Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Kleopatra. Er spricht den (32) Eros an: Du liebster von denKnechten/ Der du wol eh gewohnt mit Feinden frisch zu- fechten/ Stoß nun dein grimmig Schwert in diesen schnöden Wanst/ Dieß ist der gröste Dienst den du mir leisten kanst; Jch bitt ergreif dein Schwert/ und rühre mir zum Hertzen/ Mit einer kühnen Faust/ Jch wil es gern ver- schmertzen/ Jch sterbe gern/ weil Die schon in der Todten- bahr/ Die fast mein Leben selbst/ und höchste Freude war. Der gute Knecht erschrikkt/ ein Eysgleich-kaltes Schauren/ Nimmt Hertz und Adern ein/ Er fänget an zu trauren/ Er saget bey sich selbst: Jch! tödten meinen Herrn! Da sey der Himmel vor/ ach das sey von mir fern. Er fasset einen Dolch mit einer scharffen Spi- tzen/ Als wenn Er seinem Herrn das Hertze wolte ritzen/ Stösst aber in sich selbst den mörderischen Stahl/ Bläst Geist und Leben aus/ auf diesem Trauer saal. Ach Eros sprach der Fürst wilstu mich so anfüh- ren. Wolan ich folge dir weil mir es wil gebühren. Ver-
Kleopatra. Er ſpricht den (32) Eros an: Du liebſter von denKnechten/ Der du wol eh gewohnt mit Feinden friſch zu- fechten/ Stoß nun dein grimmig Schwert in dieſen ſchnoͤden Wanſt/ Dieß iſt der groͤſte Dienſt den du mir leiſten kanſt; Jch bitt ergreif dein Schwert/ und ruͤhre mir zum Hertzen/ Mit einer kuͤhnen Fauſt/ Jch wil es gern ver- ſchmertzen/ Jch ſterbe gern/ weil Die ſchon in der Todten- bahr/ Die faſt mein Leben ſelbſt/ und hoͤchſte Freude war. Der gute Knecht erſchrikkt/ ein Eysgleich-kaltes Schauren/ Nimmt Hertz und Adern ein/ Er faͤnget an zu trauren/ Er ſaget bey ſich ſelbſt: Jch! toͤdten meinen Herꝛn! Da ſey der Himmel vor/ ach das ſey von mir fern. Er faſſet einen Dolch mit einer ſcharffen Spi- tzen/ Als wenn Er ſeinem Herꝛn das Hertze wolte ritzen/ Stoͤſſt aber in ſich ſelbſt den moͤrderiſchen Stahl/ Blaͤſt Geiſt und Leben aus/ auf dieſem Trauer ſaal. Ach Eros ſprach der Fuͤrſt wilſtu mich ſo anfuͤh- ren. Wolan ich folge dir weil mir es wil gebuͤhren. Ver-
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Kleopatra.
Er ſpricht den
⁽³²⁾
Eros an: Du liebſter von den
Knechten/
Der du wol eh gewohnt mit Feinden friſch zu-
fechten/
Stoß nun dein grimmig Schwert in dieſen
ſchnoͤden Wanſt/
Dieß iſt der groͤſte Dienſt den du mir leiſten
kanſt;
Jch bitt ergreif dein Schwert/ und ruͤhre mir zum
Hertzen/
Mit einer kuͤhnen Fauſt/ Jch wil es gern ver-
ſchmertzen/
Jch ſterbe gern/ weil Die ſchon in der Todten-
bahr/
Die faſt mein Leben ſelbſt/ und hoͤchſte Freude
war.
Der gute Knecht erſchrikkt/ ein Eysgleich-kaltes
Schauren/
Nimmt Hertz und Adern ein/ Er faͤnget an zu
trauren/
Er ſaget bey ſich ſelbſt: Jch! toͤdten meinen
Herꝛn!
Da ſey der Himmel vor/ ach das ſey von mir
fern.
Er faſſet einen Dolch mit einer ſcharffen Spi-
tzen/
Als wenn Er ſeinem Herꝛn das Hertze wolte ritzen/
Stoͤſſt aber in ſich ſelbſt den moͤrderiſchen
Stahl/
Blaͤſt Geiſt und Leben aus/ auf dieſem Trauer
ſaal.
Ach Eros ſprach der Fuͤrſt wilſtu mich ſo anfuͤh-
ren.
Wolan ich folge dir weil mir es wil gebuͤhren.
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