Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.ber nach der französischen Grenzstadt zu brin- Mit schwerer Mühe ward der Oheim auf So kamen wir endlich Nachmittags (Es ber nach der franzoͤſiſchen Grenzſtadt zu brin- Mit ſchwerer Muͤhe ward der Oheim auf So kamen wir endlich Nachmittags (Es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0067" n="51"/> ber nach der franzoͤſiſchen Grenzſtadt zu brin-<lb/> gen; und hiezu ließ er ſich auch um ſo bereit-<lb/> williger finden, da er eine Meile am Wege<lb/> erſparte.</p><lb/> <p>Mit ſchwerer Muͤhe ward der Oheim auf<lb/> den Wagen gehoben. Jch und ſein Sohn<lb/> legten uns zu beiden Seiten neben ihn und<lb/> hielten ihn, moͤglichſt ſanft, in unſern Armen;<lb/> waͤhrend mein Bruder den Wagen begleitete,<lb/> welcher den ebenen Weg laͤngs dem See-<lb/> ſtrande einſchlug. Gott weiß aber, daß ich<lb/> wohl nie mehr geweint und gejammert habe,<lb/> als auf dieſer Fahrt. Der geringſte Anſtoß<lb/> des Wagens verurſachte dem Kranken die<lb/> peinlichſten Schmerzen, daß er klaͤglich win-<lb/> ſelte und zugleich an den Stuͤcken geronne-<lb/> nen Blutes im Munde und Halſe zu erſticken<lb/> drohte, wie ſehr ich auch, durch Herausnahme<lb/> derſelben, bemuͤht war, ihm Luft zu ver-<lb/> ſchaffen.</p><lb/> <p>So kamen wir endlich Nachmittags (Es<lb/> war an einem Sonntage) in Duͤnkirchen an.<lb/> Jch ließ den Fuhrmann vor einem Wirths-<lb/> hauſe halten, welches das Schild „zum rothen<lb/> Loͤwen‟ fuͤhrte: denn hier hatt’ ich bei meiner<lb/> fruͤheren Anweſenheit jezuweilen ein Glas<lb/> Bier getrunken und rechnete mich alſo, in<lb/> meinem Sinn, zu den Bekannten des Hauſes.<lb/> Das hinderte jedoch nicht, daß ich hier mit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0067]
ber nach der franzoͤſiſchen Grenzſtadt zu brin-
gen; und hiezu ließ er ſich auch um ſo bereit-
williger finden, da er eine Meile am Wege
erſparte.
Mit ſchwerer Muͤhe ward der Oheim auf
den Wagen gehoben. Jch und ſein Sohn
legten uns zu beiden Seiten neben ihn und
hielten ihn, moͤglichſt ſanft, in unſern Armen;
waͤhrend mein Bruder den Wagen begleitete,
welcher den ebenen Weg laͤngs dem See-
ſtrande einſchlug. Gott weiß aber, daß ich
wohl nie mehr geweint und gejammert habe,
als auf dieſer Fahrt. Der geringſte Anſtoß
des Wagens verurſachte dem Kranken die
peinlichſten Schmerzen, daß er klaͤglich win-
ſelte und zugleich an den Stuͤcken geronne-
nen Blutes im Munde und Halſe zu erſticken
drohte, wie ſehr ich auch, durch Herausnahme
derſelben, bemuͤht war, ihm Luft zu ver-
ſchaffen.
So kamen wir endlich Nachmittags (Es
war an einem Sonntage) in Duͤnkirchen an.
Jch ließ den Fuhrmann vor einem Wirths-
hauſe halten, welches das Schild „zum rothen
Loͤwen‟ fuͤhrte: denn hier hatt’ ich bei meiner
fruͤheren Anweſenheit jezuweilen ein Glas
Bier getrunken und rechnete mich alſo, in
meinem Sinn, zu den Bekannten des Hauſes.
Das hinderte jedoch nicht, daß ich hier mit
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