Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite



aus solchen Augenpunkten zu betrachten, so werden
sie sie mit weit glücklicherm Erfolge erweitern,
als durch trockne Compendien, leere Speculatio-
nen und absichtlose Compilationen, sie werden
für Kenner schreiben, und doch den Lesern aus allen
Ständen interessant werden. Selbst durch dieses
Jnteresse, werden sie alle Arten von Lesern zum Stu-
diren wissenschaftlicher Kenntnisse ermuntern, so wer-
den sich die Wissenschaften in mehrere Stände aus-
breiten, und gelehrte Schriftsteller werden den mehr
erleuchteten Lesern fasslich schreiben können, ohne der
seichten Denkungsart des großen Haufens zugefallen,
eine unrechtverstandene Popularität zu affectiren.

Seb. Jch finde, daß Sie vollkommen Recht haben.
Jch kenne keinen höhern Nutzen der Wissenschaften, als
die Erleuchtung des menschlichen Geschlechts. Aber
hiezu haben gewiß vortrefliche deutsche Schriftsteller
auch das Jhrige beygetragen, ich darf ihnen nur aus
dem Fache, das ich kenne, die würdigen Gottesgelehrten
unsers Vaterlandes ins Gemüth bringen, die sich mit
glücklichem Erfolge bemühet haben, Dogmatik, Exe-
gese und Polemik, nach dem Nutzen und dem Scha-
den, den sie dem menschlichen Geschlechte bringen kön-
nen, zu betrachten.

Hier



aus ſolchen Augenpunkten zu betrachten, ſo werden
ſie ſie mit weit gluͤcklicherm Erfolge erweitern,
als durch trockne Compendien, leere Speculatio-
nen und abſichtloſe Compilationen, ſie werden
fuͤr Kenner ſchreiben, und doch den Leſern aus allen
Staͤnden intereſſant werden. Selbſt durch dieſes
Jntereſſe, werden ſie alle Arten von Leſern zum Stu-
diren wiſſenſchaftlicher Kenntniſſe ermuntern, ſo wer-
den ſich die Wiſſenſchaften in mehrere Staͤnde aus-
breiten, und gelehrte Schriftſteller werden den mehr
erleuchteten Leſern faſſlich ſchreiben koͤnnen, ohne der
ſeichten Denkungsart des großen Haufens zugefallen,
eine unrechtverſtandene Popularitaͤt zu affectiren.

Seb. Jch finde, daß Sie vollkommen Recht haben.
Jch kenne keinen hoͤhern Nutzen der Wiſſenſchaften, als
die Erleuchtung des menſchlichen Geſchlechts. Aber
hiezu haben gewiß vortrefliche deutſche Schriftſteller
auch das Jhrige beygetragen, ich darf ihnen nur aus
dem Fache, das ich kenne, die wuͤrdigen Gottesgelehrten
unſers Vaterlandes ins Gemuͤth bringen, die ſich mit
gluͤcklichem Erfolge bemuͤhet haben, Dogmatik, Exe-
geſe und Polemik, nach dem Nutzen und dem Scha-
den, den ſie dem menſchlichen Geſchlechte bringen koͤn-
nen, zu betrachten.

Hier
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0154" n="130"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
aus &#x017F;olchen Augenpunkten zu betrachten, &#x017F;o werden<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ie mit weit glu&#x0364;cklicherm Erfolge erweitern,<lb/>
als durch trockne Compendien, leere Speculatio-<lb/>
nen und ab&#x017F;ichtlo&#x017F;e Compilationen, &#x017F;ie werden<lb/>
fu&#x0364;r Kenner &#x017F;chreiben, und doch den Le&#x017F;ern aus allen<lb/>
Sta&#x0364;nden intere&#x017F;&#x017F;ant werden. Selb&#x017F;t durch die&#x017F;es<lb/>
Jntere&#x017F;&#x017F;e, werden &#x017F;ie alle Arten von Le&#x017F;ern zum Stu-<lb/>
diren wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlicher Kenntni&#x017F;&#x017F;e ermuntern, &#x017F;o wer-<lb/>
den &#x017F;ich die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften in mehrere Sta&#x0364;nde aus-<lb/>
breiten, und gelehrte Schrift&#x017F;teller werden den mehr<lb/>
erleuchteten Le&#x017F;ern fa&#x017F;&#x017F;lich &#x017F;chreiben ko&#x0364;nnen, ohne der<lb/>
&#x017F;eichten Denkungsart des großen Haufens zugefallen,<lb/>
eine unrechtver&#x017F;tandene Popularita&#x0364;t zu affectiren.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Seb.</hi> Jch finde, daß Sie vollkommen Recht haben.<lb/>
Jch kenne keinen ho&#x0364;hern Nutzen der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften, als<lb/>
die Erleuchtung des men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlechts. Aber<lb/>
hiezu haben gewiß vortrefliche deut&#x017F;che Schrift&#x017F;teller<lb/>
auch das Jhrige beygetragen, ich darf ihnen nur aus<lb/>
dem Fache, das ich kenne, die wu&#x0364;rdigen Gottesgelehrten<lb/>
un&#x017F;ers Vaterlandes ins Gemu&#x0364;th bringen, die &#x017F;ich mit<lb/>
glu&#x0364;cklichem Erfolge bemu&#x0364;het haben, Dogmatik, Exe-<lb/>
ge&#x017F;e und Polemik, nach dem Nutzen und dem Scha-<lb/>
den, den &#x017F;ie dem men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlechte bringen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, zu betrachten.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Hier</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0154] aus ſolchen Augenpunkten zu betrachten, ſo werden ſie ſie mit weit gluͤcklicherm Erfolge erweitern, als durch trockne Compendien, leere Speculatio- nen und abſichtloſe Compilationen, ſie werden fuͤr Kenner ſchreiben, und doch den Leſern aus allen Staͤnden intereſſant werden. Selbſt durch dieſes Jntereſſe, werden ſie alle Arten von Leſern zum Stu- diren wiſſenſchaftlicher Kenntniſſe ermuntern, ſo wer- den ſich die Wiſſenſchaften in mehrere Staͤnde aus- breiten, und gelehrte Schriftſteller werden den mehr erleuchteten Leſern faſſlich ſchreiben koͤnnen, ohne der ſeichten Denkungsart des großen Haufens zugefallen, eine unrechtverſtandene Popularitaͤt zu affectiren. Seb. Jch finde, daß Sie vollkommen Recht haben. Jch kenne keinen hoͤhern Nutzen der Wiſſenſchaften, als die Erleuchtung des menſchlichen Geſchlechts. Aber hiezu haben gewiß vortrefliche deutſche Schriftſteller auch das Jhrige beygetragen, ich darf ihnen nur aus dem Fache, das ich kenne, die wuͤrdigen Gottesgelehrten unſers Vaterlandes ins Gemuͤth bringen, die ſich mit gluͤcklichem Erfolge bemuͤhet haben, Dogmatik, Exe- geſe und Polemik, nach dem Nutzen und dem Scha- den, den ſie dem menſchlichen Geſchlechte bringen koͤn- nen, zu betrachten. Hier

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/154
Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/154>, abgerufen am 13.05.2024.