gütiger Verwandten einzustimmen, die es zu sich entboten. Jndeß war doch auch, in der Zwischenzeit, in des Mädchens äusserm Wesen eine, ihr sehr vortheilhafte Aenderung vorgegangen, und es schien mir keinem Zwei- fel unterworfen, daß sie sich in der Zunei- gung ihrer Oheime behaupten würde. Es fand sich Gelegenheit, sie der Obhut Eines meiner Freunde, der ein Schiff nach Am- sterdam führte, anzuvertrauen. Jch wußte, daß sie dort glücklich angekommen war und eben so wohlbehalten die Ueberfahrt nach Suriname gemacht hatte. Von dort hatte ich die schriftlichen Danksagungen meiner innigst erfreuten Freunde empfangen: aber späterhin war unser briefliches Verkehr un- terbrochen worden; so daß ich seit meh- reren Jahren nicht wußte, wie es um sie und ihr angenommenes Kind zustehen möchte. Beides hoffte ich nunmehr von den, an Bord erschienenen Gesundheits-Commissarien zu vernehmen.
Leider erfuhr ich auf diesem Wege, daß die Gebrüder Kniffel beiderseits schon vor einigen Jahren mit Tode abgegangen. -- "Aber was ist mit einem Frauenzimmer -- einer Anverwandtinn aus Deutschland -- geworden, die vor nicht gar zu langer Zeit in die Kolonie gekommen und als die muth- maßliche Erbinn ihrer Oheime angesehen
guͤtiger Verwandten einzuſtimmen, die es zu ſich entboten. Jndeß war doch auch, in der Zwiſchenzeit, in des Maͤdchens aͤuſſerm Weſen eine, ihr ſehr vortheilhafte Aenderung vorgegangen, und es ſchien mir keinem Zwei- fel unterworfen, daß ſie ſich in der Zunei- gung ihrer Oheime behaupten wuͤrde. Es fand ſich Gelegenheit, ſie der Obhut Eines meiner Freunde, der ein Schiff nach Am- ſterdam fuͤhrte, anzuvertrauen. Jch wußte, daß ſie dort gluͤcklich angekommen war und eben ſo wohlbehalten die Ueberfahrt nach Suriname gemacht hatte. Von dort hatte ich die ſchriftlichen Dankſagungen meiner innigſt erfreuten Freunde empfangen: aber ſpaͤterhin war unſer briefliches Verkehr un- terbrochen worden; ſo daß ich ſeit meh- reren Jahren nicht wußte, wie es um ſie und ihr angenommenes Kind zuſtehen moͤchte. Beides hoffte ich nunmehr von den, an Bord erſchienenen Geſundheits-Commiſſarien zu vernehmen.
Leider erfuhr ich auf dieſem Wege, daß die Gebruͤder Kniffel beiderſeits ſchon vor einigen Jahren mit Tode abgegangen. — „Aber was iſt mit einem Frauenzimmer — einer Anverwandtinn aus Deutſchland — geworden, die vor nicht gar zu langer Zeit in die Kolonie gekommen und als die muth- maßliche Erbinn ihrer Oheime angeſehen
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guͤtiger Verwandten einzuſtimmen, die es
zu ſich entboten. Jndeß war doch auch, in
der Zwiſchenzeit, in des Maͤdchens aͤuſſerm
Weſen eine, ihr ſehr vortheilhafte Aenderung
vorgegangen, und es ſchien mir keinem Zwei-
fel unterworfen, daß ſie ſich in der Zunei-
gung ihrer Oheime behaupten wuͤrde. Es
fand ſich Gelegenheit, ſie der Obhut Eines
meiner Freunde, der ein Schiff nach Am-
ſterdam fuͤhrte, anzuvertrauen. Jch wußte,
daß ſie dort gluͤcklich angekommen war und
eben ſo wohlbehalten die Ueberfahrt nach
Suriname gemacht hatte. Von dort hatte
ich die ſchriftlichen Dankſagungen meiner
innigſt erfreuten Freunde empfangen: aber
ſpaͤterhin war unſer briefliches Verkehr un-
terbrochen worden; ſo daß ich ſeit meh-
reren Jahren nicht wußte, wie es um ſie
und ihr angenommenes Kind zuſtehen moͤchte.
Beides hoffte ich nunmehr von den, an Bord
erſchienenen Geſundheits-Commiſſarien zu
vernehmen.
Leider erfuhr ich auf dieſem Wege, daß
die Gebruͤder Kniffel beiderſeits ſchon vor
einigen Jahren mit Tode abgegangen. —
„Aber was iſt mit einem Frauenzimmer —
einer Anverwandtinn aus Deutſchland —
geworden, die vor nicht gar zu langer Zeit
in die Kolonie gekommen und als die muth-
maßliche Erbinn ihrer Oheime angeſehen
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/103>, abgerufen am 09.05.2024.
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