Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

Bild:
<< vorherige Seite
Erklährung über
von seinem bösen und liederlichem Leben durch kein Mittel kun-
te abgezogen werden/ auch keine Römische Ermahnung etwas
mehr bey ihm verfangen wolte/ wird ein Krieg wider ihn und
Kleopatra beschlossen. Augustus als der oberste Kriegsherr
machet sich auf mit zweyhundert und funfzig tausend wol
außgerüsteten Kriegesschiffen/ achtzig tausend Mann zu Fuß/
und zwölf tausend Reutern/ und gehet nach Asienwerts/ sei-
nem Feinde entgegen. Antonius macht sich auch zum Streite
fertig/ bringet fünfhundert Kriegsschiffe/ hundert tausend
Mann zu Fuß/ und zwölf tausend Reuter auf/ dem Keyser Au-
gustus zu begegnen. Es war fast kein König oder Fürst in A-
sien/ der nicht zu den Waffen grief/ und dem Antonius hülf-
liche Hand leistete/ welches denn ein grosses Schrekken hin und
wieder verursachte. Es hat aber Antonius bald im Anfange
des Treffens/ an dem Siege verzweifelt/ und deßwegen mit
grossem Schimpf/ eh es Noht war/ seiner außreissenden Kleo-
patra gefolget/ und schändlicher weise die unnötige Flucht ge-
geben.
26. Es geht das Treffen an Dieses geschahe bey
der Statt Actium/ so wol auf der See als zu Lande. Antonius
hette sich wol halten/ und dem Augustus zu Lande den Kopf
bieten können/ angemerkt seines Volks mehr/ als des Augu-
stus. Demnach aber das Antonianische Kriegsheer vernom-
men/ daß ihr Haupt aus dem Streit verlauffen/ sind die Völ-
ker kleinmühtig worden/ und nach wenigem fechten sich dem
Augustus ergeben. Plutarchus saget/ daß Kanidius/ des Au-
tonius Oberster Kriegsherr zu Lande/ demnach er von der
Flucht seines Herrn vernommen/ des Nachtes auch aus dem
Läger gelauffen sey/ und die Völker dem Augustus verrähteri-
scher weise überliefert.
27. Augustus hat gesiegt. Wie er gesieget habe/ ist
aus vorhergehender Num. 25. und 26. genugsam zu ersehen/
derowegen unvonnöhten zu widerhohlen.
28. Nimmt manche Festung ein.

Als Augustus so glüklich/ so wol zu Wasser als zu Lande ge-
sieget/ rükket er weiter fort/ nimmt Athen und viel andere Städte
ein/ und bringt sie auf seine Seite/ weil ihn aber der Winter
übereylete/ zog er zurükk nach Jtalien/ und setzte künfftiges
Vorjahr den Alexandrinischen Krieg weiter fort/ und erober-
te die Hauptfestung in Aegypten Pelusium ohne sonderbare
Erklaͤhrung uͤber
von ſeinem boͤſen und liederlichem Leben durch kein Mittel kun-
te abgezogen werden/ auch keine Roͤmiſche Ermahnung etwas
mehr bey ihm verfangen wolte/ wird ein Krieg wider ihn und
Kleopatra beſchloſſen. Auguſtus als der oberſte Kriegsherꝛ
machet ſich auf mit zweyhundert und funfzig tauſend wol
außgeruͤſteten Kriegesſchiffen/ achtzig tauſend Mann zu Fuß/
und zwoͤlf tauſend Reutern/ und gehet nach Aſienwerts/ ſei-
nem Feinde entgegen. Antonius macht ſich auch zum Streite
fertig/ bringet fuͤnfhundert Kriegsſchiffe/ hundert tauſend
Mann zu Fuß/ und zwoͤlf tauſend Reuter auf/ dem Keyſer Au-
guſtus zu begegnen. Es war faſt kein Koͤnig oder Fuͤrſt in A-
ſien/ der nicht zu den Waffen grief/ und dem Antonius huͤlf-
liche Hand leiſtete/ welches denn ein groſſes Schrekken hin und
wieder verurſachte. Es hat aber Antonius bald im Anfange
des Treffens/ an dem Siege verzweifelt/ und deßwegen mit
groſſem Schimpf/ eh es Noht war/ ſeiner außreiſſenden Kleo-
patra gefolget/ und ſchaͤndlicher weiſe die unnoͤtige Flucht ge-
geben.
26. Es geht das Treffen an Dieſes geſchahe bey
der Statt Actium/ ſo wol auf der See als zu Lande. Antonius
hette ſich wol halten/ und dem Auguſtus zu Lande den Kopf
bieten koͤnnen/ angemerkt ſeines Volks mehr/ als des Augu-
ſtus. Demnach aber das Antonianiſche Kriegsheer vernom-
men/ daß ihr Haupt aus dem Streit verlauffen/ ſind die Voͤl-
ker kleinmuͤhtig worden/ und nach wenigem fechten ſich dem
Auguſtus ergeben. Plutarchus ſaget/ daß Kanidius/ des Au-
tonius Oberſter Kriegsherꝛ zu Lande/ demnach er von der
Flucht ſeines Herꝛn vernommen/ des Nachtes auch aus dem
Laͤger gelauffen ſey/ und die Voͤlker dem Auguſtus verraͤhteri-
ſcher weiſe uͤberliefert.
