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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.

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Erzählungen, mit ungedruckten Urkun-
den zu belegen. Daß er der Chronologie
nicht genugsam erfahren gewesen, ist offenbar,
da er die Heurath des Sebaldus im Jahre
1762, und also, wie aus ächten brieflichen
Urkunden zu erweisen, an zwanzig Jahre zu
spät annimmt. Er ist hierinn eben so un-
achtsam, wie sein Mitbruder, der nachlässige
Virgil, in dessen Aeneide die verpfuschte Chro-
nologie, von den gelehrtesten Commenta-
toren, mit vieler Mühe kaum hat in Ord-
nung gebracht werden können.

Jn dieser wahrhaften Lebensbeschreibung
hingegen, hat man die Zeitrechnung so genau be-
obachtet, daß man nicht allein das Jahr, sondern
auch den Monath und den Tag angeben kann,
wenn eine jede Begebenheit vorgegangen ist,
und an vollständigen diplomatischen Bewei-
sen wird diese Geschichte keiner andern nach-
zusetzen seyn. Wir haben die Vocation des
Sebaldus und seine Absetzungsacte, die

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Erzaͤhlungen, mit ungedruckten Urkun-
den zu belegen. Daß er der Chronologie
nicht genugſam erfahren geweſen, iſt offenbar,
da er die Heurath des Sebaldus im Jahre
1762, und alſo, wie aus aͤchten brieflichen
Urkunden zu erweiſen, an zwanzig Jahre zu
ſpaͤt annimmt. Er iſt hierinn eben ſo un-
achtſam, wie ſein Mitbruder, der nachlaͤſſige
Virgil, in deſſen Aeneide die verpfuſchte Chro-
nologie, von den gelehrteſten Commenta-
toren, mit vieler Muͤhe kaum hat in Ord-
nung gebracht werden koͤnnen.

Jn dieſer wahrhaften Lebensbeſchreibung
hingegen, hat man die Zeitrechnung ſo genau be-
obachtet, daß man nicht allein das Jahr, ſondern
auch den Monath und den Tag angeben kann,
wenn eine jede Begebenheit vorgegangen iſt,
und an vollſtaͤndigen diplomatiſchen Bewei-
ſen wird dieſe Geſchichte keiner andern nach-
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Sebaldus und ſeine Abſetzungsacte, die

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[0011] Erzaͤhlungen, mit ungedruckten Urkun- den zu belegen. Daß er der Chronologie nicht genugſam erfahren geweſen, iſt offenbar, da er die Heurath des Sebaldus im Jahre 1762, und alſo, wie aus aͤchten brieflichen Urkunden zu erweiſen, an zwanzig Jahre zu ſpaͤt annimmt. Er iſt hierinn eben ſo un- achtſam, wie ſein Mitbruder, der nachlaͤſſige Virgil, in deſſen Aeneide die verpfuſchte Chro- nologie, von den gelehrteſten Commenta- toren, mit vieler Muͤhe kaum hat in Ord- nung gebracht werden koͤnnen. Jn dieſer wahrhaften Lebensbeſchreibung hingegen, hat man die Zeitrechnung ſo genau be- obachtet, daß man nicht allein das Jahr, ſondern auch den Monath und den Tag angeben kann, wenn eine jede Begebenheit vorgegangen iſt, und an vollſtaͤndigen diplomatiſchen Bewei- ſen wird dieſe Geſchichte keiner andern nach- zuſetzen ſeyn. Wir haben die Vocation des Sebaldus und ſeine Abſetzungsacte, die Pre- )( 3

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/11>, abgerufen am 28.04.2024.