sprache noch immer mächtig fühlte, im Na- vigations-Wesen es mit Manchem aufnahm und mir auch sonst zutrauen durfte, Herz und Verstand am rechten Flecke zu haben, so war ich darauf aus, mich auf irgend einem dort- hin bestimmten Schiffe als Ober-Steuermann anzubringen. Jn Amsterdam zwar gab es hiezu, für diesen Augenblick, keine Gelegen- heit: als ich mich aber, durch Freunde und Bekannte, in gleicher Angelegenheit, an das Haus Rochus et Copstadt in Rotterdam empfehlen ließ, erhielt ich auch sofort einen Ruf dahin, und ward mit den Rheedern einig, auf einem ganz neuen Schiffe, Na- mens Christina, unter Kapitain Jan Harmel, als Ober-Steuermann die Fahrt auf die Küste von Guinea anzutreten.
Jm November des nemlichen Jahres giengen wir von Goree unter Segel. Unsre Ladung bestand in solchen Artikeln, wie die Afrikaner sie gegen Sklaven, Goldstaub und Elephanten-Zähne am liebsten einzutauschen pflegen. Die Schiffsmannschaft betrug 106 Köpfe, und das Schiff führte 24 Sechspfün- der, weil Holland damals mit dem Kaiser von Marocco in Mißhelligkeiten gerathen war; weswegen allen Schiffen, die des Weges fuhren, aufgegeben worden, sich gegen jeden etwannigen Anfall der Korsaren gehörig aus- zurüsten. Aus dem nemlichen Grunde ver-
ſprache noch immer maͤchtig fuͤhlte, im Na- vigations-Weſen es mit Manchem aufnahm und mir auch ſonſt zutrauen durfte, Herz und Verſtand am rechten Flecke zu haben, ſo war ich darauf aus, mich auf irgend einem dort- hin beſtimmten Schiffe als Ober-Steuermann anzubringen. Jn Amſterdam zwar gab es hiezu, fuͤr dieſen Augenblick, keine Gelegen- heit: als ich mich aber, durch Freunde und Bekannte, in gleicher Angelegenheit, an das Haus Rochus et Copſtadt in Rotterdam empfehlen ließ, erhielt ich auch ſofort einen Ruf dahin, und ward mit den Rheedern einig, auf einem ganz neuen Schiffe, Na- mens Chriſtina, unter Kapitain Jan Harmel, als Ober-Steuermann die Fahrt auf die Kuͤſte von Guinea anzutreten.
Jm November des nemlichen Jahres giengen wir von Goree unter Segel. Unſre Ladung beſtand in ſolchen Artikeln, wie die Afrikaner ſie gegen Sklaven, Goldſtaub und Elephanten-Zaͤhne am liebſten einzutauſchen pflegen. Die Schiffsmannſchaft betrug 106 Koͤpfe, und das Schiff fuͤhrte 24 Sechspfuͤn- der, weil Holland damals mit dem Kaiſer von Marocco in Mißhelligkeiten gerathen war; weswegen allen Schiffen, die des Weges fuhren, aufgegeben worden, ſich gegen jeden etwannigen Anfall der Korſaren gehoͤrig aus- zuruͤſten. Aus dem nemlichen Grunde ver-
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ſprache noch immer maͤchtig fuͤhlte, im Na-
vigations-Weſen es mit Manchem aufnahm
und mir auch ſonſt zutrauen durfte, Herz und
Verſtand am rechten Flecke zu haben, ſo war
ich darauf aus, mich auf irgend einem dort-
hin beſtimmten Schiffe als Ober-Steuermann
anzubringen. Jn Amſterdam zwar gab es
hiezu, fuͤr dieſen Augenblick, keine Gelegen-
heit: als ich mich aber, durch Freunde und
Bekannte, in gleicher Angelegenheit, an das
Haus Rochus et Copſtadt in Rotterdam
empfehlen ließ, erhielt ich auch ſofort einen
Ruf dahin, und ward mit den Rheedern
einig, auf einem ganz neuen Schiffe, Na-
mens Chriſtina, unter Kapitain Jan Harmel,
als Ober-Steuermann die Fahrt auf die
Kuͤſte von Guinea anzutreten.
Jm November des nemlichen Jahres
giengen wir von Goree unter Segel. Unſre
Ladung beſtand in ſolchen Artikeln, wie die
Afrikaner ſie gegen Sklaven, Goldſtaub und
Elephanten-Zaͤhne am liebſten einzutauſchen
pflegen. Die Schiffsmannſchaft betrug 106
Koͤpfe, und das Schiff fuͤhrte 24 Sechspfuͤn-
der, weil Holland damals mit dem Kaiſer
von Marocco in Mißhelligkeiten gerathen war;
weswegen allen Schiffen, die des Weges
fuhren, aufgegeben worden, ſich gegen jeden
etwannigen Anfall der Korſaren gehoͤrig aus-
zuruͤſten. Aus dem nemlichen Grunde ver-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/264>, abgerufen am 25.11.2024.
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