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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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daß so eben Kapitain Sylva ihm über das
bewußte Ereigniß eine schriftliche Erklärung
vorgelegt, die er auch unbedenklich mit meiner
Namens-Unterschrift versehen habe.

"Wie?" rief ich, hoch verwundert --
"Unterschrieben mit meinem Namen? Un-
terschrieben
ohne mein Wissen und Ein-
willigung? -- Von diesem Augenblick an,
Herr, hören Sie auf, mein Correspondent zu
seyn; und ehe und bevor ich meinen Fuß
aus Jhrem Hause setze, fordre ich, daß Sie
mir den Abschluß meiner Rechnung vorlegen."
-- Er zauderte; ich aber erklärte ihm so
fest und bestimmt, ich würde ohne Abrechnung
nicht vom Platze weichen, daß er sich endlich
meinem Verlangen fügen mußte.

Es war nothwendig, den Consul augen-
blicklich von diesem Schurkenstreiche in Kennt-
niß zu setzen. Wie vollkommen aber sein
Betragen diesen Namen verdiente, ent-
wickelte sich erst nachher, da es an den Tag
kam, daß dieser nemliche Bulkeley auch Rhee-
der des Schiffes war, welches Kapitain
Sylva führte. -- "Ruhig, mein Freund!"
tröstete mich der Consul. -- "Treffen Sie nur
schleunige Anstalt zur gerichtlichen Vernehmung
Jhrer Leute, und lassen mich dann für das Ue-
brige sorgen." -- Jenes ward auch gleich am
nächsten Morgen, mit allen Förmlichkeiten, be-

daß ſo eben Kapitain Sylva ihm uͤber das
bewußte Ereigniß eine ſchriftliche Erklaͤrung
vorgelegt, die er auch unbedenklich mit meiner
Namens-Unterſchrift verſehen habe.

„Wie?‟ rief ich, hoch verwundert —
„Unterſchrieben mit meinem Namen? Un-
terſchrieben
ohne mein Wiſſen und Ein-
willigung? — Von dieſem Augenblick an,
Herr, hoͤren Sie auf, mein Correſpondent zu
ſeyn; und ehe und bevor ich meinen Fuß
aus Jhrem Hauſe ſetze, fordre ich, daß Sie
mir den Abſchluß meiner Rechnung vorlegen.‟
— Er zauderte; ich aber erklaͤrte ihm ſo
feſt und beſtimmt, ich wuͤrde ohne Abrechnung
nicht vom Platze weichen, daß er ſich endlich
meinem Verlangen fuͤgen mußte.

Es war nothwendig, den Conſul augen-
blicklich von dieſem Schurkenſtreiche in Kennt-
niß zu ſetzen. Wie vollkommen aber ſein
Betragen dieſen Namen verdiente, ent-
wickelte ſich erſt nachher, da es an den Tag
kam, daß dieſer nemliche Bulkeley auch Rhee-
der des Schiffes war, welches Kapitain
Sylva fuͤhrte. — „Ruhig, mein Freund!‟
troͤſtete mich der Conſul. — „Treffen Sie nur
ſchleunige Anſtalt zur gerichtlichen Vernehmung
Jhrer Leute, und laſſen mich dann fuͤr das Ue-
brige ſorgen.‟ — Jenes ward auch gleich am
naͤchſten Morgen, mit allen Foͤrmlichkeiten, be-

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[250/0254] daß ſo eben Kapitain Sylva ihm uͤber das bewußte Ereigniß eine ſchriftliche Erklaͤrung vorgelegt, die er auch unbedenklich mit meiner Namens-Unterſchrift verſehen habe. „Wie?‟ rief ich, hoch verwundert — „Unterſchrieben mit meinem Namen? Un- terſchrieben ohne mein Wiſſen und Ein- willigung? — Von dieſem Augenblick an, Herr, hoͤren Sie auf, mein Correſpondent zu ſeyn; und ehe und bevor ich meinen Fuß aus Jhrem Hauſe ſetze, fordre ich, daß Sie mir den Abſchluß meiner Rechnung vorlegen.‟ — Er zauderte; ich aber erklaͤrte ihm ſo feſt und beſtimmt, ich wuͤrde ohne Abrechnung nicht vom Platze weichen, daß er ſich endlich meinem Verlangen fuͤgen mußte. Es war nothwendig, den Conſul augen- blicklich von dieſem Schurkenſtreiche in Kennt- niß zu ſetzen. Wie vollkommen aber ſein Betragen dieſen Namen verdiente, ent- wickelte ſich erſt nachher, da es an den Tag kam, daß dieſer nemliche Bulkeley auch Rhee- der des Schiffes war, welches Kapitain Sylva fuͤhrte. — „Ruhig, mein Freund!‟ troͤſtete mich der Conſul. — „Treffen Sie nur ſchleunige Anſtalt zur gerichtlichen Vernehmung Jhrer Leute, und laſſen mich dann fuͤr das Ue- brige ſorgen.‟ — Jenes ward auch gleich am naͤchſten Morgen, mit allen Foͤrmlichkeiten, be-

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/254>, abgerufen am 28.04.2024.