ward sogar förmlich beauftragt, mich dieses Ge- schäfts mit besonderer Sorgfalt anzunehmen.
Gleich des nächsten Tages stellte der neue Commandant sich selbst, auf dem Bastion Preus- sen, der Garnison als ihren jetzigen Anführer vor; und diese Feierlichkeit begleitete er mit einer Anrede, die so eindrucksvoll und rührend war, wie wenn ein guter Vater mit seinen lieben Kin- dern spräche. Alles ward auch dadurch dergestalt erschüttert, daß die alten bärtigen Krieger wie die Kinder weinten und mit schluchzender Stim- me ausriefen: Sie wollten mit ihm für König und Vaterland leben und sterben. Darauf machte er sie mit den Grundsätzen bekannt, nach welchen er sie befehligen werde; wessen sie sich von ihm zu versehen hätten, und was er von ihnen er- warte u. s. w. Tausend Stimmen jauchzten ihm im freudigen Tumult entgegen.
Am 1. Mai ließ er sich hiernächst die Civil- Behörden und Bürger-Repräsentanten vorstellen; hielt auch an uns eine nachdrucksvolle Rede, worin er uns verschiedene zweckmäßige Anord- nungen vorschlug und wodurch ihm Aller Herzen so gewonnen wurden, daß sie begeistert und mit Handschlag erklärten, sie wollten Leben und Ver- mögen willig in seine Hände legen. -- Und für- wahr, ein neues Leben und ein neuer Geist kam nunmehr, wie vom Himmel herab, in Alles, was um und mit uns vorgieng.
Gleich des naͤchſten Tages ſtellte der neue Commandant ſich ſelbſt, auf dem Baſtion Preuſ- ſen, der Garniſon als ihren jetzigen Anfuͤhrer vor; und dieſe Feierlichkeit begleitete er mit einer Anrede, die ſo eindrucksvoll und ruͤhrend war, wie wenn ein guter Vater mit ſeinen lieben Kin- dern ſpraͤche. Alles ward auch dadurch dergeſtalt erſchuͤttert, daß die alten baͤrtigen Krieger wie die Kinder weinten und mit ſchluchzender Stim- me ausriefen: Sie wollten mit ihm fuͤr Koͤnig und Vaterland leben und ſterben. Darauf machte er ſie mit den Grundſaͤtzen bekannt, nach welchen er ſie befehligen werde; weſſen ſie ſich von ihm zu verſehen haͤtten, und was er von ihnen er- warte u. ſ. w. Tauſend Stimmen jauchzten ihm im freudigen Tumult entgegen.
Am 1. Mai ließ er ſich hiernaͤchſt die Civil- Behoͤrden und Buͤrger-Repraͤſentanten vorſtellen; hielt auch an uns eine nachdrucksvolle Rede, worin er uns verſchiedene zweckmaͤßige Anord- nungen vorſchlug und wodurch ihm Aller Herzen ſo gewonnen wurden, daß ſie begeiſtert und mit Handſchlag erklaͤrten, ſie wollten Leben und Ver- moͤgen willig in ſeine Haͤnde legen. — Und fuͤr- wahr, ein neues Leben und ein neuer Geiſt kam nunmehr, wie vom Himmel herab, in Alles, was um und mit uns vorgieng.
Jn welcherlei Weiſe das erſte Zuſammentref-
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ward ſogar foͤrmlich beauftragt, mich dieſes Ge-
ſchaͤfts mit beſonderer Sorgfalt anzunehmen.
Gleich des naͤchſten Tages ſtellte der neue
Commandant ſich ſelbſt, auf dem Baſtion Preuſ-
ſen, der Garniſon als ihren jetzigen Anfuͤhrer
vor; und dieſe Feierlichkeit begleitete er mit einer
Anrede, die ſo eindrucksvoll und ruͤhrend war,
wie wenn ein guter Vater mit ſeinen lieben Kin-
dern ſpraͤche. Alles ward auch dadurch dergeſtalt
erſchuͤttert, daß die alten baͤrtigen Krieger wie
die Kinder weinten und mit ſchluchzender Stim-
me ausriefen: Sie wollten mit ihm fuͤr Koͤnig
und Vaterland leben und ſterben. Darauf machte
er ſie mit den Grundſaͤtzen bekannt, nach welchen
er ſie befehligen werde; weſſen ſie ſich von ihm
zu verſehen haͤtten, und was er von ihnen er-
warte u. ſ. w. Tauſend Stimmen jauchzten ihm
im freudigen Tumult entgegen.
Am 1. Mai ließ er ſich hiernaͤchſt die Civil-
Behoͤrden und Buͤrger-Repraͤſentanten vorſtellen;
hielt auch an uns eine nachdrucksvolle Rede,
worin er uns verſchiedene zweckmaͤßige Anord-
nungen vorſchlug und wodurch ihm Aller Herzen
ſo gewonnen wurden, daß ſie begeiſtert und mit
Handſchlag erklaͤrten, ſie wollten Leben und Ver-
moͤgen willig in ſeine Haͤnde legen. — Und fuͤr-
wahr, ein neues Leben und ein neuer Geiſt kam
nunmehr, wie vom Himmel herab, in Alles, was
um und mit uns vorgieng.
Jn welcherlei Weiſe das erſte Zuſammentref-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/123>, abgerufen am 16.07.2024.
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