27. Auguſtus hat geſiegt. Wie er geſieget habe/ iſt
aus vorhergehender Num. 25. und 26. genugſam zu erſehen/
derowegen unvonnoͤhten zu widerhohlen.
28. Nimmt manche Feſtung ein.

Als Auguſtus ſo gluͤklich/ ſo wol zu Waſſer als zu Lande ge-
ſieget/ ruͤkket er weiter fort/ nim̃t Athen und viel andere Staͤdte
ein/ und bringt ſie auf ſeine Seite/ weil ihn aber der Winter
uͤbereylete/ zog er zuruͤkk nach Jtalien/ und ſetzte kuͤnfftiges
Vorjahr den Alexandriniſchen Krieg weiter fort/ und erober-
te die Hauptfeſtung in Aegypten Peluſium ohne ſonderbare
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note xml:id="t025." prev="#z025." place="end" n="25."><pb facs="#f0314" n="242"/><fw place="top" type="header">Erkla&#x0364;hrung u&#x0364;ber</fw><lb/>
von &#x017F;einem bo&#x0364;&#x017F;en und liederlichem Leben durch kein Mittel kun-<lb/>
te abgezogen werden/ auch keine Ro&#x0364;mi&#x017F;che Ermahnung etwas<lb/>
mehr bey ihm verfangen wolte/ wird ein Krieg wider ihn und<lb/>
Kleopatra be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. Augu&#x017F;tus als der ober&#x017F;te Kriegsher&#xA75B;<lb/>
machet &#x017F;ich auf mit zweyhundert und funfzig tau&#x017F;end wol<lb/>
außgeru&#x0364;&#x017F;teten Krieges&#x017F;chiffen/ achtzig tau&#x017F;end Mann zu Fuß/<lb/>
und zwo&#x0364;lf tau&#x017F;end Reutern/ und gehet nach A&#x017F;ienwerts/ &#x017F;ei-<lb/>
nem Feinde entgegen. Antonius macht &#x017F;ich auch zum Streite<lb/>
fertig/ bringet fu&#x0364;nfhundert Kriegs&#x017F;chiffe/ hundert tau&#x017F;end<lb/>
Mann zu Fuß/ und zwo&#x0364;lf tau&#x017F;end Reuter auf/ dem Key&#x017F;er Au-<lb/>
gu&#x017F;tus zu begegnen. Es war fa&#x017F;t kein Ko&#x0364;nig oder Fu&#x0364;r&#x017F;t in A-<lb/>
&#x017F;ien/ der nicht zu den Waffen grief/ und dem Antonius hu&#x0364;lf-<lb/>
liche Hand lei&#x017F;tete/ welches denn ein gro&#x017F;&#x017F;es Schrekken hin und<lb/>
wieder verur&#x017F;achte. Es hat aber Antonius bald im Anfange<lb/>
des Treffens/ an dem Siege verzweifelt/ und deßwegen mit<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;em Schimpf/ eh es Noht war/ &#x017F;einer außrei&#x017F;&#x017F;enden Kleo-<lb/>
patra gefolget/ und &#x017F;cha&#x0364;ndlicher wei&#x017F;e die unno&#x0364;tige Flucht ge-<lb/>
geben.</note><lb/>
          <note xml:id="t026." prev="#z026." place="end" n="26."><hi rendition="#fr">Es geht das Treffen an</hi> Die&#x017F;es ge&#x017F;chahe bey<lb/>
der Statt Actium/ &#x017F;o wol auf der See als zu Lande. Antonius<lb/>
hette &#x017F;ich wol halten/ und dem Augu&#x017F;tus zu Lande den Kopf<lb/>
bieten ko&#x0364;nnen/ angemerkt &#x017F;eines Volks mehr/ als des Augu-<lb/>
&#x017F;tus. Demnach aber das Antoniani&#x017F;che Kriegsheer vernom-<lb/>
men/ daß ihr Haupt aus dem Streit verlauffen/ &#x017F;ind die Vo&#x0364;l-<lb/>
ker kleinmu&#x0364;htig worden/ und nach wenigem fechten &#x017F;ich dem<lb/>
Augu&#x017F;tus ergeben. Plutarchus &#x017F;aget/ daß Kanidius/ des Au-<lb/>
tonius Ober&#x017F;ter Kriegsher&#xA75B; zu Lande/ demnach er von der<lb/>
Flucht &#x017F;eines Her&#xA75B;n vernommen/ des Nachtes auch aus dem<lb/>
La&#x0364;ger gelauffen &#x017F;ey/ und die Vo&#x0364;lker dem Augu&#x017F;tus verra&#x0364;hteri-<lb/>
&#x017F;cher wei&#x017F;e u&#x0364;berliefert.</note><lb/>
          <note xml:id="t027." prev="#z027." place="end" n="27."><hi rendition="#fr">Augu&#x017F;tus hat ge&#x017F;iegt.</hi> Wie er ge&#x017F;ieget habe/ i&#x017F;t<lb/>
