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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Erklährung über
ihrem Antonius durch die Gurgel gejagt/ hundert und fünf
und zwantzig tausend Kronen auf einmal verzehret.
15. Kehrt sich das Glüksrad üm. Jn dem Anto-
nius in Aegypten mit der Kleopatra in voller Wolluft gleich-
sam schwimmet/ fallen nicht allein die Parther mit einer gros-
sen Kriegesmacht in Asien/ so er unter seiner Regierung hatte/
und nehmen manches Land und Festung ein; Sondern das
Glükk wendet sich auch gantz und gar von Antoniens Seiten
in Rom/ beobachtet sein Bruder Lucius und sein Gemahl Ful-
via/ wie hoch sie sonst im Ansehen war/ von dem Keyser Augu-
stus in das Elende verjaget wurde; und nicht diese allein/ son-
dern auch fast die gantze Antonianische Freundschafft. Es ist
aber dieser Zwist und Uneinigkeit/ nachdem Fulvia/ welche die
alleinige Ursach dieses Wesens war/ auf der Ausflucht gestor-
ben/ zwischen dem Augustus und Antonius bald beygeleget
und friedlich vertragen worden.
16. Labien war ein vornehmer Feldoberster und Legat
des Julius Cesars/ und hat viel vortreffliche Heldenthaten
verrichtet/ nachmals/ als der Bürgerliche Krieg zwischen Ce-
sar und Pompejus anfieng/ fiel er auf Pompejus Seiten/ und
wurde ein eyferiger Feind des Cesars. Demnach aber Pom-
pejus geschlagen/ und gäntzlich überwunden/ hat er sich zu den
Parthen begeben/ und dieselbe üm Beystand angeruffen/ die
ihn endlich vor ihren obersten Feldherrn aufgeworffen. Als
nun der zu Alexandrien in Wollust ersoffene Antonius/ in sei-
nen Sachen schläferig und nachlässig war/ fiel dieser Labienus
mit einer grossen Kriegesmacht in Asien/ bemächtigte sich
bald des gantzen Eufrates/ nahm Sirien/ Lydien/ und Jonien
ein/ wurde aber endlich von Antoniens vortreflichstem und ta-
pferestem Krieges Obersten Ventidius überwunden/ vertrie-
ben/ und getödtet.
17. Fulvia ist ein Ehweib gewesen/ der vier aufrühri-
schen und regiersüchtigen Männer/ erstlich des Katiliens/ zum
andern des Klodius/ zum dritten des Kurionens/ und zum
vierdten des M. Antonius. Sie war ein boßhafftiges und
hochmütiges Mensch/ hat manches Unheil in der Stadt Rom
zu wege gebracht. Diese Fulvia ist so eines verbitterten Ge-
mühtes gewesen/ daß/ nachdem auf ihres Herrn des Antoniens
Befehl/ dem treflichen Redner Cicero der Kopf abgeschlagen
wurde/ sie die Zunge aus dem todten Haupt gerissen/ und solche
Erklaͤhrung uͤber
ihrem Antonius durch die Gurgel gejagt/ hundert und fuͤnf
und zwantzig tauſend Kronen auf einmal verzehret.
15. Kehrt ſich das Gluͤksrad uͤm. Jn dem Anto-
nius in Aegypten mit der Kleopatra in voller Wolluft gleich-
ſam ſchwimmet/ fallen nicht allein die Parther mit einer groſ-
ſen Kriegesmacht in Aſien/ ſo er unter ſeiner Regierung hatte/
und nehmen manches Land und Feſtung ein; Sondern das
Gluͤkk wendet ſich auch gantz und gar von Antoniens Seiten
in Rom/ beobachtet ſein Bruder Lucius und ſein Gemahl Ful-
via/ wie hoch ſie ſonſt im Anſehen war/ von dem Keyſer Augu-
ſtus in das Elende verjaget wurde; und nicht dieſe allein/ ſon-
dern auch faſt die gantze Antonianiſche Freundſchafft. Es iſt
aber dieſer Zwiſt und Uneinigkeit/ nachdem Fulvia/ welche die
alleinige Urſach dieſes Weſens war/ auf der Ausflucht geſtor-
ben/ zwiſchen dem Auguſtus und Antonius bald beygeleget
und friedlich vertragen worden.
