Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.wäldchens andere Abtheilung. Ein Amaltheer Horn vol Weißheit überreicht/Der jenem Pindarus in teutscher Sprache gleicht/ Zur Welt gebohren ist. Er lest sein Fuhrwerk stehen Und steigt zu uns herab nach dem Er angesehen/ Daß ietzt erwehnter Freund bey dieser edlen Stadt Den Schulstaub mit Geduld so lang ertragen hat/ Nimmt ihn von da heraus/ setzt ihn zu grösren Ehren Nicht aber daß Er sich der Mühe solt' erwehren Und gantz befreyet seyn. Denn weil der Mensche noch Hier auf der Erden wallt/ liegt ihm das schwere Joch Der Arbeit auf dem Hals- und kan sich nicht entbinden/ Müh'/ Sorge/ Schweiß und Angst wird sich doch allzeit finden/ Er mach' es wie Er woll'. Er nimmt ihn bey der Hand/ Und führet ihn hinauf in einen höhren Stand/ Und zwar an diesem Tag' an dem er ist gebohren' An welchem Tag' Er ihn zu seinem Dienst' erkohren/ Stellt ihm ein wakkres Volk/ der Musen werthes Chor An jener Kinderstatt/ zu seiner Aufsicht vor. Wer nur was Redliches gelernet und verstehet/ Der wird doch endlichen zum Ehrenstand' erhöhet; Der bleibt nicht unten stehn der nur was gutes kan/ Die Tugend hebet auf nnd ehret ihren Mann. Du bist es mein Herr Titz/ du Freund der Kastalinnen/ Du deines Landes Zier/ du Liecht der Lignitzinnen Du teutscher Juvenal/ du hochbeliebter Freund Dem Föbus nun so schön/ so klar und frölich scheint. Du bist es mein Heir Titz/ den Er noch höher setzet/ Den Er mit süsser Lust an diesem Tag' ergetzet/ Und inniglich erfreut/ Er giebt Dir zuverstehn/ Daß dein so schönes Lob noch sol viel weiter gehn. Wolan ich freue mich/ daß Gott es so geschikket Daß eben diesen Tag dir solches hat geglükket/ Daß du geehrter Freund auf einen Lehrstuel steigst Und in der grossen Schul dich als ein Lehrer zeigst. Auch dieses wünsch' ich noch von meines Hertzengrunde Es wünschet Hertz und Mund/ daß dich zu aller Stunde Der- J v
waͤldchens andere Abtheilung. Ein Amaltheer Horn vol Weißheit uͤberreicht/Der jenem Pindarus in teutſcher Sprache gleicht/ Zur Welt gebohren iſt. Er leſt ſein Fuhrwerk ſtehen Und ſteigt zu uns herab nach dem Er angeſehen/ Daß ietzt erwehnter Freund bey dieſer edlen Stadt Den Schulſtaub mit Geduld ſo lang ertragen hat/ Nimmt ihn von da heraus/ ſetzt ihn zu groͤſren Ehren Nicht aber daß Er ſich der Muͤhe ſolt’ erwehren Und gantz befreyet ſeyn. Denn weil der Menſche noch Hier auf der Erden wallt/ liegt ihm das ſchwere Joch Der Arbeit auf dem Halſ- und kan ſich nicht entbinden/ Muͤh’/ Sorge/ Schweiß und Angſt wird ſich doch allzeit finden/ Er mach’ es wie Er woll’. Er nimmt ihn bey der Hand/ Und fuͤhret ihn hinauf in einen hoͤhren Stand/ Und zwar an dieſem Tag’ an dem er iſt gebohren’ An welchem Tag’ Er ihn zu ſeinem Dienſt’ erkohren/ Stellt ihm ein wakkres Volk/ der Muſen werthes Chor An jener Kinderſtatt/ zu ſeiner Aufſicht vor. Wer nur was Redliches gelernet und verſtehet/ Der wird doch endlichen zum Ehrenſtand’ erhoͤhet; Der bleibt nicht unten ſtehn der nur was gutes kan/ Die Tugend hebet auf nnd ehret ihren Mann. Du biſt es mein Herr Titz/ du Freund der Kaſtalinnen/ Du deines Landes Zier/ du Liecht der Lignitzinnen Du teutſcher Juvenal/ du hochbeliebter Freund Dem Foͤbus nun ſo ſchoͤn/ ſo klar und