Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

trauen, und am wenigsten, sich in die Mün-
dung ihrer Flüsse zu wagen.

Die männlichen Sklaven, die man auf
diesen Fahrten erhandelte, wurden sofort un-
ter das Verdeck gebracht, weil sie sonst nur
zuleicht Gelegenheit gefunden haben würden,
über Bord zu springen. Jm Raume aber
legte man ihnen eiserne Bügel um die Füße,
die mit Ringen versehen waren; und diese
streifte man hinwiederum über eine lange,
mit beiden Enden unten im Vorder- und
Hintertheile des Bootes befestigte Kette, so
daß sie wenigstens einige Schritte hin und
wieder gehen konnten. Glimpflicher verfuhr
man mit den Weibern, deren Zutrauen man
sich auf eine leichtere Weise versicherte.

Noch hatte wenigstens Eines dieser Fahr-
zeuge die Nebenbestimmung, den aus Europa
mitgebrachten Briefsack schneller, als sonst
hätte geschehen können, nach dem holländi-
schen Haupt-Fort St. George de la Mina zu
fördern. Denn da die ankommende Schiffe
ihr Handelsgeschäft gewöhnlich bei Sierra
Leona anfingen, welches gegen 200 Meilen
westlicher liegt, und längs der Küste nur ge-
machsam fortkreuzten, so würde es oft 6 bis
8 Monate gewährt haben, bevor sie selbst
jenen Platz erreichten. Dieser Unbequemlich-
keit zu begegnen, waren demnach die Schiffer
angewiesen, mit den Regierungs-Depeschen

trauen, und am wenigſten, ſich in die Muͤn-
dung ihrer Fluͤſſe zu wagen.

Die maͤnnlichen Sklaven, die man auf
dieſen Fahrten erhandelte, wurden ſofort un-
ter das Verdeck gebracht, weil ſie ſonſt nur
zuleicht Gelegenheit gefunden haben wuͤrden,
uͤber Bord zu ſpringen. Jm Raume aber
legte man ihnen eiſerne Buͤgel um die Fuͤße,
die mit Ringen verſehen waren; und dieſe
ſtreifte man hinwiederum uͤber eine lange,
mit beiden Enden unten im Vorder- und
Hintertheile des Bootes befeſtigte Kette, ſo
daß ſie wenigſtens einige Schritte hin und
wieder gehen konnten. Glimpflicher verfuhr
man mit den Weibern, deren Zutrauen man
ſich auf eine leichtere Weiſe verſicherte.

