so nöthiges Werk zu legen. Jndem wir aber hiezu insgefammt an den portugiesischen Bord hinübersprangen, ergriff jene beide Jungen, die von unsrer Absicht nichts wuß- ten, ein Todesschrecken. Sie erhuben ein Geschrei aus voller Kehle, welches auch nicht ermangelte, ihre Landsleute von fünf oder sechs der nächstgelegenen Fahrzeuge im Hui! auf ihr Verdeck herbei zu locken. Dies Ge- sindel nahm sich nicht die Zeit, uns anzuhö- ren, oder sich mit uns zu verständigen: son- dern augenblicklich galt es ein wildes Zuschla- gen auf uns mit Knütteln, Handspaten und Bootshaken; so daß wir genöthigt waren, auf unser Schiff zurückzuflüchten.
Doch auch hiermit nicht zufrieden, ver- folgten uns unsre übermächtigen Gegner auf unser eignes Verdeck und trieben uns, je länger je mehr, in die Enge. Mein Steuer- mann erhielt einen Schlag, daß er zu Boden stürzte und ich nicht anders glaubte, als daß ihm der Rest gegeben worden. Jch selbst mußte mein Heil in der verriegelten Kajüte suchen; so wie meine Leute genöthigt waren, sich im Raume zu bergen und in ihrem Roof zu verschliessen, um nicht ferne- ren Gewaltthätigkeiten ausgesetzt zu seyn. Endlich stieß nun zwar die wilde Rotte wie- der nach ihren Schiffen ab: aber der Portu- giefe blieb zu meiner Seite liegen und fuhr
ſo noͤthiges Werk zu legen. Jndem wir aber hiezu insgefammt an den portugieſiſchen Bord hinuͤberſprangen, ergriff jene beide Jungen, die von unſrer Abſicht nichts wuß- ten, ein Todesſchrecken. Sie erhuben ein Geſchrei aus voller Kehle, welches auch nicht ermangelte, ihre Landsleute von fuͤnf oder ſechs der naͤchſtgelegenen Fahrzeuge im Hui! auf ihr Verdeck herbei zu locken. Dies Ge- ſindel nahm ſich nicht die Zeit, uns anzuhoͤ- ren, oder ſich mit uns zu verſtaͤndigen: ſon- dern augenblicklich galt es ein wildes Zuſchla- gen auf uns mit Knuͤtteln, Handſpaten und Bootshaken; ſo daß wir genoͤthigt waren, auf unſer Schiff zuruͤckzufluͤchten.
Doch auch hiermit nicht zufrieden, ver- folgten uns unſre uͤbermaͤchtigen Gegner auf unſer eignes Verdeck und trieben uns, je laͤnger je mehr, in die Enge. Mein Steuer- mann erhielt einen Schlag, daß er zu Boden ſtuͤrzte und ich nicht anders glaubte, als daß ihm der Reſt gegeben worden. Jch ſelbſt mußte mein Heil in der verriegelten Kajuͤte ſuchen; ſo wie meine Leute genoͤthigt waren, ſich im Raume zu bergen und in ihrem Roof zu verſchlieſſen, um nicht ferne- ren Gewaltthaͤtigkeiten ausgeſetzt zu ſeyn. Endlich ſtieß nun zwar die wilde Rotte wie- der nach ihren Schiffen ab: aber der Portu- giefe blieb zu meiner Seite liegen und fuhr
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ſo noͤthiges Werk zu legen. Jndem wir
aber hiezu insgefammt an den portugieſiſchen
Bord hinuͤberſprangen, ergriff jene beide
Jungen, die von unſrer Abſicht nichts wuß-
ten, ein Todesſchrecken. Sie erhuben ein
Geſchrei aus voller Kehle, welches auch nicht
ermangelte, ihre Landsleute von fuͤnf oder
ſechs der naͤchſtgelegenen Fahrzeuge im Hui!
auf ihr Verdeck herbei zu locken. Dies Ge-
ſindel nahm ſich nicht die Zeit, uns anzuhoͤ-
ren, oder ſich mit uns zu verſtaͤndigen: ſon-
dern augenblicklich galt es ein wildes Zuſchla-
gen auf uns mit Knuͤtteln, Handſpaten und
Bootshaken; ſo daß wir genoͤthigt waren,
auf unſer Schiff zuruͤckzufluͤchten.
Doch auch hiermit nicht zufrieden, ver-
folgten uns unſre uͤbermaͤchtigen Gegner auf
unſer eignes Verdeck und trieben uns, je
laͤnger je mehr, in die Enge. Mein Steuer-
mann erhielt einen Schlag, daß er zu Boden
ſtuͤrzte und ich nicht anders glaubte, als
daß ihm der Reſt gegeben worden. Jch
ſelbſt mußte mein Heil in der verriegelten
Kajuͤte ſuchen; ſo wie meine Leute genoͤthigt
waren, ſich im Raume zu bergen und in
ihrem Roof zu verſchlieſſen, um nicht ferne-
ren Gewaltthaͤtigkeiten ausgeſetzt zu ſeyn.
Endlich ſtieß nun zwar die wilde Rotte wie-
der nach ihren Schiffen ab: aber der Portu-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/251>, abgerufen am 16.02.2025.
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