Jhre, zu diesem Handel ausgerüsteten Schiffe pflegteu längs der ganzen Küste von Guinea zu kreuzen, und hielten sich, unter wenigen Segeln, stets etwa eine halbe Meile oder etwas mehr vom Ufer. Wur- den sie dann am Lande von Negern er- blickt, welche Sklaven oder Elephanten-Zähne zu verhandeln hatten, so machten diese am Lande ein Feuer an, um dem Schiffe durch den aufsteigenden Rauch ein Zeichen zu ge- ben, daß es vor Anker gienge; warfen sich aber auch zu gleicher Zeit in ihre Kanots und kamen an Bord, um die zur Schau aus- gelegten Waaren-Artikel zu mustern. Vor ihrer Entfernung versprachen sie dann, mit einem reichen Vorrath von Sklaven und Zähnen sich wieder einzufinden; oft jedoch ohne darinn Wort halten zu können oder zu wollen.
Gewöhnlich aber erschienen sie, zu wirk- lichem Abschluß des Handels, mit ihrer Waare am nächsten Morgen, als der be- quemsten Tagszeit für dies Verkehr. Denn da dort jede Nacht ein Landwind weht, so hat dies auch bis zum nächsten Mittag eine ruhige und stille See zur Folge. Dann steigt wieder ein Seewind auf; die Bran- dung wälzt sich ungestümer gegen den Strand, und die kleinen Kanots der Schwarzen kön- nen sich nicht füglich hin und zurück wagen.
Jhre, zu dieſem Handel ausgeruͤſteten Schiffe pflegteu laͤngs der ganzen Kuͤſte von Guinea zu kreuzen, und hielten ſich, unter wenigen Segeln, ſtets etwa eine halbe Meile oder etwas mehr vom Ufer. Wur- den ſie dann am Lande von Negern er- blickt, welche Sklaven oder Elephanten-Zaͤhne zu verhandeln hatten, ſo machten dieſe am Lande ein Feuer an, um dem Schiffe durch den aufſteigenden Rauch ein Zeichen zu ge- ben, daß es vor Anker gienge; warfen ſich aber auch zu gleicher Zeit in ihre Kanots und kamen an Bord, um die zur Schau aus- gelegten Waaren-Artikel zu muſtern. Vor ihrer Entfernung verſprachen ſie dann, mit einem reichen Vorrath von Sklaven und Zaͤhnen ſich wieder einzufinden; oft jedoch ohne darinn Wort halten zu koͤnnen oder zu wollen.
Gewoͤhnlich aber erſchienen ſie, zu wirk- lichem Abſchluß des Handels, mit ihrer Waare am naͤchſten Morgen, als der be- quemſten Tagszeit fuͤr dies Verkehr. Denn da dort jede Nacht ein Landwind weht, ſo hat dies auch bis zum naͤchſten Mittag eine ruhige und ſtille See zur Folge. Dann ſteigt wieder ein Seewind auf; die Bran- dung waͤlzt ſich ungeſtuͤmer gegen den Strand, und die kleinen Kanots der Schwarzen koͤn- nen ſich nicht fuͤglich hin und zuruͤck wagen.
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[5/0009]
Jhre, zu dieſem Handel ausgeruͤſteten
Schiffe pflegteu laͤngs der ganzen Kuͤſte
von Guinea zu kreuzen, und hielten ſich,
unter wenigen Segeln, ſtets etwa eine halbe
Meile oder etwas mehr vom Ufer. Wur-
den ſie dann am Lande von Negern er-
blickt, welche Sklaven oder Elephanten-Zaͤhne
zu verhandeln hatten, ſo machten dieſe am
Lande ein Feuer an, um dem Schiffe durch
den aufſteigenden Rauch ein Zeichen zu ge-
ben, daß es vor Anker gienge; warfen ſich
aber auch zu gleicher Zeit in ihre Kanots
und kamen an Bord, um die zur Schau aus-
gelegten Waaren-Artikel zu muſtern. Vor
ihrer Entfernung verſprachen ſie dann, mit
einem reichen Vorrath von Sklaven und
Zaͤhnen ſich wieder einzufinden; oft jedoch
ohne darinn Wort halten zu koͤnnen oder zu
wollen.
Gewoͤhnlich aber erſchienen ſie, zu wirk-
lichem Abſchluß des Handels, mit ihrer
Waare am naͤchſten Morgen, als der be-
quemſten Tagszeit fuͤr dies Verkehr. Denn
da dort jede Nacht ein Landwind weht, ſo
hat dies auch bis zum naͤchſten Mittag eine
ruhige und ſtille See zur Folge. Dann
ſteigt wieder ein Seewind auf; die Bran-
dung waͤlzt ſich ungeſtuͤmer gegen den Strand,
und die kleinen Kanots der Schwarzen koͤn-
nen ſich nicht fuͤglich hin und zuruͤck wagen.
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/9>, abgerufen am 21.11.2024.
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