Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite



"gend Lustbarkeit heist, in einer Stunde wo ich meiner
"Sinne nicht mächtig war, zum Soldaten anwerben
"lassen. Die Reue folgte auf diesen Schritt nur alzu-
"bald. Jch wuste, daß mein Vater Vermögen hat,
"meine Loßkaufung zu bezahlen. Er ist Generalsupe-
"rintendent in **--"

"Wie? in **? und er heist? --"

"Stauzius."

"Jch kenne Jhren Vater, sagte Sebaldus sehr ge-
"lassen, und Sie sollen hier einen sichern Aufenthalt
"haben, bis Sie an Jhren Vater ihren Zustand melden
"können."

"Jch habe bereits an meinem Vater geschrieben
"und habe ihn um Beystand ersucht. Er antwortete
"mir, daß er mit der Landkutsche, die morgen Vor-
"mittag hier ankommt, eintreffen werde. Jch solte
"aber schon, durch einen unwiederruflichen Befehl,
"morgen frühe mit einem Recrutentransporte abge-
"hen. Jch befürchtete, daß alsdenn meines Vaters
"Hülfe zu spät seyn möchte, ich war außer mir,
"und da die Schildwacht auf einen Augenblick nicht
"aufmerksam war, entsprang ich im Dunkeln, und
"dachte in diesem Winkel unentdeckt zu bleiben. Was
"ich morgen thun solte, wuste ich nicht, und fast
"weiß ich es noch nicht, denn mein Vater ist ein stren-

"ger



„gend Luſtbarkeit heiſt, in einer Stunde wo ich meiner
„Sinne nicht maͤchtig war, zum Soldaten anwerben
„laſſen. Die Reue folgte auf dieſen Schritt nur alzu-
„bald. Jch wuſte, daß mein Vater Vermoͤgen hat,
„meine Loßkaufung zu bezahlen. Er iſt Generalſupe-
„rintendent in **—‟

„Wie? in **? und er heiſt? —‟

Stauzius.

„Jch kenne Jhren Vater, ſagte Sebaldus ſehr ge-
„laſſen, und Sie ſollen hier einen ſichern Aufenthalt
„haben, bis Sie an Jhren Vater ihren Zuſtand melden
„koͤnnen.‟

„Jch habe bereits an meinem Vater geſchrieben
„und habe ihn um Beyſtand erſucht. Er antwortete
„mir, daß er mit der Landkutſche, die morgen Vor-
„mittag hier ankommt, eintreffen werde. Jch ſolte
„aber ſchon, durch einen unwiederruflichen Befehl,
„morgen fruͤhe mit einem Recrutentransporte abge-
„hen. Jch befuͤrchtete, daß alsdenn meines Vaters
„Huͤlfe zu ſpaͤt ſeyn moͤchte, ich war außer mir,
„und da die Schildwacht auf einen Augenblick nicht
„aufmerkſam war, entſprang ich im Dunkeln, und
„dachte in dieſem Winkel unentdeckt zu bleiben. Was
„ich morgen thun ſolte, wuſte ich nicht, und faſt
„weiß ich es noch nicht, denn mein Vater iſt ein ſtren-

„ger
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0165" n="139"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x201E;gend Lu&#x017F;tbarkeit hei&#x017F;t, in einer Stunde wo ich meiner<lb/>
&#x201E;Sinne nicht ma&#x0364;chtig war, zum Soldaten anwerben<lb/>
&#x201E;la&#x017F;&#x017F;en. Die Reue folgte auf die&#x017F;en Schritt nur alzu-<lb/>
&#x201E;bald. Jch wu&#x017F;te, daß mein Vater Vermo&#x0364;gen hat,<lb/>
&#x201E;meine Loßkaufung zu bezahlen. Er i&#x017F;t General&#x017F;upe-<lb/>
&#x201E;rintendent in **&#x2014;&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wie? in **? und er hei&#x017F;t? &#x2014;&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;<hi rendition="#fr">Stauzius.</hi>&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jch kenne Jhren Vater, &#x017F;agte <hi rendition="#fr">Sebaldus</hi> &#x017F;ehr ge-<lb/>
&#x201E;la&#x017F;&#x017F;en, und Sie &#x017F;ollen hier einen &#x017F;ichern Aufenthalt<lb/>
&#x201E;haben, bis Sie an Jhren Vater ihren Zu&#x017F;tand melden<lb/>
&#x201E;ko&#x0364;nnen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jch habe bereits an meinem Vater ge&#x017F;chrieben<lb/>
&#x201E;und habe ihn um Bey&#x017F;tand er&#x017F;ucht. Er antwortete<lb/>
&#x201E;mir, daß er mit der Landkut&#x017F;che, die morgen Vor-<lb/>
&#x201E;mittag hier ankommt, eintreffen werde. Jch &#x017F;olte<lb/>
&#x201E;aber &#x017F;chon, durch einen unwiederruflichen Befehl,<lb/>
&#x201E;morgen fru&#x0364;he mit einem Recrutentransporte abge-<lb/>
&#x201E;hen. Jch befu&#x0364;rchtete, daß alsdenn meines Vaters<lb/>
&#x201E;Hu&#x0364;lfe zu &#x017F;pa&#x0364;t &#x017F;eyn mo&#x0364;chte, ich war außer mir,<lb/>
&#x201E;und da die Schildwacht auf einen Augenblick nicht<lb/>
&#x201E;aufmerk&#x017F;am war, ent&#x017F;prang ich im Dunkeln, und<lb/>
&#x201E;dachte in die&#x017F;em Winkel unentdeckt zu bleiben. Was<lb/>
&#x201E;ich morgen thun &#x017F;olte, wu&#x017F;te ich nicht, und fa&#x017F;t<lb/>
&#x201E;weiß ich es noch nicht, denn mein Vater i&#x017F;t ein &#x017F;tren-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;ger</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0165] „gend Luſtbarkeit heiſt, in einer Stunde wo ich meiner „Sinne nicht maͤchtig war, zum Soldaten anwerben „laſſen. Die Reue folgte auf dieſen Schritt nur alzu- „bald. Jch wuſte, daß mein Vater Vermoͤgen hat, „meine Loßkaufung zu bezahlen. Er iſt Generalſupe- „rintendent in **—‟ „Wie? in **? und er heiſt? —‟ „Stauzius.‟ „Jch kenne Jhren Vater, ſagte Sebaldus ſehr ge- „laſſen, und Sie ſollen hier einen ſichern Aufenthalt „haben, bis Sie an Jhren Vater ihren Zuſtand melden „koͤnnen.‟ „Jch habe bereits an meinem Vater geſchrieben „und habe ihn um Beyſtand erſucht. Er antwortete „mir, daß er mit der Landkutſche, die morgen Vor- „mittag hier ankommt, eintreffen werde. Jch ſolte „aber ſchon, durch einen unwiederruflichen Befehl, „morgen fruͤhe mit einem Recrutentransporte abge- „hen. Jch befuͤrchtete, daß alsdenn meines Vaters „Huͤlfe zu ſpaͤt ſeyn moͤchte, ich war außer mir, „und da die Schildwacht auf einen Augenblick nicht „aufmerkſam war, entſprang ich im Dunkeln, und „dachte in dieſem Winkel unentdeckt zu bleiben. Was „ich morgen thun ſolte, wuſte ich nicht, und faſt „weiß ich es noch nicht, denn mein Vater iſt ein ſtren- „ger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/165
Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/165>, abgerufen am 12.05.2024.