Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.mandantur-Gebäude; meine Augen suchen und Allein mit dem Andenken an verdiente Män- mandantur-Gebaͤude; meine Augen ſuchen und Allein mit dem Andenken an verdiente Maͤn- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0189" n="173"/> mandantur-Gebaͤude; meine Augen ſuchen und<lb/> — vermiſſen das von mir geſtiftete Bildniß. Nach<lb/> langem und vielem Fragen erfahre ich endlich, es<lb/> habe neuerdings, ſammt andern Mobilien, den<lb/> Umzug mitgemacht. Jch eile hin zu der Dame,<lb/> und bitte hoͤflichſt um Wiedererſtattung. Die<lb/> Dame weiß von keinem Bildniß, und verweiſt<lb/> mich zuletzt an ihre Domeſtiken, die es aus Un-<lb/> kunde mitgenommen haben koͤnnten. Nun frage,<lb/> nun forſche ich ſelbſt in allen Winkeln des Hau-<lb/> ſes umher; — und — ſiehe da! das mir ſo<lb/> theure Gemaͤlde findet ſich endlich wieder — im<lb/> Huͤhnerſtall; beſchmutzt auf eine Art, die keiner<lb/> naͤheren Andeutung bedarf! Mein ganzes Herz<lb/> war empoͤrt. Jch mag mich auch wohl ein we-<lb/> nig deutſch und kraͤftig uͤber dieſe ſchmaͤhliche Ent-<lb/> weihung ausgelaſſen haben, indem ich mein wie-<lb/> der erobertes Kleinod heimtrug, es von allem<lb/> Makel ſaͤubern ließ und dann, mit freudigem<lb/> Gefuͤhl, an die Staͤtte zuruͤckbrachte, die ihm ge-<lb/> widmet worden. Moͤge es da fortan und immer<lb/> die ihm gebuͤhrende Achtung und beſſere Aufſicht<lb/> finden!</p><lb/> <p>Allein mit dem Andenken an verdiente Maͤn-<lb/> ner iſt es ein Ding, das Einen wohl traurig<lb/> und niedergeſchlagen machen koͤnnte, wenn man<lb/> ſieht und erlebt, wie ſchwer es dem ſelbſtſuͤchti-<lb/> gen Menſchenherzen eingeht, ſeine Liebe und<lb/> Dankbarkeit fuͤr die Davongeſchiedenen treu zu<lb/> bewahren. Das ſollt’ ich auch noch anderweitig<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [173/0189]
mandantur-Gebaͤude; meine Augen ſuchen und
— vermiſſen das von mir geſtiftete Bildniß. Nach
langem und vielem Fragen erfahre ich endlich, es
habe neuerdings, ſammt andern Mobilien, den
Umzug mitgemacht. Jch eile hin zu der Dame,
und bitte hoͤflichſt um Wiedererſtattung. Die
Dame weiß von keinem Bildniß, und verweiſt
mich zuletzt an ihre Domeſtiken, die es aus Un-
kunde mitgenommen haben koͤnnten. Nun frage,
nun forſche ich ſelbſt in allen Winkeln des Hau-
ſes umher; — und — ſiehe da! das mir ſo
theure Gemaͤlde findet ſich endlich wieder — im
Huͤhnerſtall; beſchmutzt auf eine Art, die keiner
naͤheren Andeutung bedarf! Mein ganzes Herz
war empoͤrt. Jch mag mich auch wohl ein we-
nig deutſch und kraͤftig uͤber dieſe ſchmaͤhliche Ent-
weihung ausgelaſſen haben, indem ich mein wie-
der erobertes Kleinod heimtrug, es von allem
Makel ſaͤubern ließ und dann, mit freudigem
Gefuͤhl, an die Staͤtte zuruͤckbrachte, die ihm ge-
widmet worden. Moͤge es da fortan und immer
die ihm gebuͤhrende Achtung und beſſere Aufſicht
finden!
Allein mit dem Andenken an verdiente Maͤn-
ner iſt es ein Ding, das Einen wohl traurig
und niedergeſchlagen machen koͤnnte, wenn man
ſieht und erlebt, wie ſchwer es dem ſelbſtſuͤchti-
gen Menſchenherzen eingeht, ſeine Liebe und
Dankbarkeit fuͤr die Davongeſchiedenen treu zu
bewahren. Das ſollt’ ich auch noch anderweitig
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