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Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.

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Der Ander Theil deß Frewdenspiegels.
ich nicht/ ohn durchs Gesetze. Denn ich wuste nichts von der
Lust/ wo das Gesetz nicht hette gesagt: Laß dich nicht gelü-
sten. Da nam aber die Sünde Vrsach am Gebott/ vnd er-
reget in mir allerley Lüste/ denn ohn das Gesetze war die
Sünde todt/ Jch aber lebete etwa ohn Gesetz. Da aber das
Gebott kam/ ward die Sünde wider lebendig/ Jch aber
starb/ vnd es befand sich/ daß das Gebott mir zum Tode ge-
reichete/ das mir doch zum Leben gegeben war.

Die dritte Ey-
genschafft der
Widergeburt/
ist die Rechtfer-
tigung eines
armen Sünders
vor Gott.

Zum dritten/ folget hierauff die Iustificatio, oder die
gnädige Rechtfertigung eines armen Sünders für Gott/
vnd ist dieselbe hierinn begrieffen/ daß Gott den armen Sün-
dern (deren Hertz von Sünden schwer/ vnd von Angst ist
betrübet sehr) läßt das Euangelium von Christo predigen/
vnd jhnen verkündigen/ daß Christus aller Welt Missethat
auff sich genommen/ vnd vmb vnser Sünde willen gestor-
ben/ vnnd vmb vnser Gerechtigkeit willen aufferstanden
sey/ habe das Gesetz für vns erfüllet/ den Zorn seines Vat-
ters gestillet/ die Helle geschleifft/ vnd den Teuffel vber-
wunden: Durch diese Predigt/ tröstet er die betrübte
Sünder/ wircket vnnd zündet den Glauben in jhnen an/
daß sie solchem Wort trauwen/ vnd durch den Glauben
rechnet er jhnen die Gerechtigkeit Christi zu/ vergibt die
Sünde/ vnd stillet jhr Gewissen/ daß sie ruhen vnd zu frie-
den seyn.

Gott läßt das
Euangelium
predigen/ vnnd
vns hierinn die
Gerechtigkeit
Christi seines
Sohns anbie-
ten.

Von solchem tröstlichen Ampt deß Euangelij zeuget
die Schrifft an vielen Orten. Sanct Paulus spricht: Diß
ist das Wort vom Glauben/ das wir predigen/ Dann so du
mit deinem Munde bekennest Jesum/ daß er der Herr
sey/ vnd glaubest in deinem Hertzen/ daß jhn Gott von den
Todten aufferwecket hat/ so wirstu selig. Jtem: GOtt hat
vns das Ampt gegeben/ das die Versöhnung prediget.

Denn

Der Ander Theil deß Frewdenſpiegels.
ich nicht/ ohn durchs Geſetze. Denn ich wuſte nichts von der
Luſt/ wo das Geſetz nicht hette geſagt: Laß dich nicht gelü-
ſten. Da nam aber die Sünde Vrſach am Gebott/ vnd er-
reget in mir allerley Lüſte/ denn ohn das Geſetze war die
Sünde todt/ Jch aber lebete etwa ohn Geſetz. Da aber das
Gebott kam/ ward die Sünde wider lebendig/ Jch aber
ſtarb/ vnd es befand ſich/ daß das Gebott mir zum Tode ge-
reichete/ das mir doch zum Leben gegeben war.

Die dritte Ey-
genſchafft der
Widergeburt/
iſt die Rechtfer-
tigung eines
armẽ Sünders
vor Gott.

