Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite
Poetisch und Musikalisches-Lust
Vermittelst dieser Brunst/ vermittelst dieser Liebe
Die zugelassen ist/ und ihrem Angetriebe/
War unser Schäfer auch Myrtillus sehr betrübt/
Der ädele Myrtill/ daher war er verliebt/
Jn seine Schäferin/ die seine liebste Sonne/
Sein allerliebstes Hertz/ sein' einge Freud' und Wonne/
Die schönest' Eufrosill/ die sonder Heuchelen
Ein rechter Außzug ist aus vielen tausenden.
Wenn denn getreue Lieb' ist iederzeit belohnet
Jm fall sie Tugendhafft! wenn/ sag' ich/ sie bewohnet
Ein reines keusches Hertz so nicht ist angestekkt
Mit falscher Heucheley und geiler Lust beflekkt/
(Wie oben schon gedacht) als ist Myrtillens Leiden
Auch wunderlich verkehrt in hochgewünschte Freuden.
Jn dem der Götter Gunst/ durch Amors scharffen Witz
Es nun so weit gebracht/ daß lauter Liebeshitz'/
Und keusche Flammen fühlt die Schäfrinn' Eufrosille!
Die vormals lauter Eyß/ ja derer harter Wille
Zuvor wie Klippenfest war zu erweichen nicht.
Es sol seyn so geschehn/ wie man mich hat bericht:
JN dem Myrtillus nun sein Leid so osst beklagte/
Sein Leiden welches ihm das Hertz' im Leibe plagte;
Nach dem er hin und her/ in seinen Wäldern lieff
Mit abgeschwächter Stimm' üm Hülff' und Beystand
rief
Damit die Götter doch/ nur möchten ein Erbarmen
Empfinden über ihm dem hochbetrübten Armen/
Damit sein' Eufrosill der Uhrsprung seiner Pein/
Einst möchte wiederüm in ihn verliebet seyn;
Da hat das öfftre Leid so unser Schäfer führet/
Dem Heldengotte Mars das tapfre Hertz gerühret/
Daß er auch also bald/ sich auff die Reise macht'
Auff unsern Helikon/ allwo in schöner Pracht
Der Printze Föbus wohnt/ der ihm entgegen kommen
Mit der geneundten Schaar/ nach dem nun aufgenommen
Der grosse liebe Gast/ demnach ihm angethan
Viel Ehrerbietungen/ fieng Mars zu reden an.
Wie
Poetiſch und Muſikaliſches-Luſt
Vermittelſt dieſer Brunſt/ vermittelſt dieſer Liebe
Die zugelaſſen iſt/ und ihrem Angetriebe/
War unſer Schaͤfer auch Myrtillus ſehr betruͤbt/
Der aͤdele Myrtill/ daher war er verliebt/
Jn ſeine Schaͤferin/ die ſeine liebſte Sonne/
Sein allerliebſtes Hertz/ ſein’ einge Freud’ und Wonne/
Die ſchoͤneſt’ Eufroſill/ die ſonder Heuchelen
Ein rechter Außzug iſt aus vielen tauſenden.
Wenn denn getreue Lieb’ iſt iederzeit belohnet
Jm fall ſie Tugendhafft! wenn/ ſag’ ich/ ſie bewohnet
Ein reines keuſches Hertz ſo nicht iſt angeſtekkt
Mit falſcher Heucheley und geiler Luſt beflekkt/
(Wie oben ſchon gedacht) als iſt Myrtillens Leiden
Auch wunderlich verkehrt in hochgewuͤnſchte Freuden.
Jn dem der Goͤtter Gunſt/ durch Amors ſcharffen Witz
Es nun ſo weit gebracht/ daß lauter Liebeshitz’/
Und keuſche Flammen fuͤhlt die Schaͤfrinn’ Eufroſille!
Die vormals lauter Eyß/ ja derer harter Wille
Zuvor wie Klippenfeſt war zu erweichen nicht.
