Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.Grade nördlicher Breite und ohngefehr 90 Jndem es nun solchergestalt vor uns Grade noͤrdlicher Breite und ohngefehr 90 Jndem es nun ſolchergeſtalt vor uns <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0270" n="254"/> Grade noͤrdlicher Breite und ohngefehr 90<lb/> Meilen von der portugieſiſchen Kuͤſte ent-<lb/> fernt befanden, erblickten wir in den Vor-<lb/> mittags-Stunden ein Schiff vor uns uͤber<lb/> dem Winde, das uns, da wir den Kopf im-<lb/> mer voll von Seeraͤubern hatten, verdaͤchtig<lb/> vorkam. So wie ſchon fruͤher, theils aus<lb/> Vorſicht, theils um unſre Mannſchaft zu<lb/> uͤben, geſchehen war, ſo oft ein Segel in<lb/> unſrer Naͤhe auftauchte, ſo ward auch jetzt<lb/> im Augenblick an unſerm Borde Alles zum<lb/> Gefechte bereit gemacht. Allein indem un-<lb/> ſre Blicke aufmerkſam auf jenes Schiff ge-<lb/> richtet blieben, wurden wir mit Verwun-<lb/> derung gewahr, daß es gar keinen geraden<lb/> Kurs hielt, ſondern bald noͤrdlich, bald oͤſt-<lb/> lich am Winde lag. Alle Segel waren feſt<lb/> gemacht, bis auf das Vorder-Mars-Segel,<lb/> das frei im Winde flog, waͤhrend dieſer,<lb/> aus Suͤdweſten her, ſich faſt zum Sturm<lb/> verſtaͤrkte, ſo daß wir ſelbſt unſre Mars-<lb/> Segel hart eingerefft fuͤhren mußten.</p><lb/> <p>Jndem es nun ſolchergeſtalt vor uns<lb/> voruͤber taumelte, ſo daß wir ihm bald uͤber<lb/> den Wind kamen, wußten wir immer we-<lb/> niger, was wir aus dieſer Erſcheinung<lb/> ſchlieſſen ſollten; und da es wenigſtens noch<lb/> anderthalb Meilen von uns entfernt lag, ſo<lb/> konnten wir auch nicht entdecken, was es ei-<lb/> gentlich im Schilde fuͤhrte. Nichts deſto-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [254/0270]
Grade noͤrdlicher Breite und ohngefehr 90
Meilen von der portugieſiſchen Kuͤſte ent-
fernt befanden, erblickten wir in den Vor-
mittags-Stunden ein Schiff vor uns uͤber
dem Winde, das uns, da wir den Kopf im-
mer voll von Seeraͤubern hatten, verdaͤchtig
vorkam. So wie ſchon fruͤher, theils aus
Vorſicht, theils um unſre Mannſchaft zu
uͤben, geſchehen war, ſo oft ein Segel in
unſrer Naͤhe auftauchte, ſo ward auch jetzt
im Augenblick an unſerm Borde Alles zum
Gefechte bereit gemacht. Allein indem un-
ſre Blicke aufmerkſam auf jenes Schiff ge-
richtet blieben, wurden wir mit Verwun-
derung gewahr, daß es gar keinen geraden
Kurs hielt, ſondern bald noͤrdlich, bald oͤſt-
lich am Winde lag. Alle Segel waren feſt
gemacht, bis auf das Vorder-Mars-Segel,
das frei im Winde flog, waͤhrend dieſer,
aus Suͤdweſten her, ſich faſt zum Sturm
verſtaͤrkte, ſo daß wir ſelbſt unſre Mars-
Segel hart eingerefft fuͤhren mußten.
Jndem es nun ſolchergeſtalt vor uns
voruͤber taumelte, ſo daß wir ihm bald uͤber
den Wind kamen, wußten wir immer we-
niger, was wir aus dieſer Erſcheinung
ſchlieſſen ſollten; und da es wenigſtens noch
anderthalb Meilen von uns entfernt lag, ſo
konnten wir auch nicht entdecken, was es ei-
gentlich im Schilde fuͤhrte. Nichts deſto-
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