Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Fahrzeug, welches die verkäuflichen
Sklaven enthielt, war in der Regel noch
von einem halben Dutzend Andrer, jedes
mit mehreren Menschen angefüllt, begleitet,
welche Alle einen Antheil an der unglück-
lichen Waare hatten. Allein nur 8 oder
höchstens 10 aus der Menge wurden mit
derselben an Bord gelassen; während die
Uebrigen in ihren Kanots das Schiff um-
schwärmten und ein tolles Geschrei ver-
führten.

Nun wurden auch die Gefangenen an
Bord emporgehoben, um in nähern Augen-
schein genommen zu werden; die männlichen
mit auf dem Rücken dergestalt hart zusam-
mengeschnürten Ellenbogen, daß oft Blut und
Eiter an den Armen und Lenden hinunter-
lief. Erst auf dem Schiffe wurden sie los-
gebunden, damit der Schiffsarzt sie genau
untersuchen konnte, ob sie unverkrüppelt und
übrigens von fester Constitution und bei vol-
ler Gesundheit wären; und hierauf eröffnete
sich denn die eigentliche Unterhandlung; je-
doch nicht, ohne zuvor sowohl den Verkäu-
fern, die sich auf dem Verdeck befanden, als
ihren Kameraden in den Kanots, Taback und
Pfeifen vollauf gereicht zu haben, damit sie
lustig und guter Dinge würden -- freilich
aber auch sich um so leichter betrügen liessen.

Das Fahrzeug, welches die verkaͤuflichen
Sklaven enthielt, war in der Regel noch
von einem halben Dutzend Andrer, jedes
mit mehreren Menſchen angefuͤllt, begleitet,
welche Alle einen Antheil an der ungluͤck-
lichen Waare hatten. Allein nur 8 oder
hoͤchſtens 10 aus der Menge wurden mit
derſelben an Bord gelaſſen; waͤhrend die
Uebrigen in ihren Kanots das Schiff um-
ſchwaͤrmten und ein tolles Geſchrei ver-
fuͤhrten.

Nun wurden auch die Gefangenen an
Bord emporgehoben, um in naͤhern Augen-
ſchein genommen zu werden; die maͤnnlichen
mit auf dem Ruͤcken dergeſtalt hart zuſam-
mengeſchnuͤrten Ellenbogen, daß oft Blut und
Eiter an den Armen und Lenden hinunter-
lief. Erſt auf dem Schiffe wurden ſie los-
gebunden, damit der Schiffsarzt ſie genau
unterſuchen konnte, ob ſie unverkruͤppelt und
uͤbrigens von feſter Conſtitution und bei vol-
ler Geſundheit waͤren; und hierauf eroͤffnete
ſich denn die eigentliche Unterhandlung; je-
doch nicht, ohne zuvor ſowohl den Verkaͤu-
fern, die ſich auf dem Verdeck befanden, als
ihren Kameraden in den Kanots, Taback und
Pfeifen vollauf gereicht zu haben, damit ſie
luſtig und guter Dinge wuͤrden — freilich
aber auch ſich um ſo leichter betruͤgen lieſſen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0010" n="6"/>
Das Fahrzeug, welches die verka&#x0364;uflichen<lb/>
Sklaven enthielt, war in der Regel noch<lb/>
von einem halben Dutzend Andrer, jedes<lb/>
mit mehreren Men&#x017F;chen angefu&#x0364;llt, begleitet,<lb/>
welche Alle einen Antheil an der unglu&#x0364;ck-<lb/>
lichen Waare hatten. Allein nur 8 oder<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;tens 10 aus der Menge wurden mit<lb/>
der&#x017F;elben an Bord gela&#x017F;&#x017F;en; wa&#x0364;hrend die<lb/>
Uebrigen in ihren Kanots das Schiff um-<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;rmten und ein tolles Ge&#x017F;chrei ver-<lb/>
fu&#x0364;hrten.</p><lb/>
        <p>Nun wurden auch die Gefangenen an<lb/>
Bord emporgehoben, um in na&#x0364;hern Augen-<lb/>
&#x017F;chein genommen zu werden; die ma&#x0364;nnlichen<lb/>
mit auf dem Ru&#x0364;cken derge&#x017F;talt hart zu&#x017F;am-<lb/>
menge&#x017F;chnu&#x0364;rten Ellenbogen, daß oft Blut und<lb/>
Eiter an den Armen und Lenden hinunter-<lb/>
lief. Er&#x017F;t auf dem Schiffe wurden &#x017F;ie los-<lb/>
gebunden, damit der Schiffsarzt &#x017F;ie genau<lb/>
unter&#x017F;uchen konnte, ob &#x017F;ie unverkru&#x0364;ppelt und<lb/>
u&#x0364;brigens von fe&#x017F;ter Con&#x017F;titution und bei vol-<lb/>
ler Ge&#x017F;undheit wa&#x0364;ren; und hierauf ero&#x0364;ffnete<lb/>
&#x017F;ich denn die eigentliche Unterhandlung; je-<lb/>
doch nicht, ohne zuvor &#x017F;owohl den Verka&#x0364;u-<lb/>
fern, die &#x017F;ich auf dem Verdeck befanden, als<lb/>
ihren Kameraden in den Kanots, Taback und<lb/>
Pfeifen vollauf gereicht zu haben, damit &#x017F;ie<lb/>
lu&#x017F;tig und guter Dinge wu&#x0364;rden &#x2014; freilich<lb/>
aber auch &#x017F;ich um &#x017F;o leichter betru&#x0364;gen lie&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0010] Das Fahrzeug, welches die verkaͤuflichen Sklaven enthielt, war in der Regel noch von einem halben Dutzend Andrer, jedes mit mehreren Menſchen angefuͤllt, begleitet, welche Alle einen Antheil an der ungluͤck- lichen Waare hatten. Allein nur 8 oder hoͤchſtens 10 aus der Menge wurden mit derſelben an Bord gelaſſen; waͤhrend die Uebrigen in ihren Kanots das Schiff um- ſchwaͤrmten und ein tolles Geſchrei ver- fuͤhrten. Nun wurden auch die Gefangenen an Bord emporgehoben, um in naͤhern Augen- ſchein genommen zu werden; die maͤnnlichen mit auf dem Ruͤcken dergeſtalt hart zuſam- mengeſchnuͤrten Ellenbogen, daß oft Blut und Eiter an den Armen und Lenden hinunter- lief. Erſt auf dem Schiffe wurden ſie los- gebunden, damit der Schiffsarzt ſie genau unterſuchen konnte, ob ſie unverkruͤppelt und uͤbrigens von feſter Conſtitution und bei vol- ler Geſundheit waͤren; und hierauf eroͤffnete ſich denn die eigentliche Unterhandlung; je- doch nicht, ohne zuvor ſowohl den Verkaͤu- fern, die ſich auf dem Verdeck befanden, als ihren Kameraden in den Kanots, Taback und Pfeifen vollauf gereicht zu haben, damit ſie luſtig und guter Dinge wuͤrden — freilich aber auch ſich um ſo leichter betruͤgen lieſſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/10
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/10>, abgerufen am 21.11.2024.