Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.So begann denn meine häusliche Lage in Wahr- Gleich nach geendigter Belagerung hatte der Solchergestalt hätte ich, allem menschlichen So begann denn meine haͤusliche Lage in Wahr- Gleich nach geendigter Belagerung hatte der Solchergeſtalt haͤtte ich, allem menſchlichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0230" n="214"/> So begann denn meine haͤusliche Lage in Wahr-<lb/> heit bedenklich zu werden.</p><lb/> <p>Gleich nach geendigter Belagerung hatte der<lb/> edle Gneiſenau, der um die mancherlei Einbußen<lb/> wußte, denen ich waͤhrend derſelben ausgeſetzt ge-<lb/> weſen, ſich gegen mich erboten, mir zur Schad-<lb/> loshaltung eine Koͤnigl. Penſion zu erwirken.<lb/> Mein Ehrgefuͤhl lehnte ſich dagegen auf; und mit<lb/> thraͤnenden Augen bat ich ihn, von dieſem Ge-<lb/> danken abzuſtehen: denn damals waren meine<lb/> Umſtaͤnde noch immer leidlich, und ich hatte Nie-<lb/> mand zu verſorgen. Gegenwaͤrtig aber, wo mei-<lb/> ner Lebenslaſt noch zehn Jahre mehr zugewach-<lb/> ſen waren, ſtanden meine Sachen um Vieles an-<lb/> ders; die einſt ſo laute Stimme in meinem Her-<lb/> zen mußte verſtummen, und ich erkannte es, mit<lb/> dankbarer Ruͤhrung, als die Huld meines guten<lb/> und gnaͤdigen Koͤnigs hier in’s Mittel trat und<lb/> mir ein jaͤhrliches Gnadengehalt von 200 Thalern<lb/> ausſetzte, wovon, auch nach meinem Tode, die<lb/> Haͤlfte auf meine Wittwe uͤbergehen wird. Nicht<lb/> minder ward meiner kleinen Tochter zu ihrer Er-<lb/> ziehung eine Stelle in dem Louiſen-Stifte zu-<lb/> geſichert, oder, nach meinem und der Mutter<lb/> beſtem Befinden, eine Novizen-Stelle in dem<lb/> hieſigen Jungfern-Stifte vorbehalten. Gottlob!<lb/> Nun werden meine Lieben nicht ganz verlaſſen<lb/> ſeyn, und ich werde mein Haupt ruhig nieder-<lb/> legen!</p><lb/> <p>Solchergeſtalt haͤtte ich, allem menſchlichen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [214/0230]
So begann denn meine haͤusliche Lage in Wahr-
heit bedenklich zu werden.
Gleich nach geendigter Belagerung hatte der
edle Gneiſenau, der um die mancherlei Einbußen
wußte, denen ich waͤhrend derſelben ausgeſetzt ge-
weſen, ſich gegen mich erboten, mir zur Schad-
loshaltung eine Koͤnigl. Penſion zu erwirken.
Mein Ehrgefuͤhl lehnte ſich dagegen auf; und mit
thraͤnenden Augen bat ich ihn, von dieſem Ge-
danken abzuſtehen: denn damals waren meine
Umſtaͤnde noch immer leidlich, und ich hatte Nie-
mand zu verſorgen. Gegenwaͤrtig aber, wo mei-
ner Lebenslaſt noch zehn Jahre mehr zugewach-
ſen waren, ſtanden meine Sachen um Vieles an-
ders; die einſt ſo laute Stimme in meinem Her-
zen mußte verſtummen, und ich erkannte es, mit
dankbarer Ruͤhrung, als die Huld meines guten
und gnaͤdigen Koͤnigs hier in’s Mittel trat und
mir ein jaͤhrliches Gnadengehalt von 200 Thalern
ausſetzte, wovon, auch nach meinem Tode, die
Haͤlfte auf meine Wittwe uͤbergehen wird. Nicht
minder ward meiner kleinen Tochter zu ihrer Er-
ziehung eine Stelle in dem Louiſen-Stifte zu-
geſichert, oder, nach meinem und der Mutter
beſtem Befinden, eine Novizen-Stelle in dem
hieſigen Jungfern-Stifte vorbehalten. Gottlob!
Nun werden meine Lieben nicht ganz verlaſſen
ſeyn, und ich werde mein Haupt ruhig nieder-
legen!
Solchergeſtalt haͤtte ich, allem menſchlichen
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