Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.les wieder gut werden könnte. Jch glaubte Unsre Abwesenheit mochte etwa dreivier- *) Diese Wendung war zu charakteristisch, als daß
der Her. etwas an derselben hätte ändern mögen. Wer möchte auch Anstoß daran nehmen, da sie unstreitig unendlich besser gemeynt, als ausge- drückt ist, und auch schwerlich mißverstanden wer- den wird. les wieder gut werden koͤnnte. Jch glaubte Unſre Abweſenheit mochte etwa dreivier- *) Dieſe Wendung war zu charakteriſtiſch, als daß
der Her. etwas an derſelben haͤtte aͤndern moͤgen. Wer moͤchte auch Anſtoß daran nehmen, da ſie unſtreitig unendlich beſſer gemeynt, als ausge- druͤckt iſt, und auch ſchwerlich mißverſtanden wer- den wird. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0071" n="55"/> les wieder gut werden koͤnnte. Jch glaubte<lb/> darum auch, daß ich die Briefe unbedenklich<lb/> abgehen laſſen duͤrfte; gab den andern Bei-<lb/> den einen verſtohlenen Wink, und eilte mit<lb/> ihnen nach dem Poſt-Comptoir.</p><lb/> <p>Unſre Abweſenheit mochte etwa dreivier-<lb/> tel Stunden gedauert haben. Doch als wir<lb/> wieder in das Kloſter und das Krankenzim-<lb/> mer eintraten, fanden wir, zu unſrer hoͤchſten<lb/> Beſtuͤrzung und mit einem Schmerz, der ſich<lb/> mit nichts vergleichen laͤßt, — nur unſers<lb/> guten Oheims Leiche vor. Sie ward auch<lb/> alsbald aus dem Bette genommen, auf den<lb/> nemlichen Tiſch, wie vorhin, ausgeſtreckt,<lb/> abermals voͤllig entkleidet, und der wieder-<lb/> holten genauen Beſichtigung der Aerzte unter-<lb/> worfen; wo ſich denn die zuvor bemerkten<lb/> Verletzungen noch deutlicher beſtaͤtigten. So-<lb/> bald uns aber die Doctoren verlaſſen hatten,<lb/> traten einige Pfaffen herzu, und fragten mich:<lb/> Zu welchem Glauben dieſer unſer Schiffs-<lb/> Capitain ſich bekannt habe? — Jch armer<lb/> religioͤſer Narr <note place="foot" n="*)">Dieſe Wendung war zu charakteriſtiſch, als daß<lb/> der Her. etwas an derſelben haͤtte aͤndern moͤgen.<lb/> Wer moͤchte auch Anſtoß daran nehmen, da ſie<lb/> unſtreitig unendlich beſſer gemeynt, als ausge-<lb/> druͤckt iſt, und auch ſchwerlich mißverſtanden wer-<lb/> den wird.</note> antwortete unbedenklich:<lb/> „Ei, zum Lutherſchen!‟</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [55/0071]
les wieder gut werden koͤnnte. Jch glaubte
darum auch, daß ich die Briefe unbedenklich
abgehen laſſen duͤrfte; gab den andern Bei-
den einen verſtohlenen Wink, und eilte mit
ihnen nach dem Poſt-Comptoir.
Unſre Abweſenheit mochte etwa dreivier-
tel Stunden gedauert haben. Doch als wir
wieder in das Kloſter und das Krankenzim-
mer eintraten, fanden wir, zu unſrer hoͤchſten
Beſtuͤrzung und mit einem Schmerz, der ſich
mit nichts vergleichen laͤßt, — nur unſers
guten Oheims Leiche vor. Sie ward auch
alsbald aus dem Bette genommen, auf den
nemlichen Tiſch, wie vorhin, ausgeſtreckt,
abermals voͤllig entkleidet, und der wieder-
holten genauen Beſichtigung der Aerzte unter-
worfen; wo ſich denn die zuvor bemerkten
Verletzungen noch deutlicher beſtaͤtigten. So-
bald uns aber die Doctoren verlaſſen hatten,
traten einige Pfaffen herzu, und fragten mich:
Zu welchem Glauben dieſer unſer Schiffs-
Capitain ſich bekannt habe? — Jch armer
religioͤſer Narr *) antwortete unbedenklich:
„Ei, zum Lutherſchen!‟
*) Dieſe Wendung war zu charakteriſtiſch, als daß
der Her. etwas an derſelben haͤtte aͤndern moͤgen.
Wer moͤchte auch Anſtoß daran nehmen, da ſie
unſtreitig unendlich beſſer gemeynt, als ausge-
druͤckt iſt, und auch ſchwerlich mißverſtanden wer-
den wird.
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