Noch hatte wenigſtens Eines dieſer Fahr-
zeuge die Nebenbeſtimmung, den aus Europa
mitgebrachten Briefſack ſchneller, als ſonſt
haͤtte geſchehen koͤnnen, nach dem hollaͤndi-
ſchen Haupt-Fort St. George de la Mina zu
foͤrdern. Denn da die ankommende Schiffe
ihr Handelsgeſchaͤft gewoͤhnlich bei Sierra
Leona anfingen, welches gegen 200 Meilen
weſtlicher liegt, und laͤngs der Kuͤſte nur ge-
machſam fortkreuzten, ſo wuͤrde es oft 6 bis
8 Monate gewaͤhrt haben, bevor ſie ſelbſt
jenen Platz erreichten. Dieſer Unbequemlich-
keit zu begegnen, waren demnach die Schiffer
angewieſen, mit den Regierungs-Depeſchen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0018" n="14"/>
trauen, und am wenig&#x017F;ten, &#x017F;ich in die Mu&#x0364;n-<lb/>
dung ihrer Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zu wagen.</p><lb/>
        <p>Die ma&#x0364;nnlichen Sklaven, die man auf<lb/>
die&#x017F;en Fahrten erhandelte, wurden &#x017F;ofort un-<lb/>
ter das Verdeck gebracht, weil &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t nur<lb/>
zuleicht Gelegenheit gefunden haben wu&#x0364;rden,<lb/>
u&#x0364;ber Bord zu &#x017F;pringen. Jm Raume aber<lb/>
legte man ihnen ei&#x017F;erne Bu&#x0364;gel um die Fu&#x0364;ße,<lb/>
die mit Ringen ver&#x017F;ehen waren; und die&#x017F;e<lb/>
&#x017F;treifte man hinwiederum u&#x0364;ber eine lange,<lb/>
mit beiden Enden unten im Vorder- und<lb/>
Hintertheile des Bootes befe&#x017F;tigte Kette, &#x017F;o<lb/>
daß &#x017F;ie wenig&#x017F;tens einige Schritte hin und<lb/>
wieder gehen konnten. Glimpflicher verfuhr<lb/>
man mit den Weibern, deren Zutrauen man<lb/>
&#x017F;ich auf eine leichtere Wei&#x017F;e ver&#x017F;icherte.</p><lb/>
        <p>Noch hatte wenig&#x017F;tens Eines die&#x017F;er Fahr-<lb/>
zeuge die Nebenbe&#x017F;timmung, den aus Europa<lb/>
mitgebrachten Brief&#x017F;ack &#x017F;chneller, als &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
ha&#x0364;tte ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnen, nach dem holla&#x0364;ndi-<lb/>
&#x017F;chen Haupt-Fort St. George de la Mina zu<lb/>
fo&#x0364;rdern. Denn da die ankommende Schiffe<lb/>
ihr Handelsge&#x017F;cha&#x0364;ft gewo&#x0364;hnlich bei Sierra<lb/>
Leona anfingen, welches gegen 200 Meilen<lb/>
we&#x017F;tlicher liegt, und la&#x0364;ngs der Ku&#x0364;&#x017F;te nur ge-<lb/>
mach&#x017F;am fortkreuzten, &#x017F;o wu&#x0364;rde es oft 6 bis<lb/>
8 Monate gewa&#x0364;hrt haben, bevor &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
jenen Platz erreichten. Die&#x017F;er Unbequemlich-<lb/>
keit zu begegnen, waren demnach die Schiffer<lb/>
angewie&#x017F;en, mit den Regierungs-Depe&#x017F;chen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0018] trauen, und am wenigſten, ſich in die Muͤn- dung ihrer Fluͤſſe zu wagen. Die maͤnnlichen Sklaven, die man auf dieſen Fahrten erhandelte, wurden ſofort un- ter das Verdeck gebracht, weil ſie ſonſt nur zuleicht Gelegenheit gefunden haben wuͤrden, uͤber Bord zu ſpringen. Jm Raume aber legte man ihnen eiſerne Buͤgel um die Fuͤße, die mit Ringen verſehen waren; und dieſe ſtreifte man hinwiederum uͤber eine lange, mit beiden Enden unten im Vorder- und Hintertheile des Bootes befeſtigte Kette, ſo daß ſie wenigſtens einige Schritte hin und wieder gehen konnten. Glimpflicher verfuhr man mit den Weibern, deren Zutrauen man ſich auf eine leichtere Weiſe verſicherte. Noch hatte wenigſtens Eines dieſer Fahr- zeuge die Nebenbeſtimmung, den aus Europa mitgebrachten Briefſack ſchneller, als ſonſt haͤtte geſchehen koͤnnen, nach dem hollaͤndi- ſchen Haupt-Fort St. George de la Mina zu foͤrdern. Denn da die ankommende Schiffe ihr Handelsgeſchaͤft gewoͤhnlich bei Sierra Leona anfingen, welches gegen 200 Meilen weſtlicher liegt, und laͤngs der Kuͤſte nur ge- machſam fortkreuzten, ſo wuͤrde es oft 6 bis 8 Monate gewaͤhrt haben, bevor ſie ſelbſt jenen Platz erreichten. Dieſer Unbequemlich- keit zu begegnen, waren demnach die Schiffer angewieſen, mit den Regierungs-Depeſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/18
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/18>, abgerufen am 24.11.2024.