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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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den sieghaften David.
berbaume/ und wog das Eisen daran sechs hun-
dert Sekel/ oder nach unserem Gewichte neur
Pfund 12 Loht/ woraus dieses ungeheuren Man-
nes/ der etliche Zentner am Leibe getragen/ er-
schrekkliche Grösse leicht zu schliessen. Ob nun
schon Goliath noch so greulich und erschrekklich
dem gantzen Jsraelitischen Heere gewesen/ so hat
ihn doch GOtt/ durch den kleinen und vor aller
Welt geringschätzigen David vermittelst einer
Steinschleuder gestürtzet und zu Boden erleget/
Uns zu belehren/ daß es nicht allezeit an großer
Stärke und vielen Waffen gelegen; Sondern daß
der Sieg von Jhm komme/ und was vor aller
Menschen Augen unmüglich scheinet/ seiner Gött-
lichen Allmacht gar ein leichtes sey. Wie mit
mehrerm von diesem Wunderkampfe und herr-
lichem Siege zu lesen im 17 Cap. des 1 Buchs
Sam.
c Narcissus. War/ wie die Poeten getich-
tet Zephissens und Liriopen Sohn/ ein überaus-
schöner Jüngling. Als dieser gebohren/ haben sei-
ne itztbesagte Eltern/ den damals berühmten
Götzen-Propheten Tiresten zu Thebe/ wegen ih-
res Kindes Glükk und Lebensfällen/ üm Raht ge-
fraget/ welcher ihnen zur Antwort gegeben: So
lang Er sich seiner eignen Gestalt und derer An-
blikke enthielte/ so lange hette Er sich keiner Le-
bensgefahr zu besorgen: So bald Er aber sich selbst
anschauen würde/ müste Er des Todes sein.
Welche Prophezeihung/ ob sie gleich den Eltern
gar lächerlich und verächtlich vorkommen/ doch
endlich war worden. Denn als Narcissus erwach-
sen/ und wegen seiner schönen Gestalt von vielen
Nymfen/ absonderlich aber von der Echo hertzlich
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den ſieghaften David.
berbaume/ und wog das Eiſen daran ſechs hun-
dert Sekel/ oder nach unſerem Gewichte neur
Pfund 12 Loht/ woraus dieſes ungeheuren Man-
nes/ der etliche Zentner am Leibe getragen/ er-
ſchrekkliche Groͤſſe leicht zu ſchlieſſen. Ob nun
ſchon Goliath noch ſo greulich und erſchrekklich
dem gantzen Jsraelitiſchen Heere geweſen/ ſo hat
ihn doch GOtt/ durch den kleinen und vor aller
Welt geringſchaͤtzigen David vermittelſt einer
Steinſchleuder geſtuͤrtzet und zu Boden erleget/
Uns zu belehren/ daß es nicht allezeit an großer
Staͤrke und vielen Waffen gelegen; Sondern daß
der Sieg von Jhm komme/ und was vor aller
Menſchen Augen unmuͤglich ſcheinet/ ſeiner Goͤtt-
lichen Allmacht gar ein leichtes ſey. Wie mit
mehrerm von dieſem Wunderkampfe und herꝛ-
lichem Siege zu leſen im 17 Cap. des 1 Buchs
Sam.
c Narciſſus. War/ wie die Poeten getich-
tet Zephiſſens und Liriopen Sohn/ ein uͤberaus-
ſchoͤner Juͤngling. Als dieſer gebohren/ haben ſei-
ne itztbeſagte Eltern/ den damals beruͤhmten
Goͤtzen-Propheten Tireſten zu Thebe/ wegen ih-
res Kindes Gluͤkk und Lebensfaͤllen/ uͤm Raht ge-
fraget/ welcher ihnen zur Antwort gegeben: So
lang Er ſich ſeiner eignen Geſtalt und derer An-
blikke enthielte/ ſo lange hette Er ſich keiner Le-
bensgefahr zu beſorgen: So bald Er aber ſich ſelbſt
anſchauen wuͤrde/ muͤſte Er des Todes ſein.
Welche Prophezeihung/ ob ſie gleich den Eltern
gar laͤcherlich und veraͤchtlich vorkommen/ doch
endlich war worden. Denn als Narciſſus erwach-
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Nymfen/ abſonderlich aber von der Echo hertzlich
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[29/0081] den ſieghaften David. b berbaume/ und wog das Eiſen daran ſechs hun- dert Sekel/ oder nach unſerem Gewichte neur Pfund 12 Loht/ woraus dieſes ungeheuren Man- nes/ der etliche Zentner am Leibe getragen/ er- ſchrekkliche Groͤſſe leicht zu ſchlieſſen. Ob nun ſchon Goliath noch ſo greulich und erſchrekklich dem gantzen Jsraelitiſchen Heere geweſen/ ſo hat ihn doch GOtt/ durch den kleinen und vor aller Welt geringſchaͤtzigen David vermittelſt einer Steinſchleuder geſtuͤrtzet und zu Boden erleget/ Uns zu belehren/ daß es nicht allezeit an großer Staͤrke und vielen Waffen gelegen; Sondern daß der Sieg von Jhm komme/ und was vor aller Menſchen Augen unmuͤglich ſcheinet/ ſeiner Goͤtt- lichen Allmacht gar ein leichtes ſey. Wie mit mehrerm von dieſem Wunderkampfe und herꝛ- lichem Siege zu leſen im 17 Cap. des 1 Buchs Sam. c Narciſſus. War/ wie die Poeten getich- tet Zephiſſens und Liriopen Sohn/ ein uͤberaus- ſchoͤner Juͤngling. Als dieſer gebohren/ haben ſei- ne itztbeſagte Eltern/ den damals beruͤhmten Goͤtzen-Propheten Tireſten zu Thebe/ wegen ih- res Kindes Gluͤkk und Lebensfaͤllen/ uͤm Raht ge- fraget/ welcher ihnen zur Antwort gegeben: So lang Er ſich ſeiner eignen Geſtalt und derer An- blikke enthielte/ ſo lange hette Er ſich keiner Le- bensgefahr zu beſorgen: So bald Er aber ſich ſelbſt anſchauen wuͤrde/ muͤſte Er des Todes ſein. Welche Prophezeihung/ ob ſie gleich den Eltern gar laͤcherlich und veraͤchtlich vorkommen/ doch endlich war worden. Denn als Narciſſus erwach- ſen/ und wegen ſeiner ſchoͤnen Geſtalt von vielen Nymfen/ abſonderlich aber von der Echo hertzlich gelie- b iij

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/81>, abgerufen am 23.11.2024.