froͤlich ſcheint. Du biſt es mein Heir Titz/ den Er noch hoͤher ſetzet/ Den Er mit ſuͤſſer Luſt an dieſem Tag’ ergetzet/ Und inniglich erfreut/ Er giebt Dir zuverſtehn/ Daß dein ſo ſchoͤnes Lob noch ſol viel weiter gehn. Wolan ich freue mich/ daß Gott es ſo geſchikket Daß eben dieſen Tag dir ſolches hat gegluͤkket/ Daß du geehrter Freund auf einen Lehrſtuel ſteigſt Und in der groſſen Schul dich als ein Lehrer zeigſt. Auch dieſes wuͤnſch’ ich noch von meines Hertzengrunde Es wuͤnſchet Hertz und Mund/ daß dich zu aller Stunde Der- J v
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0203" n="167[177]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">waͤldchens andere Abtheilung.</hi> </fw><lb/> <l>Ein Amaltheer Horn vol Weißheit uͤberreicht/</l><lb/> <l>Der jenem Pindarus in teutſcher Sprache gleicht/</l><lb/> <l>Zur Welt gebohren iſt. Er leſt ſein Fuhrwerk ſtehen</l><lb/> <l>Und ſteigt zu uns herab nach dem Er angeſehen/</l><lb/> <l>Daß ietzt erwehnter Freund bey dieſer edlen Stadt</l><lb/> <l>Den Schulſtaub mit Geduld ſo lang ertragen hat/</l><lb/> <l>Nimmt ihn von da heraus/ ſetzt ihn zu groͤſren Ehren</l><lb/> <l>Nicht aber daß Er ſich der Muͤhe ſolt’ erwehren</l><lb/> <l>Und gantz befreyet ſeyn. Denn weil der Menſche noch</l><lb/> <l>Hier auf der Erden wallt/ liegt ihm das ſchwere Joch</l><lb/> <l>Der Arbeit auf dem Halſ- und kan ſich nicht entbinden/</l><lb/> <l>Muͤh’/ Sorge/ Schweiß und Angſt wird ſich doch allzeit</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">finden/</hi> </l><lb/> <l>Er mach’ es wie Er woll’. Er nimmt ihn bey der Hand/</l><lb/> <l>Und fuͤhret ihn hinauf in einen hoͤhren Stand/</l><lb/> <l>Und zwar an dieſem Tag’ an dem er iſt gebohren’</l><lb/> <l>An welchem Tag’ Er ihn zu ſeinem Dienſt’ erkohren/</l><lb/> <l>Stellt ihm ein wakkres Volk/ der Muſen werthes Chor</l><lb/> <l>An jener Kinderſtatt/ zu ſeiner Aufſicht vor.</l><lb/> <l>Wer nur was Redliches gelernet und verſtehet/</l><lb/> <l>Der wird doch endlichen zum Ehrenſtand’ erhoͤhet;</l><lb/> <l>Der bleibt nicht unten ſtehn der nur was gutes kan/</l><lb/> <l>Die Tugend hebet auf nnd ehret ihren Mann.</l><lb/> <l>Du biſt es mein Herr Titz/ du Freund der Kaſtalinnen/</l><lb/> <l>Du deines Landes Zier/ du Liecht der Lignitzinnen</l><lb/> <l>Du teutſcher Juvenal/ du hochbeliebter Freund</l><lb/> <l>Dem Foͤbus nun ſo ſchoͤn/ ſo klar und froͤlich ſcheint.</l><lb/> <l>Du biſt es mein Heir Titz/ den Er noch hoͤher ſetzet/</l><lb/> <l>Den Er mit ſuͤſſer Luſt an dieſem Tag’ ergetzet/</l><lb/> <l>Und inniglich erfreut/ Er giebt Dir zuverſtehn/</l><lb/> <l>Daß dein ſo ſchoͤnes Lob noch ſol viel weiter gehn.</l><lb/> <l>Wolan ich freue mich/ daß Gott es ſo geſchikket</l><lb/> <l>Daß eben dieſen Tag dir ſolches hat gegluͤkket/</l><lb/> <l>Daß du geehrter Freund auf einen Lehrſtuel ſteigſt</l><lb/> <l>Und in der groſſen Schul dich als ein Lehrer zeigſt.</l><lb/> <l>Auch dieſes wuͤnſch’ ich noch von meines Hertzengrunde</l><lb/> <l>Es wuͤnſchet Hertz und Mund/ daß dich zu aller Stunde</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">J v</fw> <fw place="bottom" type="catch">Der-</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [167[177]/0203]
waͤldchens andere Abtheilung.
