Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.schien und einmal ein Exempel statuirt werden Jnzwischen hatt' es der Zufall gefügt, daß Jndem ich nun zu der beschiedenen Zeit auf ſchien und einmal ein Exempel ſtatuirt werden Jnzwiſchen hatt’ es der Zufall gefuͤgt, daß Jndem ich nun zu der beſchiedenen Zeit auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="10"/> ſchien und einmal ein Exempel ſtatuirt werden<lb/> mußte! Gleich des andern Tages alſo kriegt’ ich<lb/> eine Vorladung vom Magiſtrat, am naͤchſten<lb/> Morgen dieſerwegen zu Rathhauſe zu erſcheinen.</p><lb/> <p>Jnzwiſchen hatt’ es der Zufall gefuͤgt, daß<lb/> bei einem Gange durch die Stadt meine Augen<lb/> auf das Mauerwerk der Kupferſchmieds-Bruͤcke ſie-<lb/> len, wo ich wahrnahm, daß beide Stirnmauern,<lb/> auf welchen das Gebaͤlke der Bruͤcke ruhte, in<lb/> ſehr ſchadhaftem Stande, und die Eine derſelben<lb/> ſogar zum Theil niedergeſchoſſen ſey; ſo daß durch<lb/> das naͤchſte, etwas ſchwere Fuhrwerk, das hin-<lb/> uͤber paſſirte, leicht ein Ungluͤck entſtehen koͤnnte.<lb/> Dies hatt’ ich auch ſofort, nach Buͤrgerpflicht,<lb/> dem Stadt-Dirigenten, Landrath Sehlert, an-<lb/> gezeigt, der ſich von der vorhandenen Gefahr zur<lb/> Stelle uͤberzeugte und von Stund’ an die Bruͤcke<lb/> ſperren ließ. Daneben hatt’ ich ihm vorgeſchla-<lb/> gen, daß es, zu Erneurung des Gemaͤuers kei-<lb/> nes weiteren koſtbaren Unterbaues und Geruͤſtes<lb/> beduͤrfen werde, wenn man nur einen Bagger-<lb/> Prahm von der Colberger Muͤnde herbeiſchaffte<lb/> und unter die Bruͤcke braͤchte. Er billigte das;<lb/> und ich hatte den Prahm auch wirklich herbei-<lb/> geholt und unter der Bruͤcke befeſtigt. Die Mau-<lb/> rer aber waren ſeitdem auf demſelben mit ihrer<lb/> Arbeit beſchaͤftigt.</p><lb/> <p>Jndem ich nun zu der beſchiedenen Zeit auf<lb/> dem Wege nach dem Rathhauſe begriffen war,<lb/> um meine Strafſentenz zu empfangen, ſah ich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [10/0026]
ſchien und einmal ein Exempel ſtatuirt werden
mußte! Gleich des andern Tages alſo kriegt’ ich
eine Vorladung vom Magiſtrat, am naͤchſten
Morgen dieſerwegen zu Rathhauſe zu erſcheinen.
Jnzwiſchen hatt’ es der Zufall gefuͤgt, daß
bei einem Gange durch die Stadt meine Augen
auf das Mauerwerk der Kupferſchmieds-Bruͤcke ſie-
len, wo ich wahrnahm, daß beide Stirnmauern,
auf welchen das Gebaͤlke der Bruͤcke ruhte, in
ſehr ſchadhaftem Stande, und die Eine derſelben
ſogar zum Theil niedergeſchoſſen ſey; ſo daß durch
das naͤchſte, etwas ſchwere Fuhrwerk, das hin-
uͤber paſſirte, leicht ein Ungluͤck entſtehen koͤnnte.
Dies hatt’ ich auch ſofort, nach Buͤrgerpflicht,
dem Stadt-Dirigenten, Landrath Sehlert, an-
gezeigt, der ſich von der vorhandenen Gefahr zur
Stelle uͤberzeugte und von Stund’ an die Bruͤcke
ſperren ließ. Daneben hatt’ ich ihm vorgeſchla-
gen, daß es, zu Erneurung des Gemaͤuers kei-
nes weiteren koſtbaren Unterbaues und Geruͤſtes
beduͤrfen werde, wenn man nur einen Bagger-
Prahm von der Colberger Muͤnde herbeiſchaffte
und unter die Bruͤcke braͤchte. Er billigte das;
und ich hatte den Prahm auch wirklich herbei-
geholt und unter der Bruͤcke befeſtigt. Die Mau-
rer aber waren ſeitdem auf demſelben mit ihrer
Arbeit beſchaͤftigt.
Jndem ich nun zu der beſchiedenen Zeit auf
dem Wege nach dem Rathhauſe begriffen war,
um meine Strafſentenz zu empfangen, ſah ich
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