anlangten, um dort unsern letzten Handel abzuschliessen.
Hier fand ich den Gouverneur Peter Wortmann noch von den nemlichen wohl- wollenden Gesinnungen gegen mich erfüllt, wie ich ihn vormals verlassen hatte. Jch klagte ihm bei Gelegenheit mein ganzes Un- glück und meine obschwebende Mißhelligkeit mit dem Kapitain, die mir alle Ruhe des Lebens verbitterte. Er dagegen hieß mich guten Muthes seyn; indem er ehestens den hohen Rath versammlen wolle, wo ich volle Freiheit finden würde, mein beobachtetes Verfahren zu vertheidigen. Dies geschah auch wirklich bald nachher in einer Sitzung, wozu ausser den ordentlichen Räthen noch fünf holländische Schiffs-Kapitaine, die dort eben mit ihren Schiffen auf der Rheede lagen, mit hinzugezogen wurden. Jch er- klärte vor dieser Versammlung, unter dem Vorsitz des Gouverneurs und im Beiseyn Kapitain Harmels, den ganzen Verlauf der Sache mit dem Angriff auf das englische Fahrzeug; daß ich, was ich gethan, zu Gunsten unsers Schiffs und unsrer Leute unternommen, welche, wenn die Besitznahme geglückt wäre, nach den See- rechten Zweidrittel der Ladung als Berge- lohn zu fordern berechtigt gewesen seyn würden. Ob mein Angriff ungeschickt ge-
anlangten, um dort unſern letzten Handel abzuſchlieſſen.
Hier fand ich den Gouverneur Peter Wortmann noch von den nemlichen wohl- wollenden Geſinnungen gegen mich erfuͤllt, wie ich ihn vormals verlaſſen hatte. Jch klagte ihm bei Gelegenheit mein ganzes Un- gluͤck und meine obſchwebende Mißhelligkeit mit dem Kapitain, die mir alle Ruhe des Lebens verbitterte. Er dagegen hieß mich guten Muthes ſeyn; indem er eheſtens den hohen Rath verſammlen wolle, wo ich volle Freiheit finden wuͤrde, mein beobachtetes Verfahren zu vertheidigen. Dies geſchah auch wirklich bald nachher in einer Sitzung, wozu auſſer den ordentlichen Raͤthen noch fuͤnf hollaͤndiſche Schiffs-Kapitaine, die dort eben mit ihren Schiffen auf der Rheede lagen, mit hinzugezogen wurden. Jch er- klaͤrte vor dieſer Verſammlung, unter dem Vorſitz des Gouverneurs und im Beiſeyn Kapitain Harmels, den ganzen Verlauf der Sache mit dem Angriff auf das engliſche Fahrzeug; daß ich, was ich gethan, zu Gunſten unſers Schiffs und unſrer Leute unternommen, welche, wenn die Beſitznahme gegluͤckt waͤre, nach den See- rechten Zweidrittel der Ladung als Berge- lohn zu fordern berechtigt geweſen ſeyn wuͤrden. Ob mein Angriff ungeſchickt ge-
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anlangten, um dort unſern letzten Handel
abzuſchlieſſen.
Hier fand ich den Gouverneur Peter
Wortmann noch von den nemlichen wohl-
wollenden Geſinnungen gegen mich erfuͤllt,
wie ich ihn vormals verlaſſen hatte. Jch
klagte ihm bei Gelegenheit mein ganzes Un-
gluͤck und meine obſchwebende Mißhelligkeit
mit dem Kapitain, die mir alle Ruhe des
Lebens verbitterte. Er dagegen hieß mich
guten Muthes ſeyn; indem er eheſtens den
hohen Rath verſammlen wolle, wo ich volle
Freiheit finden wuͤrde, mein beobachtetes
Verfahren zu vertheidigen. Dies geſchah
auch wirklich bald nachher in einer Sitzung,
wozu auſſer den ordentlichen Raͤthen noch
fuͤnf hollaͤndiſche Schiffs-Kapitaine, die dort
eben mit ihren Schiffen auf der Rheede
lagen, mit hinzugezogen wurden. Jch er-
klaͤrte vor dieſer Verſammlung, unter dem
Vorſitz des Gouverneurs und im Beiſeyn
Kapitain Harmels, den ganzen Verlauf der
Sache mit dem Angriff auf das engliſche
Fahrzeug; daß ich, was ich gethan,
zu Gunſten unſers Schiffs und unſrer
Leute unternommen, welche, wenn die
Beſitznahme gegluͤckt waͤre, nach den See-
rechten Zweidrittel der Ladung als Berge-
lohn zu fordern berechtigt geweſen ſeyn
wuͤrden. Ob mein Angriff ungeſchickt ge-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/71>, abgerufen am 21.11.2024.
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