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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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wenig zu fürchten, bis man sie bis auf's
Hemde entkleidete und daneben der warmen
Fütterung beraubte, wodurch sie sich zu schützen
vermeynt hatten. Hoffentlich drang nun der
wohlverdiente Denkzettel durch die neunte
Haut; ich aber, froh, ihrer los und ledig zu
seyn, nahm wieder in ihre Stelle drei englische
Matrosen an, welche von einem Schiffe in
Liebau heimlich abgegangen waren.

Gehörte jenes Strafgericht zu den Unan-
nehmlichkeiten meines Aufenthalts in Memel,
so war mir hier doch auch eine zwiefache
herzliche Freude, durch lebhafte Rückerinne-
rung an meine Jugendzeit, vorbehalten Nicht
nur fand ich, ganz unvermuthet, in dem
Post- und Banco-Director W[unleserliches Material - 4 Zeichen fehlen] meinen
einstmaligen treuen Taubenfreund wieder,
dessen ich Eingangs dieser meiner Lebensge-
schichte, unter einem bei weitem nicht so
stattlich klingenden Titel, gedacht, und der
mich mit voller alter Herzlichkeit aufnahm:
sondern auch mit dem ehemaligen Colberger
Kaufmann Seeland traf ich hier zufällig zu-
sammen, dessen Dörtchen mir einst, nach
meinem verunglückten Thurmritt, eine un-
vergeßliche Semmel zugesteckt hatte, und die
ihn auch jetzt auf dem Wege nach der Jnsel
Oesel begleitete, wo der gute verarmte
Mann bei seinem Sohne, einem dort wohnen-
den Prediger, Zuflucht und Unterstützung

wenig zu fuͤrchten, bis man ſie bis auf’s
Hemde entkleidete und daneben der warmen
Fuͤtterung beraubte, wodurch ſie ſich zu ſchuͤtzen
vermeynt hatten. Hoffentlich drang nun der
wohlverdiente Denkzettel durch die neunte
Haut; ich aber, froh, ihrer los und ledig zu
ſeyn, nahm wieder in ihre Stelle drei engliſche
Matroſen an, welche von einem Schiffe in
Liebau heimlich abgegangen waren.

Gehoͤrte jenes Strafgericht zu den Unan-
nehmlichkeiten meines Aufenthalts in Memel,
ſo war mir hier doch auch eine zwiefache
herzliche Freude, durch lebhafte Ruͤckerinne-
rung an meine Jugendzeit, vorbehalten Nicht
nur fand ich, ganz unvermuthet, in dem
Poſt- und Banco-Director W[unleserliches Material – 4 Zeichen fehlen] meinen
einſtmaligen treuen Taubenfreund wieder,
deſſen ich Eingangs dieſer meiner Lebensge-
ſchichte, unter einem bei weitem nicht ſo
ſtattlich klingenden Titel, gedacht, und der
mich mit voller alter Herzlichkeit aufnahm:
ſondern auch mit dem ehemaligen Colberger
Kaufmann Seeland traf ich hier zufaͤllig zu-
ſammen, deſſen Doͤrtchen mir einſt, nach
meinem verungluͤckten Thurmritt, eine un-
vergeßliche Semmel zugeſteckt hatte, und die
ihn auch jetzt auf dem Wege nach der Jnſel
Oeſel begleitete, wo der gute verarmte
Mann bei ſeinem Sohne, einem dort wohnen-
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[230/0234] wenig zu fuͤrchten, bis man ſie bis auf’s Hemde entkleidete und daneben der warmen Fuͤtterung beraubte, wodurch ſie ſich zu ſchuͤtzen vermeynt hatten. Hoffentlich drang nun der wohlverdiente Denkzettel durch die neunte Haut; ich aber, froh, ihrer los und ledig zu ſeyn, nahm wieder in ihre Stelle drei engliſche Matroſen an, welche von einem Schiffe in Liebau heimlich abgegangen waren. Gehoͤrte jenes Strafgericht zu den Unan- nehmlichkeiten meines Aufenthalts in Memel, ſo war mir hier doch auch eine zwiefache herzliche Freude, durch lebhafte Ruͤckerinne- rung an meine Jugendzeit, vorbehalten Nicht nur fand ich, ganz unvermuthet, in dem Poſt- und Banco-Director W____ meinen einſtmaligen treuen Taubenfreund wieder, deſſen ich Eingangs dieſer meiner Lebensge- ſchichte, unter einem bei weitem nicht ſo ſtattlich klingenden Titel, gedacht, und der mich mit voller alter Herzlichkeit aufnahm: ſondern auch mit dem ehemaligen Colberger Kaufmann Seeland traf ich hier zufaͤllig zu- ſammen, deſſen Doͤrtchen mir einſt, nach meinem verungluͤckten Thurmritt, eine un- vergeßliche Semmel zugeſteckt hatte, und die ihn auch jetzt auf dem Wege nach der Jnſel Oeſel begleitete, wo der gute verarmte Mann bei ſeinem Sohne, einem dort wohnen- den Prediger, Zuflucht und Unterſtuͤtzung

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/234>, abgerufen am 24.11.2024.