16. Labien war ein vornehmer Feldoberſter und Legat
des Julius Ceſars/ und hat viel vortreffliche Heldenthaten
verrichtet/ nachmals/ als der Buͤrgerliche Krieg zwiſchen Ce-
ſar und Pompejus anfieng/ fiel er auf Pompejus Seiten/ und
wurde ein eyferiger Feind des Ceſars. Demnach aber Pom-
pejus geſchlagen/ und gaͤntzlich uͤberwunden/ hat er ſich zu den
Parthen begeben/ und dieſelbe uͤm Beyſtand angeruffen/ die
ihn endlich vor ihren oberſten Feldherꝛn aufgeworffen. Als
nun der zu Alexandrien in Wolluſt erſoffene Antonius/ in ſei-
nen Sachen ſchlaͤferig und nachlaͤſſig war/ fiel dieſer Labienus
mit einer groſſen Kriegesmacht in Aſien/ bemaͤchtigte ſich
bald des gantzen Eufrates/ nahm Sirien/ Lydien/ und Jonien
ein/ wurde aber endlich von Antoniens vortreflichſtem und ta-
pfereſtem Krieges Oberſten Ventidius uͤberwunden/ vertrie-
ben/ und getoͤdtet.
17. Fulvia iſt ein Ehweib geweſen/ der vier aufruͤhri-
ſchen und regierſuͤchtigen Maͤnner/ erſtlich des Katiliens/ zum
andern des Klodius/ zum dritten des Kurionens/ und zum
vierdten des M. Antonius. Sie war ein boßhafftiges und
hochmuͤtiges Menſch/ hat manches Unheil in der Stadt Rom
zu wege gebracht. Dieſe Fulvia iſt ſo eines verbitterten Ge-
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Befehl/ dem treflichen Redner Cicero der Kopf abgeſchlagen
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[238/0310] Erklaͤhrung uͤber ¹⁴. ihrem Antonius durch die Gurgel gejagt/ hundert und fuͤnf und zwantzig tauſend Kronen auf einmal verzehret. ¹⁵. Kehrt ſich das Gluͤksrad uͤm. Jn dem Anto- nius in Aegypten mit der Kleopatra in voller Wolluft gleich- ſam ſchwimmet/ fallen nicht allein die Parther mit einer groſ- ſen Kriegesmacht in Aſien/ ſo er unter ſeiner Regierung hatte/ und nehmen manches Land und Feſtung ein; Sondern das Gluͤkk wendet ſich auch gantz und gar von Antoniens Seiten in Rom/ beobachtet ſein Bruder Lucius und ſein Gemahl Ful- via/ wie hoch ſie ſonſt im Anſehen war/ von dem Keyſer Augu- ſtus in das Elende verjaget wurde; und nicht dieſe allein/ ſon- dern auch faſt die gantze Antonianiſche Freundſchafft. Es iſt aber dieſer Zwiſt und Uneinigkeit/ nachdem Fulvia/ welche die alleinige Urſach dieſes Weſens war/ auf der Ausflucht geſtor- ben/ zwiſchen dem Auguſtus und Antonius bald beygeleget und friedlich vertragen worden. ¹⁶. Labien war ein vornehmer Feldoberſter und Legat des Julius Ceſars/ und hat viel vortreffliche Heldenthaten verrichtet/ nachmals/ als der Buͤrgerliche Krieg zwiſchen Ce- ſar und Pompejus anfieng/ fiel er auf Pompejus Seiten/ und wurde ein eyferiger Feind des Ceſars. Demnach aber Pom- pejus geſchlagen/ und gaͤntzlich uͤberwunden/ hat er ſich zu den Parthen begeben/ und dieſelbe uͤm Beyſtand angeruffen/ die ihn endlich vor ihren oberſten Feldherꝛn aufgeworffen. Als nun der zu Alexandrien in Wolluſt erſoffene Antonius/ in ſei- nen Sachen ſchlaͤferig und nachlaͤſſig war/ fiel dieſer Labienus mit einer groſſen Kriegesmacht in Aſien/ bemaͤchtigte ſich bald des gantzen Eufrates/ nahm Sirien/ Lydien/ und Jonien ein/ wurde aber endlich von Antoniens vortreflichſtem und ta- pfereſtem Krieges Oberſten Ventidius uͤberwunden/ vertrie- ben/ und getoͤdtet. ¹⁷. Fulvia iſt ein Ehweib geweſen/ der vier aufruͤhri- ſchen und regierſuͤchtigen Maͤnner/ erſtlich des Katiliens/ zum andern des Klodius/ zum dritten des Kurionens/ und zum vierdten des M. Antonius. Sie war ein boßhafftiges und hochmuͤtiges Menſch/ hat manches Unheil in der Stadt Rom zu wege gebracht. Dieſe Fulvia iſt ſo eines verbitterten Ge- muͤhtes geweſen/ daß/ nachdem auf ihres Herꝛn des Antoniens Befehl/ dem treflichen Redner Cicero der Kopf abgeſchlagen wurde/ ſie die Zunge aus dem todten Haupt geriſſen/ und ſolche mit

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/310>, abgerufen am 23.11.2024.