Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.Jch gestand meinem Oheim, wie gerne ich Still und vorsichtig kam ich mit meiner Jch geſtand meinem Oheim, wie gerne ich Still und vorſichtig kam ich mit meiner <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0036" n="20"/> Jch geſtand meinem Oheim, wie gerne ich<lb/> am Bord eines ſolchen anſehnlichen Oſtin-<lb/> dien-Fahrers ſeyn und die Reiſe mitmachen<lb/> moͤchte. Er gab mir immer die einzige Ant-<lb/> wort, die darauf paßte: Daß ich nicht klug<lb/> im Kopfe ſeyn muͤßte. Endlich aber ward<lb/> dieſer Hang in mir zu maͤchtig, als daß ich<lb/> ihm laͤnger widerſtehen konnte. Jn einer<lb/> Nacht, zwei Tage vor unſrer Abreiſe, ſchluͤpfte<lb/> ich heimlich in unſre angehaͤngte Joͤlle —<lb/> ganz wie ich gieng und ſtand und ohne das<lb/> geringſte von meinen Kleidungsſtuͤcken mit<lb/> mir zu nehmen. Man ſollte nemlich nicht<lb/> glauben, daß ich deſertirt, ſondern daß ich<lb/> ertrunken ſey; und wollte ſo verhindern,<lb/> daß mir nicht weiter auf den andern Schif-<lb/> fen nachgeſpuͤrt wuͤrde. Unter dieſen aber<lb/> hatte ich mir Eins auf’s Korn gefaßt, von<lb/> welchem mir bekannt geworden war, daß es<lb/> am andern naͤchſten Morgen nach Oſtindien<lb/> unter Segel gehen ſollte. Das Letztere zwar<lb/> war richtig: aber uͤber ſeine Beſtimmung<lb/> befand ich mich im Jrrthum: denn es war<lb/> zum Sklaven-Handel auf der Kuͤſte von<lb/> Guinea beſtimmt.</p><lb/> <p>Still und vorſichtig kam ich mit meiner<lb/> Joͤlle an der Seite dieſes Schiffes an, ohne<lb/> von irgend Jemand auf demſelben bemerkt<lb/> zu werden. Eben ſo ungeſehen ſtieg ich an<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0036]
Jch geſtand meinem Oheim, wie gerne ich
am Bord eines ſolchen anſehnlichen Oſtin-
dien-Fahrers ſeyn und die Reiſe mitmachen
moͤchte. Er gab mir immer die einzige Ant-
wort, die darauf paßte: Daß ich nicht klug
im Kopfe ſeyn muͤßte. Endlich aber ward
dieſer Hang in mir zu maͤchtig, als daß ich
ihm laͤnger widerſtehen konnte. Jn einer
Nacht, zwei Tage vor unſrer Abreiſe, ſchluͤpfte
ich heimlich in unſre angehaͤngte Joͤlle —
ganz wie ich gieng und ſtand und ohne das
geringſte von meinen Kleidungsſtuͤcken mit
mir zu nehmen. Man ſollte nemlich nicht
glauben, daß ich deſertirt, ſondern daß ich
ertrunken ſey; und wollte ſo verhindern,
daß mir nicht weiter auf den andern Schif-
fen nachgeſpuͤrt wuͤrde. Unter dieſen aber
hatte ich mir Eins auf’s Korn gefaßt, von
welchem mir bekannt geworden war, daß es
am andern naͤchſten Morgen nach Oſtindien
unter Segel gehen ſollte. Das Letztere zwar
war richtig: aber uͤber ſeine Beſtimmung
befand ich mich im Jrrthum: denn es war
zum Sklaven-Handel auf der Kuͤſte von
Guinea beſtimmt.
Still und vorſichtig kam ich mit meiner
Joͤlle an der Seite dieſes Schiffes an, ohne
von irgend Jemand auf demſelben bemerkt
zu werden. Eben ſo ungeſehen ſtieg ich an
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