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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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laufen. Sie schienen gerührt: aber wer
weiß, wie lange es mag vorgehalten haben?

Hier in Hamburg fand sich eine neue
Ladung für mich nach Lissabon, mit welcher
ich jedoch erst am letzten August auf den Weg
zu kommen vermochte. Die Reise selbst
bietet mir nichts Erhebliches für die Erzäh-
lung dar: doch mag ich wohl eines Schrecks
erwähnen, der mir noch ganz für das Ende
derselben vorbehalten blieb. Als ich nemlich
etwa 7 Meilen nördlich von der Mündung
des Tajo gekommen war, sah ich ein Fahr-
zeug mir entgegensteuern, das mit unge-
wöhnlich vielen Menschen besetzt zu seyn
schien. Unter andern Umständen würde mich
diese Begegnung ziemlich gleichgültig gelassen
haben. Allein schon während unsrer ganzen
Reise spukte es mir und meinen Leuten im
Kopfe herum, daß wir gegen die Barbares-
ken und Marockaner eine unfreie Flagge
hatten; und unser einziger Trost bestand
darinn, daß von einem Raubzuge derselben,
soweit nördlich hinauf, doch seit geraumer
Zeit nichts verlautet habe.

Jetzt indeß schoß mir bei jenem Anblicke
das Blatt: denn wie leicht war es, bei alle-
dem, möglich, daß ein Korsar, verwegener,
als seine Genossen, sich hier, an einem so
vielbesuchten Punkte, auf die Lauer gelegt
haben möchte! Je genauer ich mir das Segel

11. Bändchen. (11)

laufen. Sie ſchienen geruͤhrt: aber wer
weiß, wie lange es mag vorgehalten haben?

Hier in Hamburg fand ſich eine neue
Ladung fuͤr mich nach Liſſabon, mit welcher
ich jedoch erſt am letzten Auguſt auf den Weg
zu kommen vermochte. Die Reiſe ſelbſt
bietet mir nichts Erhebliches fuͤr die Erzaͤh-
lung dar: doch mag ich wohl eines Schrecks
erwaͤhnen, der mir noch ganz fuͤr das Ende
derſelben vorbehalten blieb. Als ich nemlich
etwa 7 Meilen noͤrdlich von der Muͤndung
des Tajo gekommen war, ſah ich ein Fahr-
zeug mir entgegenſteuern, das mit unge-
woͤhnlich vielen Menſchen beſetzt zu ſeyn
ſchien. Unter andern Umſtaͤnden wuͤrde mich
dieſe Begegnung ziemlich gleichguͤltig gelaſſen
haben. Allein ſchon waͤhrend unſrer ganzen
Reiſe ſpukte es mir und meinen Leuten im
Kopfe herum, daß wir gegen die Barbares-
ken und Marockaner eine unfreie Flagge
hatten; und unſer einziger Troſt beſtand
darinn, daß von einem Raubzuge derſelben,
ſoweit noͤrdlich hinauf, doch ſeit geraumer
Zeit nichts verlautet habe.

Jetzt indeß ſchoß mir bei jenem Anblicke
das Blatt: denn wie leicht war es, bei alle-
dem, moͤglich, daß ein Korſar, verwegener,
als ſeine Genoſſen, ſich hier, an einem ſo
vielbeſuchten Punkte, auf die Lauer gelegt
haben moͤchte! Je genauer ich mir das Segel

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[161/0165] laufen. Sie ſchienen geruͤhrt: aber wer weiß, wie lange es mag vorgehalten haben? Hier in Hamburg fand ſich eine neue Ladung fuͤr mich nach Liſſabon, mit welcher ich jedoch erſt am letzten Auguſt auf den Weg zu kommen vermochte. Die Reiſe ſelbſt bietet mir nichts Erhebliches fuͤr die Erzaͤh- lung dar: doch mag ich wohl eines Schrecks erwaͤhnen, der mir noch ganz fuͤr das Ende derſelben vorbehalten blieb. Als ich nemlich etwa 7 Meilen noͤrdlich von der Muͤndung des Tajo gekommen war, ſah ich ein Fahr- zeug mir entgegenſteuern, das mit unge- woͤhnlich vielen Menſchen beſetzt zu ſeyn ſchien. Unter andern Umſtaͤnden wuͤrde mich dieſe Begegnung ziemlich gleichguͤltig gelaſſen haben. Allein ſchon waͤhrend unſrer ganzen Reiſe ſpukte es mir und meinen Leuten im Kopfe herum, daß wir gegen die Barbares- ken und Marockaner eine unfreie Flagge hatten; und unſer einziger Troſt beſtand darinn, daß von einem Raubzuge derſelben, ſoweit noͤrdlich hinauf, doch ſeit geraumer Zeit nichts verlautet habe. Jetzt indeß ſchoß mir bei jenem Anblicke das Blatt: denn wie leicht war es, bei alle- dem, moͤglich, daß ein Korſar, verwegener, als ſeine Genoſſen, ſich hier, an einem ſo vielbeſuchten Punkte, auf die Lauer gelegt haben moͤchte! Je genauer ich mir das Segel 11. Bändchen. (11)

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/165>, abgerufen am 21.11.2024.