Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.bergisch Brodt gegessen habt. Vielleicht Jetzt ließ ich mir noch die Vornamen bergiſch Brodt gegeſſen habt. Vielleicht Jetzt ließ ich mir noch die Vornamen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0099" n="95"/> bergiſch Brodt gegeſſen habt. Vielleicht<lb/> ſind wir gar Landsleute?‟ — „Koͤnnte<lb/> wohl ſeyn — Jrgend ein Ungluͤckswind hat<lb/> mich einmal hieher nach Preuſſen verſchla-<lb/> gen. Eigentlich bin ich ein Pommerſch Kind<lb/> und aus Belgard. — „Ei, aus Bel-<lb/> gard? und Euer Name?‟ — „Kniffel.‟<lb/> — „Kniffel?‟ Kniffel?‟ wiederholte ich<lb/> nachſinnend, indem mir etwas auf’s Herz<lb/> ſchoß — „Und habt Jhr noch Bruͤder am<lb/> Leben?‟ — „Ein paar wenigſtens, die<lb/> aber ſchon vor vielen Jahren, gleich mir, in<lb/> die weite Welt giengen, ihr Gluͤck zu ſu-<lb/> chen; und von denen ich weiter nicht weiß,<lb/> wohin ſie geſtoben oder geflogen ſind.‟</p><lb/> <p>Jetzt ließ ich mir noch die Vornamen<lb/> der Verſchollenen nennen; und nun war<lb/> ich meiner Sache gewiß! Es waren die<lb/> nemlichen Gebruͤder Kniffel, die ich vormals<lb/> in Suriname kennen gelernt und die ſich<lb/> dort zu ſo bedeutendem Wohlſtande empor-<lb/> gearbeitet hatten, waͤhrend dieſer dritte<lb/> Bruder ſo gut, als ein Bettler, geblieben.<lb/> Ohne ihm daruͤber einen Floh in’s Ohr zu<lb/> ſetzen, gieng mir doch das Ding je laͤnger<lb/> je mehr im Kopfe herum. Jch erfuhr,<lb/> auf weiteres Befragen, daß er verheirathet<lb/> ſey und eine einzige Tochter, ein Maͤdchen<lb/> von 16 oder 17 Jahren, habe. Bald auch<lb/> ſtellte ich bei andern Leuten Erkundigung<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0099]
bergiſch Brodt gegeſſen habt. Vielleicht
ſind wir gar Landsleute?‟ — „Koͤnnte
wohl ſeyn — Jrgend ein Ungluͤckswind hat
mich einmal hieher nach Preuſſen verſchla-
gen. Eigentlich bin ich ein Pommerſch Kind
und aus Belgard. — „Ei, aus Bel-
gard? und Euer Name?‟ — „Kniffel.‟
— „Kniffel?‟ Kniffel?‟ wiederholte ich
nachſinnend, indem mir etwas auf’s Herz
ſchoß — „Und habt Jhr noch Bruͤder am
Leben?‟ — „Ein paar wenigſtens, die
aber ſchon vor vielen Jahren, gleich mir, in
die weite Welt giengen, ihr Gluͤck zu ſu-
chen; und von denen ich weiter nicht weiß,
wohin ſie geſtoben oder geflogen ſind.‟
Jetzt ließ ich mir noch die Vornamen
der Verſchollenen nennen; und nun war
ich meiner Sache gewiß! Es waren die
nemlichen Gebruͤder Kniffel, die ich vormals
in Suriname kennen gelernt und die ſich
dort zu ſo bedeutendem Wohlſtande empor-
gearbeitet hatten, waͤhrend dieſer dritte
Bruder ſo gut, als ein Bettler, geblieben.
Ohne ihm daruͤber einen Floh in’s Ohr zu
ſetzen, gieng mir doch das Ding je laͤnger
je mehr im Kopfe herum. Jch erfuhr,
auf weiteres Befragen, daß er verheirathet
ſey und eine einzige Tochter, ein Maͤdchen
von 16 oder 17 Jahren, habe. Bald auch
ſtellte ich bei andern Leuten Erkundigung
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