Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die erhöhete Als weren sie mit Gold' und Perlen übersehet;Ein schlechtgewirkter Koth/ gemacht mit eig- ner Hand/ Der war/ worinn' ich Schutz vor Hitz' und Kälte fandt. Und war ich nicht ümringt/ ihr Freund' und Blutsbekandten/ Mit solcher Diener zahl/ und vielen Leibtrabanten; Ein Anzahl/ meiner Schaf'/ ein Lämchen von dem Jahr Lief bey und üm mich' her/ welchs mein Ver- gnügen war. Trug ich nicht auf dem Kopf' ein Kleinod von Safiren/ Und andrer Köstlichkeit/ die eine Fürstinn ziehren; Ein hüpscher Blumenbund/ und wolgefügter Krantz/ Der alle Tage frisch/ war meines Hauptes Glantz. War ich schon nicht bedient von hundert grossen Frauen/ Und Jungfern hohes Bluts/ die auf mich müssen schauen; Die Mägdchens aus dem Dorf' und manche Schäferinn/ Die kürtzten mir die Zeit/ und stillten meinen Sinn. Seht meinen Hauptschmukk an darunter ligt ver- borgen/ Neid/ Abgunst/ Eyfersucht/ und andre große Sorgen. Da ist kein Deamant der in demselben stekkt/ Der mich nicht hundert mal von meinem Schlaf' erwekkt. Jch
Die erhoͤhete Als weren ſie mit Gold’ und Perlen uͤberſehet;Ein ſchlechtgewirkter Koth/ gemacht mit eig- ner Hand/ Der war/ worinn’ ich Schutz vor Hitz’ und Kaͤlte fandt. Und war ich nicht uͤmringt/ ihr Freund’ und Blutsbekandten/ Mit ſolcher Diener zahl/ und vielen Leibtrabanten; Ein Anzahl/ meiner Schaf’/ ein Laͤmchen von dem Jahr Lief bey und uͤm mich’ her/ welchs mein Ver- gnuͤgen war. Trug ich nicht auf dem Kopf’ ein Kleinod von Safiren/ Und andrer Koͤſtlichkeit/ die eine Fuͤrſtinn ziehren; Ein huͤpſcher Blumenbund/ und wolgefuͤgter Krantz/ Der alle Tage friſch/ war meines Hauptes Glantz. War ich ſchon nicht bedient von hundert groſſen Frauen/ Und Jungfern hohes Bluts/ die auf mich muͤſſen ſchauen; Die Maͤgdchens aus dem Dorf’ und manche Schaͤferinn/ Die kuͤrtzten mir die Zeit/ und ſtillten meinen Sinn. Seht meinen Hauptſchmukk an darunter ligt ver- borgen/ Neid/ Abgunſt/ Eyferſucht/ und andre große Sorgen. Da iſt kein Deamant der in demſelben ſtekkt/ Der mich nicht hundert mal von meinem Schlaf’ erwekkt. Jch
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Die erhoͤhete
Als weren ſie mit Gold’ und Perlen uͤberſehet;
Ein ſchlechtgewirkter Koth/ gemacht mit eig-
ner Hand/
Der war/ worinn’ ich Schutz vor Hitz’ und
Kaͤlte fandt.
Und war ich nicht uͤmringt/ ihr Freund’ und
Blutsbekandten/
Mit ſolcher Diener zahl/ und vielen Leibtrabanten;
Ein Anzahl/ meiner Schaf’/ ein Laͤmchen von
dem Jahr
Lief bey und uͤm mich’ her/ welchs mein Ver-
gnuͤgen war.
Trug ich nicht auf dem Kopf’ ein Kleinod von
Safiren/
Und andrer Koͤſtlichkeit/ die eine Fuͤrſtinn ziehren;
Ein huͤpſcher Blumenbund/ und wolgefuͤgter
Krantz/
Der alle Tage friſch/ war meines Hauptes
Glantz.
War ich ſchon nicht bedient von hundert groſſen
Frauen/
Und Jungfern hohes Bluts/ die auf mich muͤſſen
ſchauen;
Die Maͤgdchens aus dem Dorf’ und manche
Schaͤferinn/
Die kuͤrtzten mir die Zeit/ und ſtillten meinen
Sinn.
Seht meinen Hauptſchmukk an darunter ligt ver-
borgen/
Neid/ Abgunſt/ Eyferſucht/ und andre große
Sorgen.
Da iſt kein Deamant der in demſelben ſtekkt/
Der mich nicht hundert mal von meinem
Schlaf’ erwekkt.
Jch
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