Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

leicht leck geworden und man das Sinken
befürchtet.

Dies zu ergründen, stellte ich sofort
meine Leute an beide Pumpen; und mittler-
weile, daß sie diese in Bewegung setzten,
gieng ich auf dem Schiffe von hinten nach
vorne und nach allen Seiten; besah mir's
oben und unten, und nahm endlich wahr,
daß die Thür zur Kajüte niedergehauen
war. Sogar das Beil, womit dies gesche-
hen seyn mochte, lag noch daneben. Jch
erschrak nicht wenig über diesen unvermuthe-
ten Anblick: denn nun schoß mir's auf's
Herz, daß hier gottlose Buben gehaust ha-
ben müßten, die den Kapitain oder sonsti-
gen Befehlshaber ermordet haben müßten
und sich in diesem Augenblick vielleicht ab-
sichtlich im untern Raume versteckt hielten.
Voll von dieser Vorstellung, hielt ich es
auch nicht für rathsam, mich dahinunter zu
wagen.

Unterdeß hatten meine Begleiter wacker
an den Pumpen gearbeitet, und erklärten
nach etwa 12 oder 15 Minuten: das Schiff
sey rein, und die Pumpen zögen kein Was-
ser mehr. "So kommt denn Alle!" rief
ich -- "Nehmt eure Wehren zur Hand,
spannt den Hahn und folgt mir, dicht zu-

leicht leck geworden und man das Sinken
befuͤrchtet.

Dies zu ergruͤnden, ſtellte ich ſofort
meine Leute an beide Pumpen; und mittler-
weile, daß ſie dieſe in Bewegung ſetzten,
gieng ich auf dem Schiffe von hinten nach
vorne und nach allen Seiten; beſah mir’s
oben und unten, und nahm endlich wahr,
daß die Thuͤr zur Kajuͤte niedergehauen
war. Sogar das Beil, womit dies geſche-
hen ſeyn mochte, lag noch daneben. Jch
erſchrak nicht wenig uͤber dieſen unvermuthe-
ten Anblick: denn nun ſchoß mir’s auf’s
Herz, daß hier gottloſe Buben gehauſt ha-
ben muͤßten, die den Kapitain oder ſonſti-
gen Befehlshaber ermordet haben muͤßten
und ſich in dieſem Augenblick vielleicht ab-
ſichtlich im untern Raume verſteckt hielten.
Voll von dieſer Vorſtellung, hielt ich es
auch nicht fuͤr rathſam, mich dahinunter zu
wagen.

Unterdeß hatten meine Begleiter wacker
an den Pumpen gearbeitet, und erklaͤrten
nach etwa 12 oder 15 Minuten: das Schiff
ſey rein, und die Pumpen zoͤgen kein Waſ-
ſer mehr. „So kommt denn Alle!‟ rief
ich — „Nehmt eure Wehren zur Hand,
ſpannt den Hahn und folgt mir, dicht zu-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0277" n="261"/>
leicht leck geworden und man das Sinken<lb/>
befu&#x0364;rchtet.</p><lb/>
        <p>Dies zu ergru&#x0364;nden, &#x017F;tellte ich &#x017F;ofort<lb/>
meine Leute an beide Pumpen; und mittler-<lb/>
weile, daß &#x017F;ie die&#x017F;e in Bewegung &#x017F;etzten,<lb/>
gieng ich auf dem Schiffe von hinten nach<lb/>
vorne und nach allen Seiten; be&#x017F;ah mir&#x2019;s<lb/>
oben und unten, und nahm endlich wahr,<lb/>
daß die Thu&#x0364;r zur Kaju&#x0364;te niedergehauen<lb/>
war. Sogar das Beil, womit dies ge&#x017F;che-<lb/>
hen &#x017F;eyn mochte, lag noch daneben. Jch<lb/>
er&#x017F;chrak nicht wenig u&#x0364;ber die&#x017F;en unvermuthe-<lb/>
ten Anblick: denn nun &#x017F;choß mir&#x2019;s auf&#x2019;s<lb/>
Herz, daß hier gottlo&#x017F;e Buben gehau&#x017F;t ha-<lb/>
ben mu&#x0364;ßten, die den Kapitain oder &#x017F;on&#x017F;ti-<lb/>
gen Befehlshaber ermordet haben mu&#x0364;ßten<lb/>
und &#x017F;ich in die&#x017F;em Augenblick vielleicht ab-<lb/>
&#x017F;ichtlich im untern Raume ver&#x017F;teckt hielten.<lb/>
Voll von die&#x017F;er Vor&#x017F;tellung, hielt ich es<lb/>
auch nicht fu&#x0364;r rath&#x017F;am, mich dahinunter zu<lb/>
wagen.</p><lb/>
        <p>Unterdeß hatten meine Begleiter wacker<lb/>
an den Pumpen gearbeitet, und erkla&#x0364;rten<lb/>
nach etwa 12 oder 15 Minuten: das Schiff<lb/>
&#x017F;ey rein, und die Pumpen zo&#x0364;gen kein Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er mehr. &#x201E;So kommt denn Alle!&#x201F; rief<lb/>
ich &#x2014; &#x201E;Nehmt eure Wehren zur Hand,<lb/>
&#x017F;pannt den Hahn und folgt mir, dicht zu-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0277] leicht leck geworden und man das Sinken befuͤrchtet. Dies zu ergruͤnden, ſtellte ich ſofort meine Leute an beide Pumpen; und mittler- weile, daß ſie dieſe in Bewegung ſetzten, gieng ich auf dem Schiffe von hinten nach vorne und nach allen Seiten; beſah mir’s oben und unten, und nahm endlich wahr, daß die Thuͤr zur Kajuͤte niedergehauen war. Sogar das Beil, womit dies geſche- hen ſeyn mochte, lag noch daneben. Jch erſchrak nicht wenig uͤber dieſen unvermuthe- ten Anblick: denn nun ſchoß mir’s auf’s Herz, daß hier gottloſe Buben gehauſt ha- ben muͤßten, die den Kapitain oder ſonſti- gen Befehlshaber ermordet haben muͤßten und ſich in dieſem Augenblick vielleicht ab- ſichtlich im untern Raume verſteckt hielten. Voll von dieſer Vorſtellung, hielt ich es auch nicht fuͤr rathſam, mich dahinunter zu wagen. Unterdeß hatten meine Begleiter wacker an den Pumpen gearbeitet, und erklaͤrten nach etwa 12 oder 15 Minuten: das Schiff ſey rein, und die Pumpen zoͤgen kein Waſ- ſer mehr. „So kommt denn Alle!‟ rief ich — „Nehmt eure Wehren zur Hand, ſpannt den Hahn und folgt mir, dicht zu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/277
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/277>, abgerufen am 26.11.2024.