Sklaven-Schiffen verletzt werden mag) ihre nothdürftige Bedeckung geboten. Die Wei- ber und Mädchen empfangen daher einen baumwollenen Schurz um den Leib, der bis an die Knie reicht, und die Männer einen leinwandenen Gurt, der eine Elle in der Länge und acht Zoll in der Breite hält, und den sie, nachdem er zwischen den Beinen durchgezogen worden, hinten und vorne an einer Schnur um den Leib befestigen.
Wenn sie nun gleich auf diese Weise im eigentlichsten Verstande nichts mit sich auf das Schiff bringen, so vergehen doch kaum einige Wochen oder Monate, und sie haben allesammt, besonders die weiblichen Perso- nen, ein Paket von nicht geringem Um- pfange, als Eigenthum, erworben, womit sie sich überall unterm Arme umherschleppen. Wie man sich indeß leicht denken kann, be- steht dieser ganze Reichthum in nichts, als allerlei Lappalien, die sie zufällig auf dem Verdecke gefunden und aufgehoben haben -- abgebrochenen Pfeifenstengeln, beschriebenen und bedruckten Papierschnitzeln, bunten Zeug- flicken, Stückchen Besenreis und dergleichen Schurrpfeifereien. Hiezu erbitten sie sich nnn von den Schiffsleuten den Zipfel eines Hemdes oder sonst eines abgetragenen Klei- dungsstücks, um ihren Schatz dahinein zu bündeln.
Sklaven-Schiffen verletzt werden mag) ihre nothduͤrftige Bedeckung geboten. Die Wei- ber und Maͤdchen empfangen daher einen baumwollenen Schurz um den Leib, der bis an die Knie reicht, und die Maͤnner einen leinwandenen Gurt, der eine Elle in der Laͤnge und acht Zoll in der Breite haͤlt, und den ſie, nachdem er zwiſchen den Beinen durchgezogen worden, hinten und vorne an einer Schnur um den Leib befeſtigen.
Wenn ſie nun gleich auf dieſe Weiſe im eigentlichſten Verſtande nichts mit ſich auf das Schiff bringen, ſo vergehen doch kaum einige Wochen oder Monate, und ſie haben alleſammt, beſonders die weiblichen Perſo- nen, ein Paket von nicht geringem Um- pfange, als Eigenthum, erworben, womit ſie ſich uͤberall unterm Arme umherſchleppen. Wie man ſich indeß leicht denken kann, be- ſteht dieſer ganze Reichthum in nichts, als allerlei Lappalien, die ſie zufaͤllig auf dem Verdecke gefunden und aufgehoben haben — abgebrochenen Pfeifenſtengeln, beſchriebenen und bedruckten Papierſchnitzeln, bunten Zeug- flicken, Stuͤckchen Beſenreis und dergleichen Schurrpfeifereien. Hiezu erbitten ſie ſich nnn von den Schiffsleuten den Zipfel eines Hemdes oder ſonſt eines abgetragenen Klei- dungsſtuͤcks, um ihren Schatz dahinein zu buͤndeln.
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Sklaven-Schiffen verletzt werden mag) ihre
nothduͤrftige Bedeckung geboten. Die Wei-
ber und Maͤdchen empfangen daher einen
baumwollenen Schurz um den Leib, der bis
an die Knie reicht, und die Maͤnner einen
leinwandenen Gurt, der eine Elle in der
Laͤnge und acht Zoll in der Breite haͤlt, und
den ſie, nachdem er zwiſchen den Beinen
durchgezogen worden, hinten und vorne an
einer Schnur um den Leib befeſtigen.
Wenn ſie nun gleich auf dieſe Weiſe im
eigentlichſten Verſtande nichts mit ſich auf
das Schiff bringen, ſo vergehen doch kaum
einige Wochen oder Monate, und ſie haben
alleſammt, beſonders die weiblichen Perſo-
nen, ein Paket von nicht geringem Um-
pfange, als Eigenthum, erworben, womit ſie
ſich uͤberall unterm Arme umherſchleppen.
Wie man ſich indeß leicht denken kann, be-
ſteht dieſer ganze Reichthum in nichts, als
allerlei Lappalien, die ſie zufaͤllig auf dem
Verdecke gefunden und aufgehoben haben —
abgebrochenen Pfeifenſtengeln, beſchriebenen
und bedruckten Papierſchnitzeln, bunten Zeug-
flicken, Stuͤckchen Beſenreis und dergleichen
Schurrpfeifereien. Hiezu erbitten ſie ſich
nnn von den Schiffsleuten den Zipfel eines
Hemdes oder ſonſt eines abgetragenen Klei-
dungsſtuͤcks, um ihren Schatz dahinein zu
buͤndeln.
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/94>, abgerufen am 24.11.2024.
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