Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die verführerische Versigelst du die Treu' an mir durch diß deinBlut? Wolan ich thue es nach mit unerschrokknem Muht'. Hierauf zog Er den Dolch aus Eros seinem Her- tzen/ Der gantz mit Blut besprützt/ stach sich mit gros- sen Schmertzen. Jn seinen Leib hinein. Was thut Verzweif- lung nicht? Er schweimelt in ein Bett mit bleichem Ange- sicht'; Er winselt rufft und schreyt/ daß Volk kömmt an- geschossen/ Sie sehen das Gemach mit Blute gantz beflossen/ Kein retten war mehr da/ Er war znm Tode wund/ Er sprach mit halber Stimm' und schon-erbla- stem Mund': Ach Freund' es ist geschehn/ lasst dies' entseelter Glieder/ Laßt diesen todten Leib in jene Grabstatt nieder/ Wo meine Liebste ligt/ geht doch mein Bitten ein/ Daß ich im Tod' auch mag mit Jhr gepaaret seyn. Jn dem Er dieses sprach mit abgeschwächter Zungen/ Kömmt (33) Diomedes her in schneller Eyl ge- sprungen/ Und spricht daß Sie noch lebt/ Er saget auch dabey/ Daß Sie noch diese Zeit von frischen Glie- dern sey. So
Die verfuͤhreriſche Verſigelſt du die Treu’ an mir durch diß deinBlut? Wolan ich thue es nach mit unerſchrokknem Muht’. Hierauf zog Er den Dolch aus Eros ſeinem Her- tzen/ Der gantz mit Blut beſpruͤtzt/ ſtach ſich mit groſ- ſen Schmertzen. Jn ſeinen Leib hinein. Was thut Verzweif- lung nicht? Er ſchweimelt in ein Bett mit bleichem Ange- ſicht’; Er winſelt rufft und ſchreyt/ daß Volk koͤmmt an- geſchoſſen/ Sie ſehen das Gemach mit Blute gantz befloſſen/ Kein retten war mehr da/ Er war znm Tode wund/ Er ſprach mit halber Stimm’ und ſchon-erbla- ſtem Mund’: Ach Freund’ es iſt geſchehn/ laſſt dieſ’ entſeelter Glieder/ Laßt dieſen todten Leib in jene Grabſtatt nieder/ Wo meine Liebſte ligt/ geht doch mein Bitten ein/ Daß ich im Tod’ auch mag mit Jhr gepaaret ſeyn. Jn dem Er dieſes ſprach mit abgeſchwaͤchter Zungen/ Koͤmmt (33) Diomedes her in ſchneller Eyl ge- ſprungen/ Und ſpricht daß Sie noch lebt/ Er ſaget auch dabey/ Daß Sie noch dieſe Zeit von friſchen Glie- dern ſey. So
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Die verfuͤhreriſche
Verſigelſt du die Treu’ an mir durch diß dein
Blut?
Wolan ich thue es nach mit unerſchrokknem
Muht’.
Hierauf zog Er den Dolch aus Eros ſeinem Her-
tzen/
Der gantz mit Blut beſpruͤtzt/ ſtach ſich mit groſ-
ſen Schmertzen.
Jn ſeinen Leib hinein. Was thut Verzweif-
lung nicht?
Er ſchweimelt in ein Bett mit bleichem Ange-
ſicht’;
Er winſelt rufft und ſchreyt/ daß Volk koͤmmt an-
geſchoſſen/
Sie ſehen das Gemach mit Blute gantz befloſſen/
Kein retten war mehr da/ Er war znm Tode
wund/
Er ſprach mit halber Stimm’ und ſchon-erbla-
ſtem Mund’:
Ach Freund’ es iſt geſchehn/ laſſt dieſ’ entſeelter
Glieder/
Laßt dieſen todten Leib in jene Grabſtatt nieder/
Wo meine Liebſte ligt/ geht doch mein Bitten
ein/
Daß ich im Tod’ auch mag mit Jhr gepaaret
ſeyn.
Jn dem Er dieſes ſprach mit abgeſchwaͤchter
Zungen/
Koͤmmt
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Diomedes her in ſchneller Eyl ge-
ſprungen/
Und ſpricht daß Sie noch lebt/ Er ſaget auch
dabey/
Daß Sie noch dieſe Zeit von friſchen Glie-
dern ſey.
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