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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Fryne-Bozene.
Und schöner Lieblichkeit. Man bringt sie auf
den Saal/

Ein jede denkt bey sich: Ach wer wird aus der
Zahl/

Die Landesfürstinn seyn? Wer wird doch unter
allen/

Dem Fürsten Huldenreich am treflichsten ge-
fallen?

Es dachte keine nicht/ daß eine Schäferinn
Solt' ihre Fürstinn seyn/ und Landeshertzo-
ginn.

Gleich eben dieser Zeit da alle Jungfern saßen/
Und wolten sich nun gleich vom Fürsten richten
laßen/

Da geht Achates durch und sieht es alles an/
Ob alles wol bestellt/ ob alles wolgethan.
Sieht die Göttinnen Schaar mit heller Klarheit
blinken/

Daß ihm von Frynen Zier das Hertz beginnt zu
sinken.

Als er die Jungfern sieht/ den Himmelsgleichen
Blikk/

Dacht' Er: O Weh! hier wankt der Frynen
höchstes Glükk!

Seh' ich doch hier im Saal' ein klares Stern-
heer funkeln/

Daß mir durch dessen Glantz/ die Augen fast ver-
dunkeln.

Jch habe gar zu viel der Frynen zugetraut/
Mich dünkt so bald der Fürst nur dieses Volk
beschaut/

Wird er das arme Kind Bozene lassen fahren/
Und sich durch Mißverstand mit einer andern
pahren

Aus
Fryne-Bozene.
Und ſchoͤner Lieblichkeit. Man bringt ſie auf
den Saal/

Ein jede denkt bey ſich: Ach wer wird aus der
Zahl/

Die Landesfuͤrſtinn ſeyn? Wer wird doch unter
allen/

Dem Fuͤrſten Huldenreich am treflichſten ge-
fallen?

Es dachte keine nicht/ daß eine Schaͤferinn
Solt’ ihre Fuͤrſtinn ſeyn/ und Landeshertzo-
ginn.

Gleich eben dieſer Zeit da alle Jungfern ſaßen/
Und wolten ſich nun gleich vom Fuͤrſten richten
laßen/

Da geht Achates durch und ſieht es alles an/
Ob alles wol beſtellt/ ob alles wolgethan.
Sieht die Goͤttinnen Schaar mit heller Klarheit
blinken/

Daß ihm von Frynen Zier das Hertz beginnt zu
ſinken.

Als er die Jungfern ſieht/ den Himmelsgleichen
Blikk/

Dacht’ Er: O Weh! hier wankt der Frynen
hoͤchſtes Gluͤkk!

Seh’ ich doch hier im Saal’ ein klares Stern-
heer funkeln/

Daß mir durch deſſen Glantz/ die Augen faſt ver-
dunkeln.

Jch habe gar zu viel der Frynen zugetraut/
Mich duͤnkt ſo bald der Fuͤrſt nur dieſes Volk
beſchaut/

Wird er das arme Kind Bozene laſſen fahren/
Und ſich durch Mißverſtand mit einer andern
pahren

Aus
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[141/0201] Fryne-Bozene. Und ſchoͤner Lieblichkeit. Man bringt ſie auf den Saal/ Ein jede denkt bey ſich: Ach wer wird aus der Zahl/ Die Landesfuͤrſtinn ſeyn? Wer wird doch unter allen/ Dem Fuͤrſten Huldenreich am treflichſten ge- fallen? Es dachte keine nicht/ daß eine Schaͤferinn Solt’ ihre Fuͤrſtinn ſeyn/ und Landeshertzo- ginn. Gleich eben dieſer Zeit da alle Jungfern ſaßen/ Und wolten ſich nun gleich vom Fuͤrſten richten laßen/ Da geht Achates durch und ſieht es alles an/ Ob alles wol beſtellt/ ob alles wolgethan. Sieht die Goͤttinnen Schaar mit heller Klarheit blinken/ Daß ihm von Frynen Zier das Hertz beginnt zu ſinken. Als er die Jungfern ſieht/ den Himmelsgleichen Blikk/ Dacht’ Er: O Weh! hier wankt der Frynen hoͤchſtes Gluͤkk! Seh’ ich doch hier im Saal’ ein klares Stern- heer funkeln/ Daß mir durch deſſen Glantz/ die Augen faſt ver- dunkeln. Jch habe gar zu viel der Frynen zugetraut/ Mich duͤnkt ſo bald der Fuͤrſt nur dieſes Volk beſchaut/ Wird er das arme Kind Bozene laſſen fahren/ Und ſich durch Mißverſtand mit einer andern pahren Aus

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/201>, abgerufen am 13.05.2024.