Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.in keinem Winkel meines Gedächtnisses besin- Schon in Pillau hatt' ich, auf gelegent- in keinem Winkel meines Gedaͤchtniſſes beſin- Schon in Pillau hatt’ ich, auf gelegent- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0141" n="137"/> in keinem Winkel meines Gedaͤchtniſſes beſin-<lb/> nen. Jn eben dem Moment aber war ſie<lb/> auch bereits zu mir herunter geeilt, ergriff<lb/> mich an beiden Haͤnden, und betheuerte: Sie<lb/> laſſe mich nicht; ich muͤſſe kommen und bei<lb/> ihr und ihrem Manne einſprechen. Jetzt<lb/> erſt ſchoß es mir mit Einemmale auf’s Herz,<lb/> daß hier von dem Kniffelſchen Ehepaare die<lb/> Rede ſeyn moͤge. Und ſo war es auch wirklich!</p><lb/> <p>Schon in Pillau hatt’ ich, auf gelegent-<lb/> liche Erkundigung, von dieſem Paare ſo<lb/> mancherlei vernommen, was mich nach der<lb/> Ernenrung dieſer alten Bekanntſchaft eben<lb/> nicht luͤſtern machte. Sie hatten mit denen<lb/> ihnen ausgeſetzten Geldern uͤbel gewirthſchaf-<lb/> tet, und waren uͤberall betrogen worden und<lb/> ſteckten tief in Schulden, weil die reiche Ver-<lb/> wandtſchaft in Suriname immer noch dieſen<lb/> und jenen Wucherer lockte, ihnen Kredit zu<lb/> geben. Auſſer dem Hauſe, daß er bewohnte,<lb/> und wovon ihm vielleicht auch kein Ziegel<lb/> mehr eigen gehoͤrte, beſaß der alte Tropf<lb/> nichts mehr, als ſeinen gekauften Titel „Li-<lb/> cent-Rath,‟ den aber der Poͤbelwitz allgemein<lb/> in den Spottnamen „Licent-Rekel‟ verkehrt hatte.<lb/> Kurz, bei dieſen Leuten, die mit ihrer braven<lb/> Tochter gar nichts Aehnliches beſaßen, war wei-<lb/> ter weder Freude noch Ehre zu holen; und es<lb/> verdroß mich ſogar, daß ſie mein altes liebes Ei-<lb/> genthum durch ihre Gegenwart verſchimpfirten.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [137/0141]
in keinem Winkel meines Gedaͤchtniſſes beſin-
nen. Jn eben dem Moment aber war ſie
auch bereits zu mir herunter geeilt, ergriff
mich an beiden Haͤnden, und betheuerte: Sie
laſſe mich nicht; ich muͤſſe kommen und bei
ihr und ihrem Manne einſprechen. Jetzt
erſt ſchoß es mir mit Einemmale auf’s Herz,
daß hier von dem Kniffelſchen Ehepaare die
Rede ſeyn moͤge. Und ſo war es auch wirklich!
Schon in Pillau hatt’ ich, auf gelegent-
liche Erkundigung, von dieſem Paare ſo
mancherlei vernommen, was mich nach der
Ernenrung dieſer alten Bekanntſchaft eben
nicht luͤſtern machte. Sie hatten mit denen
ihnen ausgeſetzten Geldern uͤbel gewirthſchaf-
tet, und waren uͤberall betrogen worden und
ſteckten tief in Schulden, weil die reiche Ver-
wandtſchaft in Suriname immer noch dieſen
und jenen Wucherer lockte, ihnen Kredit zu
geben. Auſſer dem Hauſe, daß er bewohnte,
und wovon ihm vielleicht auch kein Ziegel
mehr eigen gehoͤrte, beſaß der alte Tropf
nichts mehr, als ſeinen gekauften Titel „Li-
cent-Rath,‟ den aber der Poͤbelwitz allgemein
in den Spottnamen „Licent-Rekel‟ verkehrt hatte.
Kurz, bei dieſen Leuten, die mit ihrer braven
Tochter gar nichts Aehnliches beſaßen, war wei-
ter weder Freude noch Ehre zu holen; und es
verdroß mich ſogar, daß ſie mein altes liebes Ei-
genthum durch ihre Gegenwart verſchimpfirten.
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