Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die Verständige Abigail. Und hatte mit dem Soff/ ich weiß nicht was/erjagt. Sie ließ es also gehn biß Nabal eingeschlafen/ Drauf jagt sie alles weg/ die Hürten zu den Scha- fen/ Und schaffet Ruh' im Haus: Es war schon Mitternacht/ Als Sie hatt' ihren Mann ins warme Bette bracht. Da nun die Nacht vor bey und man den Morgen schauet'/ Als Nabal seine Speis'/ und starken Rausch ver- dauet/ Und wieder nüchtern war/ gieng sein verständig Weib Zu ihm/ und stellt' ihm vor sein gestrigs Zeit- vertreib'/ Sie sprach ihm heftig zu/ Sie fieng ihn an zu- quälen Mit einer scharfen Red'/ und alles zu erzählen/ Was gestern war geschehn/ erwehnte die Ge- fahr/ Und was vor Hertzeleid auf Sie gerichtet war. Sagt unter andern so: Du wirst ja noch wol wis- sen/ Daß Davids Volk sich stets der Redlichkeit be- flissen/ Daß Sie uns nichts gethan/ man sagt von ihnen nicht/ Daß ihr Gemüht' auf Raub und Stehlen ab- gericht. Auch ist dir wol bewust/ daß David außerkohren/ Und durch des Höchsten Gunst zum Könige ge- bohren/ Es
Die Verſtaͤndige Abigail. Und hatte mit dem Soff/ ich weiß nicht was/erjagt. Sie ließ es alſo gehn biß Nabal eingeſchlafen/ Drauf jagt ſie alles weg/ die Huͤrten zu den Scha- fen/ Und ſchaffet Ruh’ im Hauſ: Es war ſchon Mitternacht/ Als Sie hatt’ ihren Mann ins warme Bette bracht. Da nun die Nacht vor bey und man den Morgen ſchauet’/ Als Nabal ſeine Speiſ’/ und ſtarken Rauſch ver- dauet/ Und wieder nuͤchtern war/ gieng ſein verſtaͤndig Weib Zu ihm/ und ſtellt’ ihm vor ſein geſtrigs Zeit- vertreib’/ Sie ſprach ihm heftig zu/ Sie fieng ihn an zu- quaͤlen Mit einer ſcharfen Red’/ und alles zu erzaͤhlen/ Was geſtern war geſchehn/ erwehnte die Ge- fahr/ Und was vor Hertzeleid auf Sie gerichtet war. Sagt unter andern ſo: Du wirſt ja noch wol wiſ- ſen/ Daß Davids Volk ſich ſtets der Redlichkeit be- fliſſen/ Daß Sie uns nichts gethan/ man ſagt von ihnen nicht/ Daß ihr Gemuͤht’ auf Raub und Stehlen ab- gericht. Auch iſt dir wol bewuſt/ daß David außerkohren/ Und durch des Hoͤchſten Gunſt zum Koͤnige ge- bohren/ Es
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Die Verſtaͤndige Abigail.
Und hatte mit dem Soff/ ich weiß nicht was/
erjagt.
Sie ließ es alſo gehn biß Nabal eingeſchlafen/
Drauf jagt ſie alles weg/ die Huͤrten zu den Scha-
fen/
Und ſchaffet Ruh’ im Hauſ: Es war ſchon
Mitternacht/
Als Sie hatt’ ihren Mann ins warme Bette
bracht.
Da nun die Nacht vor bey und man den Morgen
ſchauet’/
Als Nabal ſeine Speiſ’/ und ſtarken Rauſch ver-
dauet/
Und wieder nuͤchtern war/ gieng ſein verſtaͤndig
Weib
Zu ihm/ und ſtellt’ ihm vor ſein geſtrigs Zeit-
vertreib’/
Sie ſprach ihm heftig zu/ Sie fieng ihn an zu-
quaͤlen
Mit einer ſcharfen Red’/ und alles zu erzaͤhlen/
Was geſtern war geſchehn/ erwehnte die Ge-
fahr/
Und was vor Hertzeleid auf Sie gerichtet war.
Sagt unter andern ſo: Du wirſt ja noch wol wiſ-
ſen/
Daß Davids Volk ſich ſtets der Redlichkeit be-
fliſſen/
Daß Sie uns nichts gethan/ man ſagt von
ihnen nicht/
Daß ihr Gemuͤht’ auf Raub und Stehlen ab-
gericht.
Auch iſt dir wol bewuſt/ daß David außerkohren/
Und durch des Hoͤchſten Gunſt zum Koͤnige ge-
bohren/
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