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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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fort, die ganze Nacht hindurch sich gegen
mein Schiff abzuarbeiten und an der Ver-
kleidung desselben zu reiben.

Die Folgen zeigten sich, gleich Morgens,
an ihm selbst, indem ganze Planken in Stük-
ken von seiner Seite hinwegtrieben, der Fock-
mast aber über Bord gefallen war, und das
ganze Gebäude, wie ein zerschelltes Wrack,
sich seitwärts neigte. Allein auch ich selbst
bemerkte an dem meinigen mehrere Beschädi-
gungen, die mir um so mehr Galle in's
Blut trieben, je leichter sich dies Alles hätte
vermeiden lassen, wenn das Recht und die
Vernunft nicht der verstandlosen Gewalt
hätten weichen müssen.

Höher noch stieg freilich diese Galle, als
einige Stunden später der portugiesische Ka-
pitain des Schiffes zu mir an Bord kam.
Es fand sich, daß ich ihn einigermaassen
kannte, indem er verschiedentlich mit mir
im Comptoir meines Correspondenten, Hrn.
Bulkeley, zusammengetroffen war und an
dessen Tische gespeiset hatte. Sein Name
war Sylva. Pochend und mit schäumenden
Munde fuhr er auf mich ein, ihm für den,
an seinem Schiffe erlittenen Schaden gerecht
zu werden; und nur mit Mühe mäßigte
ich mich zu der gelassenen Antwort: Daß, wenn
er es mit der gehörigen Mannschaft besetzt
gehalten, Schaden und Unglück entweder

fort, die ganze Nacht hindurch ſich gegen
mein Schiff abzuarbeiten und an der Ver-
kleidung deſſelben zu reiben.

Die Folgen zeigten ſich, gleich Morgens,
an ihm ſelbſt, indem ganze Planken in Stuͤk-
ken von ſeiner Seite hinwegtrieben, der Fock-
maſt aber uͤber Bord gefallen war, und das
ganze Gebaͤude, wie ein zerſchelltes Wrack,
ſich ſeitwaͤrts neigte. Allein auch ich ſelbſt
bemerkte an dem meinigen mehrere Beſchaͤdi-
gungen, die mir um ſo mehr Galle in’s
Blut trieben, je leichter ſich dies Alles haͤtte
vermeiden laſſen, wenn das Recht und die
Vernunft nicht der verſtandloſen Gewalt
haͤtten weichen muͤſſen.

Hoͤher noch ſtieg freilich dieſe Galle, als
einige Stunden ſpaͤter der portugieſiſche Ka-
pitain des Schiffes zu mir an Bord kam.
Es fand ſich, daß ich ihn einigermaaſſen
kannte, indem er verſchiedentlich mit mir
im Comptoir meines Correſpondenten, Hrn.
Bulkeley, zuſammengetroffen war und an
deſſen Tiſche geſpeiſet hatte. Sein Name
war Sylva. Pochend und mit ſchaͤumenden
Munde fuhr er auf mich ein, ihm fuͤr den,
an ſeinem Schiffe erlittenen Schaden gerecht
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[248/0252] fort, die ganze Nacht hindurch ſich gegen mein Schiff abzuarbeiten und an der Ver- kleidung deſſelben zu reiben. Die Folgen zeigten ſich, gleich Morgens, an ihm ſelbſt, indem ganze Planken in Stuͤk- ken von ſeiner Seite hinwegtrieben, der Fock- maſt aber uͤber Bord gefallen war, und das ganze Gebaͤude, wie ein zerſchelltes Wrack, ſich ſeitwaͤrts neigte. Allein auch ich ſelbſt bemerkte an dem meinigen mehrere Beſchaͤdi- gungen, die mir um ſo mehr Galle in’s Blut trieben, je leichter ſich dies Alles haͤtte vermeiden laſſen, wenn das Recht und die Vernunft nicht der verſtandloſen Gewalt haͤtten weichen muͤſſen. Hoͤher noch ſtieg freilich dieſe Galle, als einige Stunden ſpaͤter der portugieſiſche Ka- pitain des Schiffes zu mir an Bord kam. Es fand ſich, daß ich ihn einigermaaſſen kannte, indem er verſchiedentlich mit mir im Comptoir meines Correſpondenten, Hrn. Bulkeley, zuſammengetroffen war und an deſſen Tiſche geſpeiſet hatte. Sein Name war Sylva. Pochend und mit ſchaͤumenden Munde fuhr er auf mich ein, ihm fuͤr den, an ſeinem Schiffe erlittenen Schaden gerecht zu werden; und nur mit Muͤhe maͤßigte ich mich zu der gelaſſenen Antwort: Daß, wenn er es mit der gehoͤrigen Mannſchaft beſetzt gehalten, Schaden und Ungluͤck entweder

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/252>, abgerufen am 28.04.2024.