Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

weniger schien es uns wohlgethan, dies in
der Nähe etwas genauer zu untersuchen, um
unsrer Schanze desto besser wahrzunehmen.
Jndem wir also unsre Flagge hinten, so
wie vorne die Gisse und einen Wimpel an
der Spitze des großen Mastes aufsetzten,
um unsre Bravour zu zeigen und uns den
Anschein eines Kriegsschiffes zu geben, (wie
denn auch unser Schiff aus der Ferne wirk-
lich ein ganz stattliches Ansehen hatte) so
richteten wir unsern Lauf gegen den wun-
derlichen Unbekannten; doch so, daß wir ihm
oberhalb Windes blieben.

Als wir demselben auf die Hälfte näher
gekommen waren, thaten wir einen blinden
Schuß gegen ihn, als Aufforderung, unsre
Flagge zu respectiren und uns die seinige
zu zeigen. Diese kam gleichwohl nicht zum
Vorschein; selbst dann nicht, da wir, im
Abstande von einer halben Meile, jenes Sig-
nal wiederholten. Ja, sogar der dritte
Gruß dieser Art, im steten Näherrücken, ver-
fehlte die gehoffte Wirkung: denn keine
Flagge ließ sich blicken. Unter der Zeit war
das fremde Schiff in den Bereich unsers
Geschützes gekommen; und wir bedachten
uns nun nicht länger, ihm auf gut Glück
eine scharfe Kugel zuzuschicken. Diese schlug
auch hart vor ihm nieder: aber seine
Flagge verzog noch immer, sich uns zu zeigen.

weniger ſchien es uns wohlgethan, dies in
der Naͤhe etwas genauer zu unterſuchen, um
unſrer Schanze deſto beſſer wahrzunehmen.
Jndem wir alſo unſre Flagge hinten, ſo
wie vorne die Giſſe und einen Wimpel an
der Spitze des großen Maſtes aufſetzten,
um unſre Bravour zu zeigen und uns den
Anſchein eines Kriegsſchiffes zu geben, (wie
denn auch unſer Schiff aus der Ferne wirk-
lich ein ganz ſtattliches Anſehen hatte) ſo
richteten wir unſern Lauf gegen den wun-
derlichen Unbekannten; doch ſo, daß wir ihm
oberhalb Windes blieben.

Als wir demſelben auf die Haͤlfte naͤher
gekommen waren, thaten wir einen blinden
Schuß gegen ihn, als Aufforderung, unſre
Flagge zu reſpectiren und uns die ſeinige
zu zeigen. Dieſe kam gleichwohl nicht zum
Vorſchein; ſelbſt dann nicht, da wir, im
Abſtande von einer halben Meile, jenes Sig-
nal wiederholten. Ja, ſogar der dritte
Gruß dieſer Art, im ſteten Naͤherruͤcken, ver-
fehlte die gehoffte Wirkung: denn keine
Flagge ließ ſich blicken. Unter der Zeit war
das fremde Schiff in den Bereich unſers
Geſchuͤtzes gekommen; und wir bedachten
uns nun nicht laͤnger, ihm auf gut Gluͤck
eine ſcharfe Kugel zuzuſchicken. Dieſe ſchlug
auch hart vor ihm nieder: aber ſeine
Flagge verzog noch immer, ſich uns zu zeigen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0271" n="255"/>
weniger &#x017F;chien es uns wohlgethan, dies in<lb/>
der Na&#x0364;he etwas genauer zu unter&#x017F;uchen, um<lb/>
un&#x017F;rer Schanze de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er wahrzunehmen.<lb/>
Jndem wir al&#x017F;o un&#x017F;re Flagge hinten, &#x017F;o<lb/>
wie vorne die Gi&#x017F;&#x017F;e und einen Wimpel an<lb/>
der Spitze des großen Ma&#x017F;tes auf&#x017F;etzten,<lb/>
um un&#x017F;re Bravour zu zeigen und uns den<lb/>
An&#x017F;chein eines Kriegs&#x017F;chiffes zu geben, (wie<lb/>
denn auch un&#x017F;er Schiff aus der Ferne wirk-<lb/>
lich ein ganz &#x017F;tattliches An&#x017F;ehen hatte) &#x017F;o<lb/>
richteten wir un&#x017F;ern Lauf gegen den wun-<lb/>
derlichen Unbekannten; doch &#x017F;o, daß wir ihm<lb/>
oberhalb Windes blieben.</p><lb/>
        <p>Als wir dem&#x017F;elben auf die Ha&#x0364;lfte na&#x0364;her<lb/>
gekommen waren, thaten wir einen blinden<lb/>
Schuß gegen ihn, als Aufforderung, un&#x017F;re<lb/>
Flagge zu re&#x017F;pectiren und uns die &#x017F;einige<lb/>
zu zeigen. Die&#x017F;e kam gleichwohl nicht zum<lb/>
Vor&#x017F;chein; &#x017F;elb&#x017F;t dann nicht, da wir, im<lb/>
Ab&#x017F;tande von einer halben Meile, jenes Sig-<lb/>
nal wiederholten. Ja, &#x017F;ogar der dritte<lb/>
Gruß die&#x017F;er Art, im &#x017F;teten Na&#x0364;herru&#x0364;cken, ver-<lb/>
fehlte die gehoffte Wirkung: denn keine<lb/>
Flagge ließ &#x017F;ich blicken. Unter der Zeit war<lb/>
das fremde Schiff in den Bereich un&#x017F;ers<lb/>
Ge&#x017F;chu&#x0364;tzes gekommen; und wir bedachten<lb/>
uns nun nicht la&#x0364;nger, ihm auf gut Glu&#x0364;ck<lb/>
eine &#x017F;charfe Kugel zuzu&#x017F;chicken. Die&#x017F;e &#x017F;chlug<lb/>
auch hart vor ihm nieder: aber &#x017F;eine<lb/>
Flagge verzog noch immer, &#x017F;ich uns zu zeigen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0271] weniger ſchien es uns wohlgethan, dies in der Naͤhe etwas genauer zu unterſuchen, um unſrer Schanze deſto beſſer wahrzunehmen. Jndem wir alſo unſre Flagge hinten, ſo wie vorne die Giſſe und einen Wimpel an der Spitze des großen Maſtes aufſetzten, um unſre Bravour zu zeigen und uns den Anſchein eines Kriegsſchiffes zu geben, (wie denn auch unſer Schiff aus der Ferne wirk- lich ein ganz ſtattliches Anſehen hatte) ſo richteten wir unſern Lauf gegen den wun- derlichen Unbekannten; doch ſo, daß wir ihm oberhalb Windes blieben. Als wir demſelben auf die Haͤlfte naͤher gekommen waren, thaten wir einen blinden Schuß gegen ihn, als Aufforderung, unſre Flagge zu reſpectiren und uns die ſeinige zu zeigen. Dieſe kam gleichwohl nicht zum Vorſchein; ſelbſt dann nicht, da wir, im Abſtande von einer halben Meile, jenes Sig- nal wiederholten. Ja, ſogar der dritte Gruß dieſer Art, im ſteten Naͤherruͤcken, ver- fehlte die gehoffte Wirkung: denn keine Flagge ließ ſich blicken. Unter der Zeit war das fremde Schiff in den Bereich unſers Geſchuͤtzes gekommen; und wir bedachten uns nun nicht laͤnger, ihm auf gut Gluͤck eine ſcharfe Kugel zuzuſchicken. Dieſe ſchlug auch hart vor ihm nieder: aber ſeine Flagge verzog noch immer, ſich uns zu zeigen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/271
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/271>, abgerufen am 25.11.2024.