Doch brachten sie in diesem engeren Ver- wahrsam nur die Nächte zu; bei Tage hingegen war ihnen gestattet, in freier Luft auf dem Verdecke zu verweilen. Auf ihre fernere Behandlung während der Ueberfahrt nach Amerika werde ich in der Folge wieder zurückkommen.
Der hiernächst bedeutendste Gegenstand des Handels an dieser Küste sind die Ele- phanten-Zähne, von welchen auch der ganze Strich zwischen Cap Palmas und tres Pun- tas den Namen der "Zahn-Küste" führt. Habe ich die Erzählungen der Eingebohrnen recht verstanden, so bemächtigen sie sich dieser stark gesuchten Waare, indem sie sich, in Partheien von 30 und mehr Personen, in die landeinwärts gelegenen Wälder auf die Elephanten-Jagd begeben. Jhre Waffen be- stehen hauptsächlich in fußlangen zweischnei- digen Säbelklingen, die sie von den Schiffen einhandeln und zu diesen Jagden an langen Stangen befestigen. Haben sie ein solches Thier aufgespürt, so suchen sie es entweder zu beschleichen, oder treiben es mit offner Gewalt auf, und trachten einzig dahin, ihm den Rüssel, der seine vorzüglichste Schutzwehr ausmacht, an der Wurzel abzuhauen; oder sie zerschneiden ihm die Sehnen an den Füßen, um es so zum Fallen zu bringen. Jst der Feind solchergestalt überwältigt, so
Doch brachten ſie in dieſem engeren Ver- wahrſam nur die Naͤchte zu; bei Tage hingegen war ihnen geſtattet, in freier Luft auf dem Verdecke zu verweilen. Auf ihre fernere Behandlung waͤhrend der Ueberfahrt nach Amerika werde ich in der Folge wieder zuruͤckkommen.
Der hiernaͤchſt bedeutendſte Gegenſtand des Handels an dieſer Kuͤſte ſind die Ele- phanten-Zaͤhne, von welchen auch der ganze Strich zwiſchen Cap Palmas und tres Pun- tas den Namen der „Zahn-Kuͤſte‟ fuͤhrt. Habe ich die Erzaͤhlungen der Eingebohrnen recht verſtanden, ſo bemaͤchtigen ſie ſich dieſer ſtark geſuchten Waare, indem ſie ſich, in Partheien von 30 und mehr Perſonen, in die landeinwaͤrts gelegenen Waͤlder auf die Elephanten-Jagd begeben. Jhre Waffen be- ſtehen hauptſaͤchlich in fußlangen zweiſchnei- digen Saͤbelklingen, die ſie von den Schiffen einhandeln und zu dieſen Jagden an langen Stangen befeſtigen. Haben ſie ein ſolches Thier aufgeſpuͤrt, ſo ſuchen ſie es entweder zu beſchleichen, oder treiben es mit offner Gewalt auf, und trachten einzig dahin, ihm den Ruͤſſel, der ſeine vorzuͤglichſte Schutzwehr ausmacht, an der Wurzel abzuhauen; oder ſie zerſchneiden ihm die Sehnen an den Fuͤßen, um es ſo zum Fallen zu bringen. Jſt der Feind ſolchergeſtalt uͤberwaͤltigt, ſo
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0014"n="10"/>
Doch brachten ſie in dieſem engeren Ver-<lb/>
wahrſam nur die Naͤchte zu; bei Tage<lb/>
hingegen war ihnen geſtattet, in freier Luft<lb/>
auf dem Verdecke zu verweilen. Auf ihre<lb/>
fernere Behandlung waͤhrend der Ueberfahrt<lb/>
nach Amerika werde ich in der Folge wieder<lb/>
zuruͤckkommen.</p><lb/><p>Der hiernaͤchſt bedeutendſte Gegenſtand<lb/>
des Handels an dieſer Kuͤſte ſind die Ele-<lb/>
phanten-Zaͤhne, von welchen auch der ganze<lb/>
Strich zwiſchen Cap Palmas und tres Pun-<lb/>
tas den Namen der „Zahn-Kuͤſte‟ fuͤhrt.<lb/>
Habe ich die Erzaͤhlungen der Eingebohrnen<lb/>
recht verſtanden, ſo bemaͤchtigen ſie ſich dieſer<lb/>ſtark geſuchten Waare, indem ſie ſich, in<lb/>
Partheien von 30 und mehr Perſonen, in<lb/>
die landeinwaͤrts gelegenen Waͤlder auf die<lb/>
Elephanten-Jagd begeben. Jhre Waffen be-<lb/>ſtehen hauptſaͤchlich in fußlangen zweiſchnei-<lb/>
digen Saͤbelklingen, die ſie von den Schiffen<lb/>
einhandeln und zu dieſen Jagden an langen<lb/>
Stangen befeſtigen. Haben ſie ein ſolches<lb/>
Thier aufgeſpuͤrt, ſo ſuchen ſie es entweder<lb/>
zu beſchleichen, oder treiben es mit offner<lb/>
Gewalt auf, und trachten einzig dahin, ihm<lb/>
den Ruͤſſel, der ſeine vorzuͤglichſte Schutzwehr<lb/>
ausmacht, an der Wurzel abzuhauen; oder<lb/>ſie zerſchneiden ihm die Sehnen an den<lb/>
Fuͤßen, um es ſo zum Fallen zu bringen.<lb/>
Jſt der Feind ſolchergeſtalt uͤberwaͤltigt, ſo<lb/></p></div></body></text></TEI>
[10/0014]
Doch brachten ſie in dieſem engeren Ver-
wahrſam nur die Naͤchte zu; bei Tage
hingegen war ihnen geſtattet, in freier Luft
auf dem Verdecke zu verweilen. Auf ihre
fernere Behandlung waͤhrend der Ueberfahrt
nach Amerika werde ich in der Folge wieder
zuruͤckkommen.
Der hiernaͤchſt bedeutendſte Gegenſtand
des Handels an dieſer Kuͤſte ſind die Ele-
phanten-Zaͤhne, von welchen auch der ganze
Strich zwiſchen Cap Palmas und tres Pun-
tas den Namen der „Zahn-Kuͤſte‟ fuͤhrt.
Habe ich die Erzaͤhlungen der Eingebohrnen
recht verſtanden, ſo bemaͤchtigen ſie ſich dieſer
ſtark geſuchten Waare, indem ſie ſich, in
Partheien von 30 und mehr Perſonen, in
die landeinwaͤrts gelegenen Waͤlder auf die
Elephanten-Jagd begeben. Jhre Waffen be-
ſtehen hauptſaͤchlich in fußlangen zweiſchnei-
digen Saͤbelklingen, die ſie von den Schiffen
einhandeln und zu dieſen Jagden an langen
Stangen befeſtigen. Haben ſie ein ſolches
Thier aufgeſpuͤrt, ſo ſuchen ſie es entweder
zu beſchleichen, oder treiben es mit offner
Gewalt auf, und trachten einzig dahin, ihm
den Ruͤſſel, der ſeine vorzuͤglichſte Schutzwehr
ausmacht, an der Wurzel abzuhauen; oder
ſie zerſchneiden ihm die Sehnen an den
Fuͤßen, um es ſo zum Fallen zu bringen.
Jſt der Feind ſolchergeſtalt uͤberwaͤltigt, ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/14>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.