aus vorhergehender Num. 25. und 26. genug&#x017F;am zu er&#x017F;ehen/<lb/>
derowegen unvonno&#x0364;hten zu widerhohlen.</note><lb/>
          <note xml:id="t028." prev="#z028." place="end" n="28."><hi rendition="#fr">Nimmt manche Fe&#x017F;tung ein.</hi><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><lb/>
Als Augu&#x017F;tus &#x017F;o glu&#x0364;klich/ &#x017F;o wol zu Wa&#x017F;&#x017F;er als zu Lande ge-<lb/>
&#x017F;ieget/ ru&#x0364;kket er weiter fort/ nim&#x0303;t Athen und viel andere Sta&#x0364;dte<lb/>
ein/ und bringt &#x017F;ie auf &#x017F;eine Seite/ weil ihn aber der Winter<lb/>
u&#x0364;bereylete/ zog er zuru&#x0364;kk nach Jtalien/ und &#x017F;etzte ku&#x0364;nfftiges<lb/>
Vorjahr den Alexandrini&#x017F;chen Krieg weiter fort/ und erober-<lb/>
te die Hauptfe&#x017F;tung in Aegypten Pelu&#x017F;ium ohne &#x017F;onderbare<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Mu&#x0364;he.</fw><lb/></note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0314] Erklaͤhrung uͤber ²⁵. von ſeinem boͤſen und liederlichem Leben durch kein Mittel kun- te abgezogen werden/ auch keine Roͤmiſche Ermahnung etwas mehr bey ihm verfangen wolte/ wird ein Krieg wider ihn und Kleopatra beſchloſſen. Auguſtus als der oberſte Kriegsherꝛ machet ſich auf mit zweyhundert und funfzig tauſend wol außgeruͤſteten Kriegesſchiffen/ achtzig tauſend Mann zu Fuß/ und zwoͤlf tauſend Reutern/ und gehet nach Aſienwerts/ ſei- nem Feinde entgegen. Antonius macht ſich auch zum Streite fertig/ bringet fuͤnfhundert Kriegsſchiffe/ hundert tauſend Mann zu Fuß/ und zwoͤlf tauſend Reuter auf/ dem Keyſer Au- guſtus zu begegnen. Es war faſt kein Koͤnig oder Fuͤrſt in A- ſien/ der nicht zu den Waffen grief/ und dem Antonius huͤlf- liche Hand leiſtete/ welches denn ein groſſes Schrekken hin und wieder verurſachte. Es hat aber Antonius bald im Anfange des Treffens/ an dem Siege verzweifelt/ und deßwegen mit groſſem Schimpf/ eh es Noht war/ ſeiner außreiſſenden Kleo- patra gefolget/ und ſchaͤndlicher weiſe die unnoͤtige Flucht ge- geben. ²⁶. Es geht das Treffen an Dieſes geſchahe bey der Statt Actium/ ſo wol auf der See als zu Lande. Antonius hette ſich wol halten/ und dem Auguſtus zu Lande den Kopf bieten koͤnnen/ angemerkt ſeines Volks mehr/ als des Augu- ſtus. Demnach aber das Antonianiſche Kriegsheer vernom- men/ daß ihr Haupt aus dem Streit verlauffen/ ſind die Voͤl- ker kleinmuͤhtig worden/ und nach wenigem fechten ſich dem Auguſtus ergeben. Plutarchus ſaget/ daß Kanidius/ des Au- tonius Oberſter Kriegsherꝛ zu Lande/ demnach er von der Flucht ſeines Herꝛn vernommen/ des Nachtes auch aus dem Laͤger gelauffen ſey/ und die Voͤlker dem Auguſtus verraͤhteri- ſcher weiſe uͤberliefert. ²⁷. Auguſtus hat geſiegt. Wie er geſieget habe/ iſt aus vorhergehender Num. 25. und 26. genugſam zu erſehen/ derowegen unvonnoͤhten zu widerhohlen. ²⁸. Nimmt manche Feſtung ein. Als Auguſtus ſo gluͤklich/ ſo wol zu Waſſer als zu Lande ge- ſieget/ ruͤkket er weiter fort/ nim̃t Athen und viel andere Staͤdte ein/ und bringt ſie auf ſeine Seite/ weil ihn aber der Winter uͤbereylete/ zog er zuruͤkk nach Jtalien/ und ſetzte kuͤnfftiges Vorjahr den Alexandriniſchen Krieg weiter fort/ und erober- te die Hauptfeſtung in Aegypten Peluſium ohne ſonderbare Muͤhe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/314
Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/314>, abgerufen am 24.11.2024.