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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Die erhöhete
7.
Dann lest Thyrsis uns zu Ehren
Thyrsis unser Wälderschein
Sein Violdigammchen hören
Singt auch wol bis weilen drein/
Wie er Karitillen liebet
Und sich nur üm sie betrübet.
8.
Tytyrus der treue Schäfer/
Redt von schöner Tugendzier/
Sylvius der Lange-Schläfer
Bringet manche Kurtzweil für/
Und so wird die Zeit verkleinet
Die uns etwa lange scheinet.
9.
Jst die Hitze dann gewichen/
Nahet sich der Abend bey/
Kömmt die Nacht herbey geschlichen
Treiben wir zur Schäferey/
Da wir denn mit unsren Schafen
Können unbesorget schlafen.
10.
Ach wer wolte nun diß Leben/
Diese schöne Wälder Lust
Vor das städtsche Leben geben/
Vor den überschminkten Wust?
Wer wil heimlichs Hertzenquälen/
Vor gewisse Ruh erwählen?
11.
Lobt ihr städtische Gemühter/
Euren aufgeblasnen Pracht/
Rühmt die nebelgleiche Güter/
Trotzt auf eure schnöde Macht/
Liebet eure grosse Gelder/
Jch beliebe meine Wälder.
Der
Die erhoͤhete
7.
Dann leſt Thyrſis uns zu Ehren
Thyrſis unſer Waͤlderſchein
Sein Violdigammchen hoͤren
Singt auch wol bis weilen drein/
Wie er Karitillen liebet
Und ſich nur uͤm ſie betruͤbet.
8.
Tytyrus der treue Schaͤfer/
Redt von ſchoͤner Tugendzier/
Sylvius der Lange-Schlaͤfer
Bringet manche Kurtzweil fuͤr/
Und ſo wird die Zeit verkleinet
Die uns etwa lange ſcheinet.
9.
Jſt die Hitze dann gewichen/
Nahet ſich der Abend bey/
Koͤmmt die Nacht herbey geſchlichen
Treiben wir zur Schaͤferey/
Da wir denn mit unſren Schafen
Koͤnnen unbeſorget ſchlafen.
10.
Ach wer wolte nun diß Leben/
Dieſe ſchoͤne Waͤlder Luſt
Vor das ſtaͤdtſche Leben geben/
Vor den uͤberſchminkten Wuſt?
Wer wil heimlichs Hertzenquaͤlen/
Vor gewiſſe Ruh erwaͤhlen?
11.
Lobt ihr ſtaͤdtiſche Gemuͤhter/
Euren aufgeblaſnen Pracht/
Ruͤhmt die nebelgleiche Guͤter/
Trotzt auf eure ſchnoͤde Macht/
Liebet eure groſſe Gelder/
Jch beliebe meine Waͤlder.
Der
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[94/0152] Die erhoͤhete 7. Dann leſt Thyrſis uns zu Ehren Thyrſis unſer Waͤlderſchein Sein Violdigammchen hoͤren Singt auch wol bis weilen drein/ Wie er Karitillen liebet Und ſich nur uͤm ſie betruͤbet. 8. Tytyrus der treue Schaͤfer/ Redt von ſchoͤner Tugendzier/ Sylvius der Lange-Schlaͤfer Bringet manche Kurtzweil fuͤr/ Und ſo wird die Zeit verkleinet Die uns etwa lange ſcheinet. 9. Jſt die Hitze dann gewichen/ Nahet ſich der Abend bey/ Koͤmmt die Nacht herbey geſchlichen Treiben wir zur Schaͤferey/ Da wir denn mit unſren Schafen Koͤnnen unbeſorget ſchlafen. 10. Ach wer wolte nun diß Leben/ Dieſe ſchoͤne Waͤlder Luſt Vor das ſtaͤdtſche Leben geben/ Vor den uͤberſchminkten Wuſt? Wer wil heimlichs Hertzenquaͤlen/ Vor gewiſſe Ruh erwaͤhlen? 11. Lobt ihr ſtaͤdtiſche Gemuͤhter/ Euren aufgeblaſnen Pracht/ Ruͤhmt die nebelgleiche Guͤter/ Trotzt auf eure ſchnoͤde Macht/ Liebet eure groſſe Gelder/ Jch beliebe meine Waͤlder. Der

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/152>, abgerufen am 12.05.2024.