Es ſol ſeyn ſo geſchehn/ wie man mich hat bericht:
JN dem Myrtillus nun ſein Leid ſo oſſt beklagte/
Sein Leiden welches ihm das Hertz’ im Leibe plagte;
Nach dem er hin und her/ in ſeinen Waͤldern lieff
Mit abgeſchwaͤchter Stimm’ uͤm Huͤlff’ und Beyſtand
rief
Damit die Goͤtter doch/ nur moͤchten ein Erbarmen
Empfinden uͤber ihm dem hochbetruͤbten Armen/
Damit ſein’ Eufroſill der Uhrſprung ſeiner Pein/
Einſt moͤchte wiederuͤm in ihn verliebet ſeyn;
Da hat das oͤfftre Leid ſo unſer Schaͤfer fuͤhret/
Dem Heldengotte Mars das tapfre Hertz geruͤhret/
Daß er auch alſo bald/ ſich auff die Reiſe macht’
Auff unſern Helikon/ allwo in ſchoͤner Pracht
Der Printze Foͤbus wohnt/ der ihm entgegen kommen
Mit der geneundten Schaar/ nach dem nun aufgenommẽ
Der groſſe liebe Gaſt/ demnach ihm angethan
Viel Ehrerbietungen/ fieng Mars zu reden an.
Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0178" n="152"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Poeti&#x017F;ch und Mu&#x017F;ikali&#x017F;ches-Lu&#x017F;t</hi> </fw><lb/>
              <l>Vermittel&#x017F;t die&#x017F;er Brun&#x017F;t/ vermittel&#x017F;t die&#x017F;er Liebe</l><lb/>
              <l>Die zugela&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t/ und ihrem Angetriebe/</l><lb/>
              <l>War un&#x017F;er Scha&#x0364;fer auch Myrtillus &#x017F;ehr betru&#x0364;bt/</l><lb/>
              <l>Der a&#x0364;dele Myrtill/ daher war er verliebt/</l><lb/>
              <l>Jn &#x017F;eine Scha&#x0364;ferin/ die &#x017F;eine lieb&#x017F;te Sonne/</l><lb/>
              <l>Sein allerlieb&#x017F;tes Hertz/ &#x017F;ein&#x2019; einge Freud&#x2019; und Wonne/</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;cho&#x0364;ne&#x017F;t&#x2019; Eufro&#x017F;ill/ die &#x017F;onder Heuchelen</l><lb/>
              <l>Ein rechter Außzug i&#x017F;t aus vielen tau&#x017F;enden.</l><lb/>
              <l>Wenn denn getreue Lieb&#x2019; i&#x017F;t iederzeit belohnet</l><lb/>
              <l>Jm fall &#x017F;ie Tugendhafft! wenn/ &#x017F;ag&#x2019; ich/ &#x017F;ie bewohnet</l><lb/>
              <l>Ein reines keu&#x017F;ches Hertz &#x017F;o nicht i&#x017F;t ange&#x017F;tekkt</l><lb/>
              <l>Mit fal&#x017F;cher Heucheley und geiler Lu&#x017F;t beflekkt/</l><lb/>
              <l>(Wie oben &#x017F;chon gedacht) als i&#x017F;t Myrtillens Leiden</l><lb/>
              <l>Auch wunderlich verkehrt in hochgewu&#x0364;n&#x017F;chte Freuden.</l><lb/>
              <l>Jn dem der Go&#x0364;tter Gun&#x017F;t/ durch Amors &#x017F;charffen Witz</l><lb/>
              <l>Es nun &#x017F;o weit gebracht/ daß lauter Liebeshitz&#x2019;/</l><lb/>
              <l>Und keu&#x017F;che Flammen fu&#x0364;hlt die Scha&#x0364;frinn&#x2019; Eufro&#x017F;ille!</l><lb/>
              <l>Die vormals lauter Eyß/ ja derer harter Wille</l><lb/>
              <l>Zuvor wie Klippenfe&#x017F;t war zu erweichen nicht.</l><lb/>
              <l>Es &#x017F;ol &#x017F;eyn &#x017F;o ge&#x017F;chehn/ wie man mich hat bericht:</l><lb/>
              <l><hi rendition="#in">J</hi>N dem Myrtillus nun &#x017F;ein Leid &#x017F;o o&#x017F;&#x017F;t beklagte/</l><lb/>
              <l>Sein Leiden welches ihm das Hertz&#x2019; im Leibe plagte;</l><lb/>
              <l>Nach dem er hin und her/ in &#x017F;einen Wa&#x0364;ldern lieff</l><lb/>
