Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.Poetisch- und Musikalisches Lust- 2. Denn wenn vielleicht der Mund an einem Ohrte/Stösset heraus die zukkersüssen Worte/ Lässet das falsche Hertz ihm doch gefallen Bittere Gallen. 3. Eben auch so (zwar schönste Schäferinne/Falscheste Doris andre Perelinne) Biflu gesinnet. Denn auf dich zu bauen/ Darf man nicht trauen. 4. Gleich wie die Nuß/ die man mit grossem Krachen/Zwischen den Zähnen pfleget aufzumachen/ Krellet/ und endlich doch ist nichts zu naschen/ Als Würm' und Aschen. 5. Also bemühet bin ich auch gewesen/Eh ich treulose deiner Gunft genesen; Aber nun find' ich vor die Liebesfreuden Liederlichs Reiden. 6. Tausendmal hett' ich wol darauf geschworen/Daß du zum Liebsten mich allein erkohren/ Aber nun seh' ich daß ich jenem Bleichen Schimpflich muß weichen. 7. Warlich/ Er ist doch ja von schlechten Gaben/Wunder/ daß du den Thoren lieb kanst haben/ Doch! Er ist Reich/ hat grosse Klumpen Gelder Wiesen und Felder. 8. Höre/ wie offt hast du gesagt: Jhr Sterne/Zeuget daß mein Gemüht' an Falschheit ferne/ Auch daß mein Lieben sey ohn alles Triegen. Pfuy der Lügen! Weistu
Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt- 2. Denn wenn vielleicht der Mund an einem Ohrte/Stoͤſſet heraus die zukkerſuͤſſen Worte/ Laͤſſet das falſche Hertz ihm doch gefallen Bittere Gallen. 3. Eben auch ſo (zwar ſchoͤnſte Schaͤferinne/Falſcheſte Doris andre Perelinne) Biflu geſinnet. Denn auf dich zu bauen/ Darf man nicht trauen. 4. Gleich wie die Nuß/ die man mit groſſem Krachen/Zwiſchen den Zaͤhnen pfleget aufzumachen/ Krellet/ und endlich doch iſt nichts zu naſchen/ Als Wuͤrm’ und Aſchen. 5. Alſo bemuͤhet bin ich auch geweſen/Eh ich treuloſe deiner Gunft geneſen; Aber nun find’ ich vor die Liebesfreuden Liederlichs Reiden. 6. Tauſendmal hett’ ich wol darauf geſchworen/Daß du zum Liebſten mich allein erkohren/ Aber nun ſeh’ ich daß ich jenem Bleichen Schimpflich muß weichen. 7. Warlich/ Er iſt doch ja von ſchlechten Gaben/Wunder/ daß du den Thoren lieb kanſt haben/ Doch! Er iſt Reich/ hat groſſe Klumpen Gelder Wieſen und Felder. 8. Hoͤre/ wie offt haſt du geſagt: Jhr Sterne/Zeuget daß mein Gemuͤht’ an Falſchheit ferne/ Auch daß mein Lieben ſey ohn alles Triegen. Pfuy der Luͤgen! Weiſtu
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Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt-
2.
Denn wenn vielleicht der Mund an einem Ohrte/
Stoͤſſet heraus die zukkerſuͤſſen Worte/
Laͤſſet das falſche Hertz ihm doch gefallen
Bittere Gallen.
3.
Eben auch ſo (zwar ſchoͤnſte Schaͤferinne/
Falſcheſte Doris andre Perelinne)
Biflu geſinnet. Denn auf dich zu bauen/
Darf man nicht trauen.
4.
Gleich wie die Nuß/ die man mit groſſem Krachen/
Zwiſchen den Zaͤhnen pfleget aufzumachen/
Krellet/ und endlich doch iſt nichts zu naſchen/
Als Wuͤrm’ und Aſchen.
5.
Alſo bemuͤhet bin ich auch geweſen/
Eh ich treuloſe deiner Gunft geneſen;
Aber nun find’ ich vor die Liebesfreuden
Liederlichs Reiden.
6.
Tauſendmal hett’ ich wol darauf geſchworen/
Daß du zum Liebſten mich allein erkohren/
Aber nun ſeh’ ich daß ich jenem Bleichen
Schimpflich muß weichen.
7.
Warlich/ Er iſt doch ja von ſchlechten Gaben/
Wunder/ daß du den Thoren lieb kanſt haben/
Doch! Er iſt Reich/ hat groſſe Klumpen Gelder
Wieſen und Felder.
8.
Hoͤre/ wie offt haſt du geſagt: Jhr Sterne/
Zeuget daß mein Gemuͤht’ an Falſchheit ferne/
Auch daß mein Lieben ſey ohn alles Triegen.
Pfuy der Luͤgen!
Weiſtu
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