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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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"Kreuz vor ihm schlagen, als mir mit ihm
"zu schaffen machen."

Wie ich aber auch diesen mißlichen Auf-
trag von mir abzulehnen suchte, so ward doch
so anhaltend in mich gedrungen, daß ich mir
endlich die bisher geführten Verhandlungen
vorlegen ließ; und da die Sache festen Grund
hatte und der ganze Zwiespalt nur auf einem
Mißverstande beruhte, fand ich auch minde-
res Widerstreben in mir, in derselben den
"Mittelsmann zu machen. Jch einigte mich
also mit meinen Herren Committenten, wie
weit ich zu gehen haben sollte; empfieng ge-
nügende Vollmacht und machte mich in Got-
tes Namen nach Stettin auf den Weg, wo
ich es mein Erstes seyn ließ, Hrn. Groß
aufzusuchen und den Strauß mit ihm, wie
hitzig er auch ausfallen möchte, zu versuchen.

Der Mann empfieng mich mit Herzlich-
keit, als einen alten Bekannten; machte in-
deß große Augen, als ich ihm den Grund
meines Hierseyns eröffnete und ihm meine
Beglaubigung vorlegte. "Hört, Nettelbeck,"
sagte er, mir auf die Schulter klopfend --
"Nun heiß' ich Euch doppelt und von Her-
zen willkommen! Trügt mich nicht Alles, so
seyd Jhr mein guter Engel, der mir endlich
einmal den fatalen Sorgenstein, vor dem ich
bereits so manche Nacht nicht habe schlafen
können, unterm Kopfkissen hinweg räumen

wird.

„Kreuz vor ihm ſchlagen, als mir mit ihm
„zu ſchaffen machen.‟

Wie ich aber auch dieſen mißlichen Auf-
trag von mir abzulehnen ſuchte, ſo ward doch
ſo anhaltend in mich gedrungen, daß ich mir
endlich die bisher gefuͤhrten Verhandlungen
vorlegen ließ; und da die Sache feſten Grund
hatte und der ganze Zwieſpalt nur auf einem
Mißverſtande beruhte, fand ich auch minde-
res Widerſtreben in mir, in derſelben den
„Mittelsmann zu machen. Jch einigte mich
alſo mit meinen Herren Committenten, wie
weit ich zu gehen haben ſollte; empfieng ge-
nuͤgende Vollmacht und machte mich in Got-
tes Namen nach Stettin auf den Weg, wo
ich es mein Erſtes ſeyn ließ, Hrn. Groß
aufzuſuchen und den Strauß mit ihm, wie
hitzig er auch ausfallen moͤchte, zu verſuchen.

Der Mann empfieng mich mit Herzlich-
keit, als einen alten Bekannten; machte in-
deß große Augen, als ich ihm den Grund
meines Hierſeyns eroͤffnete und ihm meine
Beglaubigung vorlegte. „Hoͤrt, Nettelbeck,‟
ſagte er, mir auf die Schulter klopfend —
„Nun heiß’ ich Euch doppelt und von Her-
zen willkommen! Truͤgt mich nicht Alles, ſo
ſeyd Jhr mein guter Engel, der mir endlich
einmal den fatalen Sorgenſtein, vor dem ich
bereits ſo manche Nacht nicht habe ſchlafen
koͤnnen, unterm Kopfkiſſen hinweg raͤumen

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[144/0148] „Kreuz vor ihm ſchlagen, als mir mit ihm „zu ſchaffen machen.‟ Wie ich aber auch dieſen mißlichen Auf- trag von mir abzulehnen ſuchte, ſo ward doch ſo anhaltend in mich gedrungen, daß ich mir endlich die bisher gefuͤhrten Verhandlungen vorlegen ließ; und da die Sache feſten Grund hatte und der ganze Zwieſpalt nur auf einem Mißverſtande beruhte, fand ich auch minde- res Widerſtreben in mir, in derſelben den „Mittelsmann zu machen. Jch einigte mich alſo mit meinen Herren Committenten, wie weit ich zu gehen haben ſollte; empfieng ge- nuͤgende Vollmacht und machte mich in Got- tes Namen nach Stettin auf den Weg, wo ich es mein Erſtes ſeyn ließ, Hrn. Groß aufzuſuchen und den Strauß mit ihm, wie hitzig er auch ausfallen moͤchte, zu verſuchen. Der Mann empfieng mich mit Herzlich- keit, als einen alten Bekannten; machte in- deß große Augen, als ich ihm den Grund meines Hierſeyns eroͤffnete und ihm meine Beglaubigung vorlegte. „Hoͤrt, Nettelbeck,‟ ſagte er, mir auf die Schulter klopfend — „Nun heiß’ ich Euch doppelt und von Her- zen willkommen! Truͤgt mich nicht Alles, ſo ſeyd Jhr mein guter Engel, der mir endlich einmal den fatalen Sorgenſtein, vor dem ich bereits ſo manche Nacht nicht habe ſchlafen koͤnnen, unterm Kopfkiſſen hinweg raͤumen wird.

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/148>, abgerufen am 24.11.2024.