Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die erhöhete Es ist ein stilles Kreutz verkleidet in das Gold.Oft sitz' ich über Tisch und esse theure Speise/ Das Hertze naget sich fast unerhörter weise. Man meint oft daß mein Hertz sich frey und lu- stig macht/ Und ist doch sonst auf nichts/ als heimlich Leid bedacht. Oft ist in bester Kost und in den göldnen Schalen/ Womit man herrlich prangt auf solchen Fürsten- saalen/ Ein schnelles Drachenblut und heimblichs Gift vermischt/ So/ daß man oftermals mit großen Sorgen tischt. Seht aber euer Feld ist frey von solchen Klagen/ Man höret bey euch nicht dergleichen Fälle sagen. Das liebe Rokkenbrot kennt keinen (12) Oper- ment/ Die groben Gerstengrütz/ auch keine (13) Wolfsmilch kennt. Ob schon die Nachtigal im Walde wird gefan- gen/ Und/ in ein göldnes Baur verschlossen/ aufge- hangen. Was fragt sie groß nach dem? Die Lieblichkeit giebt nach/ Sie singet nicht so wol als sie im Walde pflag. Es geht mir eben so. Jch wolte lieber schlafen/ Da/ wo ihr Leutchen schlaft/ bey meinen Wol- lenschafen/ Als ihr in diesem Schloss. Jch bin so noch ge- sinnt/ Daß ich das Feld erwehlt' im fall es mir ver- gönnt. Weil
Die erhoͤhete Es iſt ein ſtilles Kreutz verkleidet in das Gold.Oft ſitz’ ich uͤber Tiſch und eſſe theure Speiſe/ Das Hertze naget ſich faſt unerhoͤrter weiſe. Man meint oft daß mein Hertz ſich frey und lu- ſtig macht/ Und iſt doch ſonſt auf nichts/ als heimlich Leid bedacht. Oft iſt in beſter Koſt und in den goͤldnen Schalen/ Womit man herꝛlich prangt auf ſolchen Fuͤrſten- ſaalen/ Ein ſchnelles Drachenblut und heimblichs Gift vermiſcht/ So/ daß man oftermals mit großen Sorgen tiſcht. Seht aber euer Feld iſt frey von ſolchen Klagen/ Man hoͤret bey euch nicht dergleichen Faͤlle ſagen. Das liebe Rokkenbrot kennt keinen (12) Oper- ment/ Die groben Gerſtengruͤtz/ auch keine (13) Wolfsmilch kennt. Ob ſchon die Nachtigal im Walde wird gefan- gen/ Und/ in ein goͤldnes Baur verſchloſſen/ aufge- hangen. Was fragt ſie groß nach dem? Die Lieblichkeit giebt nach/ Sie ſinget nicht ſo wol als ſie im Walde pflag. Es geht mir eben ſo. Jch wolte lieber ſchlafen/ Da/ wo ihr Leutchen ſchlaft/ bey meinen Wol- lenſchafen/ Als ihr in dieſem Schloſſ. Jch bin ſo noch ge- ſinnt/ Daß ich das Feld erwehlt’ im fall es mir ver- goͤnnt. Weil
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Die erhoͤhete
Es iſt ein ſtilles Kreutz verkleidet in das Gold.
Oft ſitz’ ich uͤber Tiſch und eſſe theure Speiſe/
Das Hertze naget ſich faſt unerhoͤrter weiſe.
Man meint oft daß mein Hertz ſich frey und lu-
ſtig macht/
Und iſt doch ſonſt auf nichts/ als heimlich Leid
bedacht.
Oft iſt in beſter Koſt und in den goͤldnen Schalen/
Womit man herꝛlich prangt auf ſolchen Fuͤrſten-
ſaalen/
Ein ſchnelles Drachenblut und heimblichs
Gift vermiſcht/
So/ daß man oftermals mit großen Sorgen
tiſcht.
Seht aber euer Feld iſt frey von ſolchen Klagen/
Man hoͤret bey euch nicht dergleichen Faͤlle ſagen.
Das liebe Rokkenbrot kennt keinen
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Oper-
ment/
Die groben Gerſtengruͤtz/ auch keine
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Wolfsmilch kennt.
Ob ſchon die Nachtigal im Walde wird gefan-
gen/
Und/ in ein goͤldnes Baur verſchloſſen/ aufge-
hangen.
Was fragt ſie groß nach dem? Die Lieblichkeit
giebt nach/
Sie ſinget nicht ſo wol als ſie im Walde pflag.
Es geht mir eben ſo. Jch wolte lieber ſchlafen/
Da/ wo ihr Leutchen ſchlaft/ bey meinen Wol-
lenſchafen/
Als ihr in dieſem Schloſſ. Jch bin ſo noch ge-
ſinnt/
Daß ich das Feld erwehlt’ im fall es mir ver-
goͤnnt.
Weil
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