Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Der Lieb-erfreute Sachen/ sanfft und ohn alle sonderliche Mühe/wie leichtlich abzunehmen/ eingefallen und ge- rahten. Jn dem er aber vermerkte/ daß sich die vielge- Du süsser Träume-Gott du Morfeus sey willkommen/ Durch deine Gegenwart ist mir allzeit benommen Die schwere Liebeslast; Ach komm und bringe mich Zur Liebsten in dem Schlaff' auf daß ich hertzlich Mich Mit ihr ergetzen mag. Darauf er nun alsobald sein sehr betrübtes men/
Der Lieb-erfreute Sachen/ ſanfft und ohn alle ſonderliche Muͤhe/wie leichtlich abzunehmen/ eingefallen und ge- rahten. Jn dem er aber vermerkte/ daß ſich die vielge- Du ſuͤſſer Traͤume-Gott du Morfeus ſey willkommen/ Durch deine Gegenwart iſt mir allzeit benommen Die ſchwere Liebeslaſt; Ach komm und bringe mich Zur Liebſten in dem Schlaff’ auf daß ich hertzlich Mich Mit ihr ergetzen mag. Darauf er nun alſobald ſein ſehr betruͤbtes men/
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Der Lieb-erfreute
Sachen/ ſanfft und ohn alle ſonderliche Muͤhe/
wie leichtlich abzunehmen/ eingefallen und ge-
rahten.
Jn dem er aber vermerkte/ daß ſich die vielge-
habte Sorgen und innerliche groſſe Arbeitſelig-
keit nicht ſo gar weit mehr von ſeinen Liebesaugen
abweſende befunden/ hat er den mit Mon-bekroͤn-
ten Schlaff-Gott Morfeus mit folgenden Wor-
ten alſo angeredet:
Du ſuͤſſer Traͤume-Gott du Morfeus ſey willkommen/
Durch deine Gegenwart iſt mir allzeit benommen
Die ſchwere Liebeslaſt; Ach komm und bringe mich
Zur Liebſten in dem Schlaff’ auf daß ich hertzlich Mich
Mit ihr ergetzen mag.
Darauf er nun alſobald ſein ſehr betruͤbtes
Haͤupt in die vor Liebe kaum fuͤhlende Haͤnde gele-
get/ ſeine Augen fuͤr dem Liecht des hellglaͤntzenden
Phœbus, als der auch dazumahl unter einer diken
und hohen Eichen keinen ſonderlichen Schatten
machen wolte/ zierlichſt verſchloſſen/ und ſanfft-
ſuͤſſe nach ſo viel erlittener Liebes-pein/ uͤm Er-
quikk- und Labung ſeines traurigen Hertzen zu er-
holen/ eingeſchlaffen. Aber ach der elenden Erge-
tzung/ ach das nichtige Kuͤſſen und Hertzen! ſo ihm
der getreue Filamon im Schlaff traͤumend wuͤn-
ſchet. Wiewol er doch vor dieſes mahl in ſolchem
Schlaffe nicht betrogen/ wie wir faſt mit Wunder
anhoͤren werden. Denn kaum hatte er jetztbeſagter
maſſen ſeinen irdiſchen Geſtirnen ihre Strahlen
benommen/ und ſich zur Ruhe begeben/ als die Ed-
le und Vieltugendreiche Huͤrten-Dame Belliflora
ihre Schaͤfflein eben des Weges/ da der Edle Fi-
lamon der Eichen die abgeſatzten Worte einver-
leibet/ ohngefehr mehr ihrer loͤblichen Gewohn-
heit/ und alt-gepflogenem Gebrauch nachzukom-
men/
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