Das Fahrzeug, welches die verkäuflichen Sklaven enthielt, war in der Regel noch von einem halben Dutzend Andrer, jedes mit mehreren Menschen angefüllt, begleitet, welche Alle einen Antheil an der unglück- lichen Waare hatten. Allein nur 8 oder höchstens 10 aus der Menge wurden mit derselben an Bord gelassen; während die Uebrigen in ihren Kanots das Schiff um- schwärmten und ein tolles Geschrei ver- führten.
Nun wurden auch die Gefangenen an Bord emporgehoben, um in nähern Augen- schein genommen zu werden; die männlichen mit auf dem Rücken dergestalt hart zusam- mengeschnürten Ellenbogen, daß oft Blut und Eiter an den Armen und Lenden hinunter- lief. Erst auf dem Schiffe wurden sie los- gebunden, damit der Schiffsarzt sie genau untersuchen konnte, ob sie unverkrüppelt und übrigens von fester Constitution und bei vol- ler Gesundheit wären; und hierauf eröffnete sich denn die eigentliche Unterhandlung; je- doch nicht, ohne zuvor sowohl den Verkäu- fern, die sich auf dem Verdeck befanden, als ihren Kameraden in den Kanots, Taback und Pfeifen vollauf gereicht zu haben, damit sie lustig und guter Dinge würden -- freilich aber auch sich um so leichter betrügen liessen.
Das Fahrzeug, welches die verkaͤuflichen Sklaven enthielt, war in der Regel noch von einem halben Dutzend Andrer, jedes mit mehreren Menſchen angefuͤllt, begleitet, welche Alle einen Antheil an der ungluͤck- lichen Waare hatten. Allein nur 8 oder hoͤchſtens 10 aus der Menge wurden mit derſelben an Bord gelaſſen; waͤhrend die Uebrigen in ihren Kanots das Schiff um- ſchwaͤrmten und ein tolles Geſchrei ver- fuͤhrten.
Nun wurden auch die Gefangenen an Bord emporgehoben, um in naͤhern Augen- ſchein genommen zu werden; die maͤnnlichen mit auf dem Ruͤcken dergeſtalt hart zuſam- mengeſchnuͤrten Ellenbogen, daß oft Blut und Eiter an den Armen und Lenden hinunter- lief. Erſt auf dem Schiffe wurden ſie los- gebunden, damit der Schiffsarzt ſie genau unterſuchen konnte, ob ſie unverkruͤppelt und uͤbrigens von feſter Conſtitution und bei vol- ler Geſundheit waͤren; und hierauf eroͤffnete ſich denn die eigentliche Unterhandlung; je- doch nicht, ohne zuvor ſowohl den Verkaͤu- fern, die ſich auf dem Verdeck befanden, als ihren Kameraden in den Kanots, Taback und Pfeifen vollauf gereicht zu haben, damit ſie luſtig und guter Dinge wuͤrden — freilich aber auch ſich um ſo leichter betruͤgen lieſſen.
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[6/0010]
Das Fahrzeug, welches die verkaͤuflichen
Sklaven enthielt, war in der Regel noch
von einem halben Dutzend Andrer, jedes
mit mehreren Menſchen angefuͤllt, begleitet,
welche Alle einen Antheil an der ungluͤck-
lichen Waare hatten. Allein nur 8 oder
hoͤchſtens 10 aus der Menge wurden mit
derſelben an Bord gelaſſen; waͤhrend die
Uebrigen in ihren Kanots das Schiff um-
ſchwaͤrmten und ein tolles Geſchrei ver-
fuͤhrten.
Nun wurden auch die Gefangenen an
Bord emporgehoben, um in naͤhern Augen-
ſchein genommen zu werden; die maͤnnlichen
mit auf dem Ruͤcken dergeſtalt hart zuſam-
mengeſchnuͤrten Ellenbogen, daß oft Blut und
Eiter an den Armen und Lenden hinunter-
lief. Erſt auf dem Schiffe wurden ſie los-
gebunden, damit der Schiffsarzt ſie genau
unterſuchen konnte, ob ſie unverkruͤppelt und
uͤbrigens von feſter Conſtitution und bei vol-
ler Geſundheit waͤren; und hierauf eroͤffnete
ſich denn die eigentliche Unterhandlung; je-
doch nicht, ohne zuvor ſowohl den Verkaͤu-
fern, die ſich auf dem Verdeck befanden, als
ihren Kameraden in den Kanots, Taback und
Pfeifen vollauf gereicht zu haben, damit ſie
luſtig und guter Dinge wuͤrden — freilich
aber auch ſich um ſo leichter betruͤgen lieſſen.
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/10>, abgerufen am 21.11.2024.
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