiſches Zeitungs-
blatt lag. Jm truͤben Sinnen nahm ich es,
gleichſam unwillkuͤhrlich, zur Hand: aber ich
wußte ſelbſt nicht, was ich las, bis meine
Augen auf eine Anzeige fielen, des Jnhalts:
„Es ſey zu Schlinger-Want (ohngefehr eine
Meile von Amſterdam, jenſeits des Y) ein
ertrunkener Mann gefunden worden‟, deſſen
Kleidung und uͤbrige Kennzeichen zugleich naͤ-
her angegeben wurden. Der Prediger des
Orts, von welchem er dort begraben worden,
forderte hier die etwannigen Angehoͤrigen
dieſes Verungluͤckten auf, der Kirche die
wenigen verurſachten Begraͤbnißkoſten zu ent-
richten.
„Himmel!‟ dacht’ ich bei mir ſelbſt —
„Wenn dieſer Ertrunkene vielleicht dein Stein-
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