Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die verführerische Vnangesehn daß er saß eben im Gericht'/Ein jeder Mensche war/ das Schiff zusehn ver- picht. Drauff schikt' Antonius und ließ nach Landessit- ten/ Und Fürstlichem Gebrauch die newe Venus bit- ten/ Daß sie doch kommen wolt' in seinen Hof hinein/ Und auf ein Abendmahl sein lieber Gast zu seyn/ Mit all den Jhrigen. Sie übet ihre Stükke/ Bedanket sich sehr schön sie schikket bald zurükke/ Sie sendet einen Mann zum Fürsten in die Stadt/ Der Red' und Höfligkeit sehr wol gelernet hat. Und bittet ihn zu sich. Er lesset sich bewegen/ Unangesehn Er dieß wol können wiederlegen/ Er fertigt sich bald an mit schon-verliebtem Sinn'/ Und stellet sich bald ein bey dieser Königinn. Er wird aufs freundligste von ihrer Lieb' empfan- gen/ Er sieht mit wunderung den Saal sehr wol be- hangen/ Mit theurem Tafelwerkk' vnd solchem Wand- beschlag' Als in der weiten Welt ein Künstler wirken mag. Unangesehn daß sie kaum in die Stadt gekommen/ Vnd noch kein rechtes Hauß zu bleiben einge- nommen/ Wird doch daß Abendmahl mit solchem über- fluß/ Sehr
Die verfuͤhreriſche Vnangeſehn daß er ſaß eben im Gericht’/Ein jeder Menſche war/ das Schiff zuſehn ver- picht. Drauff ſchikt’ Antonius und ließ nach Landesſit- ten/ Und Fuͤrſtlichem Gebrauch die newe Venus bit- ten/ Daß ſie doch kommen wolt’ in ſeinen Hof hinein/ Und auf ein Abendmahl ſein lieber Gaſt zu ſeyn/ Mit all den Jhrigen. Sie uͤbet ihre Stuͤkke/ Bedanket ſich ſehr ſchoͤn ſie ſchikket bald zuruͤkke/ Sie ſendet einen Mann zum Fuͤrſten in die Stadt/ Der Red’ und Hoͤfligkeit ſehr wol gelernet hat. Und bittet ihn zu ſich. Er leſſet ſich bewegen/ Unangeſehn Er dieß wol koͤnnen wiederlegen/ Er fertigt ſich bald an mit ſchon-verliebtem Sinn’/ Und ſtellet ſich bald ein bey dieſer Koͤniginn. Er wird aufs freundligſte von ihrer Lieb’ empfan- gen/ Er ſieht mit wunderung den Saal ſehr wol be- hangen/ Mit theurem Tafelwerkk’ vnd ſolchem Wand- beſchlag’ Als in der weiten Welt ein Kuͤnſtler wirken mag. Unangeſehn daß ſie kaum in die Stadt gekommen/ Vnd noch kein rechtes Hauß zu bleiben einge- nommen/ Wird doch daß Abendmahl mit ſolchem uͤber- fluß/ Sehr
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Die verfuͤhreriſche
Vnangeſehn daß er ſaß eben im Gericht’/
Ein jeder Menſche war/ das Schiff zuſehn ver-
picht.
Drauff ſchikt’ Antonius und ließ nach Landesſit-
ten/
Und Fuͤrſtlichem Gebrauch die newe Venus bit-
ten/
Daß ſie doch kommen wolt’ in ſeinen Hof
hinein/
Und auf ein Abendmahl ſein lieber Gaſt zu
ſeyn/
Mit all den Jhrigen. Sie uͤbet ihre Stuͤkke/
Bedanket ſich ſehr ſchoͤn ſie ſchikket bald zuruͤkke/
Sie ſendet einen Mann zum Fuͤrſten in die
Stadt/
Der Red’ und Hoͤfligkeit ſehr wol gelernet hat.
Und bittet ihn zu ſich. Er leſſet ſich bewegen/
Unangeſehn Er dieß wol koͤnnen wiederlegen/
Er fertigt ſich bald an mit ſchon-verliebtem
Sinn’/
Und ſtellet ſich bald ein bey dieſer Koͤniginn.
Er wird aufs freundligſte von ihrer Lieb’ empfan-
gen/
Er ſieht mit wunderung den Saal ſehr wol be-
hangen/
Mit theurem Tafelwerkk’ vnd ſolchem Wand-
beſchlag’
Als in der weiten Welt ein Kuͤnſtler wirken
mag.
Unangeſehn daß ſie kaum in die Stadt gekommen/
Vnd noch kein rechtes Hauß zu bleiben einge-
nommen/
Wird doch daß Abendmahl mit ſolchem uͤber-
fluß/
Sehr
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