Ein Amaltheer Horn vol Weißheit uͤberreicht/
Der jenem Pindarus in teutſcher Sprache gleicht/
Zur Welt gebohren iſt. Er leſt ſein Fuhrwerk ſtehen
Und ſteigt zu uns herab nach dem Er angeſehen/
Daß ietzt erwehnter Freund bey dieſer edlen Stadt
Den Schulſtaub mit Geduld ſo lang ertragen hat/
Nimmt ihn von da heraus/ ſetzt ihn zu groͤſren Ehren
Nicht aber daß Er ſich der Muͤhe ſolt’ erwehren
Und gantz befreyet ſeyn. Denn weil der Menſche noch
Hier auf der Erden wallt/ liegt ihm das ſchwere Joch
Der Arbeit auf dem Halſ- und kan ſich nicht entbinden/
Muͤh’/ Sorge/ Schweiß und Angſt wird ſich doch allzeit
finden/
Er mach’ es wie Er woll’. Er nimmt ihn bey der Hand/
Und fuͤhret ihn hinauf in einen hoͤhren Stand/
Und zwar an dieſem Tag’ an dem er iſt gebohren’
An welchem Tag’ Er ihn zu ſeinem Dienſt’ erkohren/
Stellt ihm ein wakkres Volk/ der Muſen werthes Chor
An jener Kinderſtatt/ zu ſeiner Aufſicht vor.
Wer nur was Redliches gelernet und verſtehet/
Der wird doch endlichen zum Ehrenſtand’ erhoͤhet;
Der bleibt nicht unten ſtehn der nur was gutes kan/
Die Tugend hebet auf nnd ehret ihren Mann.
Du biſt es mein Herr Titz/ du Freund der Kaſtalinnen/
Du deines Landes Zier/ du Liecht der Lignitzinnen
Du teutſcher Juvenal/ du hochbeliebter Freund
Dem Foͤbus nun ſo ſchoͤn/ ſo klar und froͤlich ſcheint.
Du biſt es mein Heir Titz/ den Er noch hoͤher ſetzet/
Den Er mit ſuͤſſer Luſt an dieſem Tag’ ergetzet/
Und inniglich erfreut/ Er giebt Dir zuverſtehn/
Daß dein ſo ſchoͤnes Lob noch ſol viel weiter gehn.
Wolan ich freue mich/ daß Gott es ſo geſchikket
Daß eben dieſen Tag dir ſolches hat gegluͤkket/
Daß du geehrter Freund auf einen Lehrſtuel ſteigſt
Und in der groſſen Schul dich als ein Lehrer zeigſt.
Auch dieſes wuͤnſch’ ich noch von meines Hertzengrunde
Es wuͤnſchet Hertz und Mund/ daß dich zu aller Stunde
Der-
J v
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |