Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.Während ich hier den Winter über, wo Eigentlich aber kam ich doch schon für Waͤhrend ich hier den Winter uͤber, wo Eigentlich aber kam ich doch ſchon fuͤr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0119" n="115"/> <p>Waͤhrend ich hier den Winter uͤber, wo<lb/> es nichts fuͤr mich zu thun gab, bis in den<lb/> Merz 1775 verweilte, hatt’ ich genuͤgliche<lb/> Muße, uͤber meine Lebenslage, und was ich<lb/> ferner thun und treiben ſollte, reiflich nach-<lb/> zudenken. Jch hatte jetzt meine vollen 37<lb/> Jahre auf dem Nacken; hatte, unter tauſend<lb/> Gefahren und Muͤhſeligkeiten und unter<lb/> allen Himmelsſtrichen, meine beſten Jahre<lb/> und Kraͤfte im Dienſt von Fremden ver-<lb/> ſchwendet, und ſah immer deutlicher ein, wie<lb/> wohl ich thun wuͤrde, mit meinen Erfahrun-<lb/> gen, und was ich ſonſt irgend vermoͤchte,<lb/> meinem Vaterlande und mir ſelbſt zu dienen.<lb/> Dies brachte mich denn auch zu dem Ent-<lb/> ſchluſſe, mein ferneres Gluͤck und Fortkom-<lb/> men am liebſten in meiner Vaterſtadt, an der<lb/> ich noch immer mit ganzer Seele hieng, zu<lb/> ſuchen; und demzufolge begab ich mich auch<lb/> ſofort, nach wieder eroͤffneter Schiffahrt, als<lb/> Paſſagier von Amſterdam nach Swinemuͤnde,<lb/> von wo ich mich ſodann nach Colberg ver-<lb/> fuͤgte.</p><lb/> <p>Eigentlich aber kam ich doch ſchon fuͤr<lb/> dies Jahr zu ſpaͤt, um eine Anſtellung im<lb/> Seeweſen zu finden, wie ſie mir am gemuͤth-<lb/> lichſten geweſen waͤre. Jch begnuͤgte mich<lb/> alſo, nach alter Weiſe, wieder eine Naviga-<lb/> tions-Schule zu eroͤffnen, um junge Leute<lb/> fuͤr den Seedienſt zu bilden: denn an ſolchen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [115/0119]
Waͤhrend ich hier den Winter uͤber, wo
es nichts fuͤr mich zu thun gab, bis in den
Merz 1775 verweilte, hatt’ ich genuͤgliche
Muße, uͤber meine Lebenslage, und was ich
ferner thun und treiben ſollte, reiflich nach-
zudenken. Jch hatte jetzt meine vollen 37
Jahre auf dem Nacken; hatte, unter tauſend
Gefahren und Muͤhſeligkeiten und unter
allen Himmelsſtrichen, meine beſten Jahre
und Kraͤfte im Dienſt von Fremden ver-
ſchwendet, und ſah immer deutlicher ein, wie
wohl ich thun wuͤrde, mit meinen Erfahrun-
gen, und was ich ſonſt irgend vermoͤchte,
meinem Vaterlande und mir ſelbſt zu dienen.
Dies brachte mich denn auch zu dem Ent-
ſchluſſe, mein ferneres Gluͤck und Fortkom-
men am liebſten in meiner Vaterſtadt, an der
ich noch immer mit ganzer Seele hieng, zu
ſuchen; und demzufolge begab ich mich auch
ſofort, nach wieder eroͤffneter Schiffahrt, als
Paſſagier von Amſterdam nach Swinemuͤnde,
von wo ich mich ſodann nach Colberg ver-
fuͤgte.
Eigentlich aber kam ich doch ſchon fuͤr
dies Jahr zu ſpaͤt, um eine Anſtellung im
Seeweſen zu finden, wie ſie mir am gemuͤth-
lichſten geweſen waͤre. Jch begnuͤgte mich
alſo, nach alter Weiſe, wieder eine Naviga-
tions-Schule zu eroͤffnen, um junge Leute
fuͤr den Seedienſt zu bilden: denn an ſolchen
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