Februars, mit der Schaluppe unsers Schiffs, und begleitet von 13 Mann und mit 6 klei- nen Pöllern wohlausgerüstet, eine neue Küsten- fahrt antrat. Kurz zuvor nemlich hatte ein solcher englischer Korsar in dieser Gegend herumgekreuzt und mancherlei Unfug verübt. Wo ich mich also irgend blicken ließ, ward ich von den Schwarzen mit Jenem verwech- selt; nirgend wollte sich ein Einziger von ihnen zu mir an Bord getrauen. Kam ja hie und da ein Kanot zum Vorschein, so hielt es sich, voll Argwohns, in einer Ent- fernung von hundert und mehr Klaftern; die armen furchtsamen Schlucker glotzten mich an; fragten, ob ich ein Engländer oder Holländer sey, und verlangten, zum Wahr- zeichen des letztern, eine holländische Pfeife zu sehen, als ob diese aus einem andern Thone gebacken wäre. Oft auch sollte ich ihnen eine Flasche aus meinem Flaschenfutter zeigen, weil sie wußten, daß die englischen Handelsleuten dergleichen nicht zu führen pflegten.
Mit solcherlei kleinen Künsten und guten Worten gelang es mir endlich doch, drei Ne- ger, die in einem Kanot gekommen waren, zu bewegen, zu mir an Bord zu steigen. Sie hatten einen Elephanten-Zahn zu ver- handeln: aber in ihren scheuen Blicken ver- rieth sich die Angst und der Zweifel, ob sie
Februars, mit der Schaluppe unſers Schiffs, und begleitet von 13 Mann und mit 6 klei- nen Poͤllern wohlausgeruͤſtet, eine neue Kuͤſten- fahrt antrat. Kurz zuvor nemlich hatte ein ſolcher engliſcher Korſar in dieſer Gegend herumgekreuzt und mancherlei Unfug veruͤbt. Wo ich mich alſo irgend blicken ließ, ward ich von den Schwarzen mit Jenem verwech- ſelt; nirgend wollte ſich ein Einziger von ihnen zu mir an Bord getrauen. Kam ja hie und da ein Kanot zum Vorſchein, ſo hielt es ſich, voll Argwohns, in einer Ent- fernung von hundert und mehr Klaftern; die armen furchtſamen Schlucker glotzten mich an; fragten, ob ich ein Englaͤnder oder Hollaͤnder ſey, und verlangten, zum Wahr- zeichen des letztern, eine hollaͤndiſche Pfeife zu ſehen, als ob dieſe aus einem andern Thone gebacken waͤre. Oft auch ſollte ich ihnen eine Flaſche aus meinem Flaſchenfutter zeigen, weil ſie wußten, daß die engliſchen Handelsleuten dergleichen nicht zu fuͤhren pflegten.
Mit ſolcherlei kleinen Kuͤnſten und guten Worten gelang es mir endlich doch, drei Ne- ger, die in einem Kanot gekommen waren, zu bewegen, zu mir an Bord zu ſteigen. Sie hatten einen Elephanten-Zahn zu ver- handeln: aber in ihren ſcheuen Blicken ver- rieth ſich die Angſt und der Zweifel, ob ſie
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Februars, mit der Schaluppe unſers Schiffs,
und begleitet von 13 Mann und mit 6 klei-
nen Poͤllern wohlausgeruͤſtet, eine neue Kuͤſten-
fahrt antrat. Kurz zuvor nemlich hatte ein
ſolcher engliſcher Korſar in dieſer Gegend
herumgekreuzt und mancherlei Unfug veruͤbt.
Wo ich mich alſo irgend blicken ließ, ward
ich von den Schwarzen mit Jenem verwech-
ſelt; nirgend wollte ſich ein Einziger von
ihnen zu mir an Bord getrauen. Kam ja
hie und da ein Kanot zum Vorſchein, ſo
hielt es ſich, voll Argwohns, in einer Ent-
fernung von hundert und mehr Klaftern;
die armen furchtſamen Schlucker glotzten
mich an; fragten, ob ich ein Englaͤnder oder
Hollaͤnder ſey, und verlangten, zum Wahr-
zeichen des letztern, eine hollaͤndiſche Pfeife
zu ſehen, als ob dieſe aus einem andern
Thone gebacken waͤre. Oft auch ſollte ich
ihnen eine Flaſche aus meinem Flaſchenfutter
zeigen, weil ſie wußten, daß die engliſchen
Handelsleuten dergleichen nicht zu fuͤhren
pflegten.
Mit ſolcherlei kleinen Kuͤnſten und guten
Worten gelang es mir endlich doch, drei Ne-
ger, die in einem Kanot gekommen waren,
zu bewegen, zu mir an Bord zu ſteigen.
Sie hatten einen Elephanten-Zahn zu ver-
handeln: aber in ihren ſcheuen Blicken ver-
rieth ſich die Angſt und der Zweifel, ob ſie
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/46>, abgerufen am 21.11.2024.
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