Zum dritten/ folget hierauff die Iuſtificatio, oder die
gnädige Rechtfertigung eines armen Sünders für Gott/
vnd iſt dieſelbe hierinn begrieffen/ daß Gott den armẽ Sün-
dern (deren Hertz von Sünden ſchwer/ vnd von Angſt iſt
betrübet ſehr) läßt das Euangelium von Chriſto predigen/
vnd jhnen verkündigen/ daß Chriſtus aller Welt Miſſethat
auff ſich genommen/ vnd vmb vnſer Sünde willen geſtor-
ben/ vnnd vmb vnſer Gerechtigkeit willen aufferſtanden
ſey/ habe das Geſetz für vns erfüllet/ den Zorn ſeines Vat-
ters geſtillet/ die Helle geſchleifft/ vnd den Teuffel vber-
wunden: Durch dieſe Predigt/ tröſtet er die betrübte
Sünder/ wircket vnnd zündet den Glauben in jhnen an/
daß ſie ſolchem Wort trauwen/ vnd durch den Glauben
rechnet er jhnen die Gerechtigkeit Chriſti zu/ vergibt die
Sünde/ vnd ſtillet jhr Gewiſſen/ daß ſie ruhen vnd zu frie-
den ſeyn.

Gott läßt das
Euangelium
predigen/ vnnd
vns hierinn die
Gerechtigkeit
Chriſti ſeines
Sohns anbie-
ten.

Von ſolchem tröſtlichen Ampt deß Euangelij zeuget
die Schrifft an vielen Orten. Sanct Paulus ſpricht: Diß
iſt das Wort vom Glauben/ das wir predigen/ Dann ſo du
mit deinem Munde bekenneſt Jeſum/ daß er der Herr
ſey/ vnd glaubeſt in deinem Hertzen/ daß jhn Gott von den
Todten aufferwecket hat/ ſo wirſtu ſelig. Jtem: GOtt hat
vns das Ampt gegeben/ das die Verſöhnung prediget.

Denn
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[250/0268] Der Ander Theil deß Frewdenſpiegels. ich nicht/ ohn durchs Geſetze. Denn ich wuſte nichts von der Luſt/ wo das Geſetz nicht hette geſagt: Laß dich nicht gelü- ſten. Da nam aber die Sünde Vrſach am Gebott/ vnd er- reget in mir allerley Lüſte/ denn ohn das Geſetze war die Sünde todt/ Jch aber lebete etwa ohn Geſetz. Da aber das Gebott kam/ ward die Sünde wider lebendig/ Jch aber ſtarb/ vnd es befand ſich/ daß das Gebott mir zum Tode ge- reichete/ das mir doch zum Leben gegeben war. Zum dritten/ folget hierauff die Iuſtificatio, oder die gnädige Rechtfertigung eines armen Sünders für Gott/ vnd iſt dieſelbe hierinn begrieffen/ daß Gott den armẽ Sün- dern (deren Hertz von Sünden ſchwer/ vnd von Angſt iſt betrübet ſehr) läßt das Euangelium von Chriſto predigen/ vnd jhnen verkündigen/ daß Chriſtus aller Welt Miſſethat auff ſich genommen/ vnd vmb vnſer Sünde willen geſtor- ben/ vnnd vmb vnſer Gerechtigkeit willen aufferſtanden ſey/ habe das Geſetz für vns erfüllet/ den Zorn ſeines Vat- ters geſtillet/ die Helle geſchleifft/ vnd den Teuffel vber- wunden: Durch dieſe Predigt/ tröſtet er die betrübte Sünder/ wircket vnnd zündet den Glauben in jhnen an/ daß ſie ſolchem Wort trauwen/ vnd durch den Glauben rechnet er jhnen die Gerechtigkeit Chriſti zu/ vergibt die Sünde/ vnd ſtillet jhr Gewiſſen/ daß ſie ruhen vnd zu frie- den ſeyn. Von ſolchem tröſtlichen Ampt deß Euangelij zeuget die Schrifft an vielen Orten. Sanct Paulus ſpricht: Diß iſt das Wort vom Glauben/ das wir predigen/ Dann ſo du mit deinem Munde bekenneſt Jeſum/ daß er der Herr ſey/ vnd glaubeſt in deinem Hertzen/ daß jhn Gott von den Todten aufferwecket hat/ ſo wirſtu ſelig. Jtem: GOtt hat vns das Ampt gegeben/ das die Verſöhnung prediget. Denn

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Zitationshilfe: Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/268>, abgerufen am 16.07.2024.