              <l>Mit abge&#x017F;chwa&#x0364;chter Stimm&#x2019; u&#x0364;m Hu&#x0364;lff&#x2019; und Bey&#x017F;tand</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">rief</hi> </l><lb/>
              <l>Damit die Go&#x0364;tter doch/ nur mo&#x0364;chten ein Erbarmen</l><lb/>
              <l>Empfinden u&#x0364;ber ihm dem hochbetru&#x0364;bten Armen/</l><lb/>
              <l>Damit &#x017F;ein&#x2019; Eufro&#x017F;ill der Uhr&#x017F;prung &#x017F;einer Pein/</l><lb/>
              <l>Ein&#x017F;t mo&#x0364;chte wiederu&#x0364;m in ihn verliebet &#x017F;eyn;</l><lb/>
              <l>Da hat das o&#x0364;fftre Leid &#x017F;o un&#x017F;er Scha&#x0364;fer fu&#x0364;hret/</l><lb/>
              <l>Dem Heldengotte Mars das tapfre Hertz geru&#x0364;hret/</l><lb/>
              <l>Daß er auch al&#x017F;o bald/ &#x017F;ich auff die Rei&#x017F;e macht&#x2019;</l><lb/>
              <l>Auff un&#x017F;ern Helikon/ allwo in &#x017F;cho&#x0364;ner Pracht</l><lb/>
              <l>Der Printze Fo&#x0364;bus wohnt/ der ihm entgegen kommen</l><lb/>
              <l>Mit der geneundten Schaar/ nach dem nun aufgenomme&#x0303;</l><lb/>
              <l>Der gro&#x017F;&#x017F;e liebe Ga&#x017F;t/ demnach ihm angethan</l><lb/>
              <l>Viel Ehrerbietungen/ fieng Mars zu reden an.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0178] Poetiſch und Muſikaliſches-Luſt Vermittelſt dieſer Brunſt/ vermittelſt dieſer Liebe Die zugelaſſen iſt/ und ihrem Angetriebe/ War unſer Schaͤfer auch Myrtillus ſehr betruͤbt/ Der aͤdele Myrtill/ daher war er verliebt/ Jn ſeine Schaͤferin/ die ſeine liebſte Sonne/ Sein allerliebſtes Hertz/ ſein’ einge Freud’ und Wonne/ Die ſchoͤneſt’ Eufroſill/ die ſonder Heuchelen Ein rechter Außzug iſt aus vielen tauſenden. Wenn denn getreue Lieb’ iſt iederzeit belohnet Jm fall ſie Tugendhafft! wenn/ ſag’ ich/ ſie bewohnet Ein reines keuſches Hertz ſo nicht iſt angeſtekkt Mit falſcher Heucheley und geiler Luſt beflekkt/ (Wie oben ſchon gedacht) als iſt Myrtillens Leiden Auch wunderlich verkehrt in hochgewuͤnſchte Freuden. Jn dem der Goͤtter Gunſt/ durch Amors ſcharffen Witz Es nun ſo weit gebracht/ daß lauter Liebeshitz’/ Und keuſche Flammen fuͤhlt die Schaͤfrinn’ Eufroſille! Die vormals lauter Eyß/ ja derer harter Wille Zuvor wie Klippenfeſt war zu erweichen nicht. Es ſol ſeyn ſo geſchehn/ wie man mich hat bericht: JN dem Myrtillus nun ſein Leid ſo oſſt beklagte/ Sein Leiden welches ihm das Hertz’ im Leibe plagte; Nach dem er hin und her/ in ſeinen Waͤldern lieff Mit abgeſchwaͤchter Stimm’ uͤm Huͤlff’ und Beyſtand rief Damit die Goͤtter doch/ nur moͤchten ein Erbarmen Empfinden uͤber ihm dem hochbetruͤbten Armen/ Damit ſein’ Eufroſill der Uhrſprung ſeiner Pein/ Einſt moͤchte wiederuͤm in ihn verliebet ſeyn; Da hat das oͤfftre Leid ſo unſer Schaͤfer fuͤhret/ Dem Heldengotte Mars das tapfre Hertz geruͤhret/ Daß er auch alſo bald/ ſich auff die Reiſe macht’ Auff unſern Helikon/ allwo in ſchoͤner Pracht Der Printze Foͤbus wohnt/ der ihm entgegen kommen Mit der geneundten Schaar/ nach dem nun aufgenommẽ Der groſſe liebe Gaſt/ demnach ihm angethan Viel Ehrerbietungen/ fieng Mars zu reden an. Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/178
Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/178>, abgerufen am 21.11.2024.